Dürkheimer Wurstmarkt

Dürkheimer Hochzeit(en)

August 2024

Michael Dostal

Themen

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Freizeit und Bewegung

Das größte Weinfest der Welt steht für vielfältige Verbindungen. Beim Wurstmarkt sind Tradition und Lebensgefühl ein Paar. Hier kommen die unterschiedlichsten Menschen spontan miteinander ins Gespräch. Hier treffen sich Jahr für Jahr, ohne es planen zu müssen, alte Freunde wieder. Und hier kann sogar geheiratet werden – eine Premiere.

Die Bad Dürkheimer Zeitrechnung ist einfach. Vier Worte reichen aus: „vor“, „nach“, „dem“ und „Wurstmarkt“. Das größte Weinfest der Welt mit seinen zwei Wochenenden im September ordnet das Jahr. Viele halten sich diese Hochzeit im Kalender grundsätzlich frei. Und wenn der letzte Schoppen getrunken ist, beginnt auf der digitalen Uhr am Wurstmarktkreisel schon wieder der Countdown. Ab dann läuft die Zeit bis zum nächsten „Wuma“, wie ihn die Dürkheimer fast zärtlich nennen. Sie, die Pfälzer und ihre Gäste, lieben eben ihren Wurstmarkt.

Der Reiz der Verbindungen

Dies hat mit vielfältigen Verbindungen zu tun, die Volksfest-Rummel und Pfalz-Genuss gleichzeitig ermöglichen: Wuma-Umzug und Eröffnungsspiel knüpfen an die über 600 Jahre alte Geschichte an. Schubkarchstände und Weindorf machen Weingenuss in seiner ganzen Bandbreite erlebbar. Die Fressgasse mit ihren Essensständen und die Gastronomie sorgen für kulinarische Leckereien. Literarischer Frühschoppen und Pfälzer Poesie geben der Pfälzer Mundart ein Zuhause. Musik im Festzelt, Jazz auf der Open-Air-Bühne und zwei große Feuerwerke setzen zusätzlich Akzente.

Gottes Segen für Paare

Beim 608. Wurstmarkt in diesem Jahr kommen ganz besondere Verbindungen hinzu: Hochzeiten in der Bad Dürkheimer Hochzeit. Zum ersten Mal kann man sich nämlich auf dem Fest das Ja-Wort geben. Dafür, dass sich so die Liebe zum Wurstmarkt mit dem privaten Glück verbinden lässt, sorgt die Evangelische Kirche der Pfalz. Mit ihrem neu geschaffenen Segensbüro „Blessed“ macht sie das Heiraten „unkompliziert, spontan und mit Gottes Segen“ möglich. Paare, die schon standesamtlich verheiratet sind und bei denen mindestens ein Partner Mitglied der evangelischen Kirche ist, können sich am Samstag, 14. September, kirchlich trauen oder segnen lassen. Ihr Zeitfenster dafür sichern sich Paare auf einem Online-Portal, das seit 3. Juni freigeschaltet ist. 38 von insgesamt 62 Terminen waren bei Redaktionsschluss bereits vergeben. Übrigens: Für Kurzentschlossene werden einige freigehalten.

Lieblingsorte von Menschen

Schon Jesus sei ja Wanderprediger gewesen, der auf die Menschen zuging. Pfarrerin Diemut Meyer, die seit April das Segensbüro mit Sitz in Speyer leitet, ist davon überzeugt, dass auch die Kirche zu den Menschen kommen muss. Meyer, 1964 in Bochum geboren, hat als Theologin und Journalistin in verschiedenen Landeskirchen neue Arbeitsbereiche aufgebaut – zum Beispiel die Kulturkirche St. Stephani in Bremen an der Schnittstelle von Kirche und Kultur. „Es ist eine wunderbare Idee, an einen Lieblingsort von Menschen zu gehen“, freut sich Meyer, die „vor drei Monaten noch kein Dubbeglas kannte“. Auch Wurstmarkt habe sie erst einmal googeln müssen. Mittlerweile gebe es für sie nun durch die Koordination des Hochzeit-Projektes viele Verbindungen in die Pfalz. „Ich finde es einfach toll, dass die Organisatoren mitmachen“, freut sich die Pfarrerin.

