Pfälzer Perspektiven
Entspannt im
Pfälzer Sommer
Betrachtungen von Janina Huber rund um die Sorge, vielleicht etwas Wichtiges verpassen zu können, und warum sie bei Pfälzern oft unbegründet ist.
Wenn die Temperaturen sich langsam jenseits der zehn Grad einpendeln und die Sonne lockt, fangen nicht nur die Reben an, vor neuem Leben zu sprießen – auch uns Pfälzer zieht es raus aus dem Haus. Ein Weinfest hier, eine Kerwe dort, die Jahrgangspräsentation beim Lieblingsweingut, mal wieder ins Schwimmbad, und ach, war da nicht die neue Wanderroute, die wir ausprobieren wollten? Ziele für das nächste Wochenendprogramm gibt es noch und nöcher. Für unsere vielen Pläne hat der Sommer einfach zu wenige Wochenenden. Da kann schon mal Entscheidungsnot aufkommen. Und spätestens, wenn einem montags bei der Arbeit die Kollegen erzählen, was sie nicht alles erlebt hätten und fragen, warum man selbst nicht da gewesen sei, dann ist es da: dieses komische Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben.
Fomo – die Angst etwas zu Verpassen
Wussten Sie, dass es in der Social-Media-Zeit für dieses Gefühl sogar einen Ausdruck gibt? FOMO, die „Fear of missing out“ – also die Angst, etwas zu verpassen – bereitet Nutzerinnen und Nutzern der Plattformen im Netz ernsthafte Probleme. Schließlich sieht man hier ständig, was die anderen so treiben. Und während man selbst vielleicht zuhause das Sofa hütet, macht sich das ungute Gefühl in einem breit, ob man nicht die Party des Jahrhunderts verpasst. Dahinter steckt, so analysieren Psychologen, vor allem die Angst, durch das soziale Raster zu fallen und Kontakte zu verlieren.
Die Autorin
Janina Huber, 1989 in Bad Dürkheim geboren, hat Geschichte, Latein und Philosophie studiert. Ihre Leidenschaft für Wein machte die pfälzische Weinkönigin 2013/2014 und Deutsche Weinkönigin 2014/2015 längst zum Beruf. 2018 startete sie als selbstständige Weinfachfrau mit den Schwerpunkten Moderation und Kommunikation. Weinkurse und Workshops für Profis und Liebhaber bei der Weinschule „Grape skills“ in Heidelberg sind jetzt ihre Hauptbeschäftigung.
Zu Pfälzern passt Jomo
Auch die Pfälzer Social-Media-Welt ist am Wochenende überflutet von allerlei Eindrücken aus dem Leben unserer Mitmenschen – Genuss, Feiern, Kontakt zu anderen, alles ist dabei. Müssten wir da nicht alle verrückt werden vor FOMO? Ich glaube, zu uns Pfälzern passt viel besser das Gegenkonzept: Es gibt nämlich auch die „Joy of missing out“. Man blickt nicht auf die anderen, sondern tut, wonach einem gerade ist, und genießt das in vollen Zügen. Das kann ein Bad in der Menge beim nächsten Konzert sein, kulinarische Hochgenüsse oder einfach nur ein Tag allein in der Hängematte. Diese Einstellung lässt uns dem Pfälzer Sommer mit all seinen Angeboten entspannt entgegenblicken: Ganz gleich, wo wir sein werden, am Ende sind wir genau dort richtig! Und überhaupt: Das Beste daran, zu wissen, dass man noch nicht überall gewesen ist, alles probiert oder erlebt hat, ist doch die Vorfreude auf das, was noch vor einem liegt.
Weitere Artikel aus der VielPfalz
-
Oktober 2024Marco Fraleoni lehrt Achtsamkeit, Tina Mermer ist für den Betrieb des einzigen Sesselliftes der Pfalz verantwortlich und Stefanie Schnitzler begleitet Trauernde. Sie sind drei der …
-
August 2024Christian Wahl möchte einen Champion nach Ludwigshafen holen, Luca Spiegel bei Olympia überzeugen und Barbara Piechottka die Pfälzer bewegen. Sie sind drei der fünf Menschen, …
-
August 2024Manchmal kommt der Genuss auch durch die Luft geflogen. Besonders im Sommer in der Pfalz!