PREMIERE Pfarrerin Diemut Meyer will Heiraten unkompliziert möglich machen. Fotos: Anna Schwartz, Beatriz Perez/Unsplash

Besonderheiten integrieren

Ideengeber sind Anja Behrens und Dr. Timo Schmidt, theologische Referentin beim Landeskirchenrat in Speyer und persönlicher Referent der Kirchenpräsidentin. „Mit dem Wurstmarkt sind viele in der Pfalz quasi sowieso verheiratet“, sagt Marcus Brill mit einem Schmunzeln. Der Marktmeister des Wurstmarkts bezeichnet es als „schöne Sache, wenn in so einem Raum die Partnerschaft für das restliche Leben besiegelt wird“. Nachdem die Kirche Interesse signalisierte, habe man natürlich erst einmal diskutiert. Fragen wie „Brauchen wir dies?“ oder „Kann es funktionieren?“ seien zu klären gewesen. Da der Wurstmarkt seine eigenen Gesetzmäßigkeiten habe und es nicht ein großes Zentrum gebe, so Brill, sei geordnet und strukturiert worden. Das Ergebnis: Besondere Elemente müssen integriert werden. So wurden schließlich drei Schubkarchstände, das Weindorf, das Riesenrad und die Michaeliskapelle zu Trauorten auf dem Wurstmarkt.

Organisatorischer Aufwand

Geheiratet werden kann am Samstag, 14. September, zwischen 11 und 22 Uhr. Vorgesehen sind jeweils halbstündige Zeremonien. Hinter allem steckt ein enormer organisatorischer Aufwand. Ein Team von 20 Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Dekanat Bad Dürkheim-Grünstadt und anderen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche der Pfalz steht bereit, um zu trauen und zu segnen. An allen Trauorten sorgen Musiker live für einen feierlichen Rahmen. Neben Gesang reicht dabei das Spektrum der Instrumente vom E-Bass über Mundharmonika, Piano, Trompete bis zum Saxofon. In der Riesenrad-Gondel wird die Wunschmusik der Paare aus den Boxen ertönen.

TRAUORTE Im Weindorf und bei der Michaeliskapelle sind ebenfalls Trauungen möglich. Fotos: Stadt Bad Dürkheim/Heimatlichter, Christoph Partsch

Gekräftigt und gestärkt

„Jeder, der seine Verbindung mit dem Segen Gottes feiern möchte, ist hier richtig“, betont Segensbüro-Leiterin Meyer. Das Angebot richte sich „an alle Liebenden, ganz gleich ob gleichgeschlechtlich, hetero, frisch verliebt oder schon seit Jahren zusammen“. So wird ein Paar, das sich auf dem Wurstmarkt kennengelernt hat, sein Eheversprechen bekräftigen. „Sie hatten denselben Arbeitgeber, kannten sich aber bis zum Wuma-Tag nur telefonisch. Das Paar ist jetzt schon lange standesamtlich und kirchlich verheiratet und bittet um einen Auffrischungssegen“, erläutert Meyer den Hintergrund. Ein anderes Paar, standesamtlich verheiratet, habe durch berufliche Pläne und Auslandsaufenthalte nie den richtigen Zeitpunkt gefunden und holt nun die kirchliche Trauung nach. Meyer möchte mit dem Segensbüro auch diejenigen erreichen, denen die Kirche als Institution fremd geworden ist. Neben Trauungen begleitet sie Menschen auch bei Taufen oder Beerdigungen. Die Pfarrerin betont: „Gesegnet werden bedeutet für mich, gekräftigt und gestärkt hinaus ins Leben zu gehen und zu wissen, man muss nicht alles allein tragen.“