Pfalz persönlich
Aus der Region, für die Region
Menschen im Kurzporträt. Sie stehen für die Vielfalt der Pfalz. Denn gute Ideen, kreative Köpfe und regionale Produkte gibt es viele. Ganz viele.
Sven Krieger, Ortsbürgermeister und Hobbybäcker
In der örtlichen Bäckerei, versichert Sven Krieger, habe man ihm noch nicht die Freundschaft gekündigt. „Ich backe ja nur privat. Und weil es mir einfach Freude macht“, sagt der Ortsbürgermeister von Dörrenbach (Landkreis Südliche Weinstraße) schmunzelnd. Backen sei für ihn Entspannung vom Alltagsstress, berichtet Krieger, der als Werksfeuerwehrmann bei Mercedes-Benz in Germersheim arbeitet und zudem Wehrführer bei der Freiwilligen Feuerwehr Dörrenbach ist. Zeit für sein Hobby findet er dennoch. Mindestens zweimal im Monat feuert er seinen Ofen an, den er zusammen mit einem Kollegen neben seinem Haus gebaut hat. Und der hat es – im wahrsten Sinne des Wortes – in sich. Das „kleine Häuschen“ mit einer Backfläche von 60 auf 70 Zentimetern, das für einen kompletten Backtag etwa zwölf Kilo Holz benötigt, bietet Platz für bis zu acht Brote. Sein Favorit sei Bierbrot, so Krieger, dessen Bandbreite jedoch weitaus größer ist: Von Kartoffelpuffern über Räucherlachs, Kuchen und Waffeln bis hin zu Rollbraten, gefüllter Ente, Haxen und Wildgerichten hat er „eigentlich schon alles gemacht“.
Krieger backt aber längst nicht nur für Familie, Freunde oder auch mal die Arbeitskollegen. So spendiert er das Brot für das Schlachtfest der Feuerwehr ebenso wie für das Leberknödelessen im Rahmen der Kerwe. „Für so etwas bin ich immer offen“, erklärt der Ortsbürgermeister, der auf diese Weise zu besonderen Anlässen auch für das leibliche Wohl der Menschen im Ort sorgt – dank seines Ofens und seiner Freude am Backen.
Text: ruf
Theo Wieder, Pfalz-Politiker
„Er hat einen Ehrenplatz im Wohnzimmer und ist die Attraktion für die Enkel.“ Über den Pfälzer Löwen, eine rund 25 Zentimeter hohe Bronzeplastik des Künstlers Gernot Rumpf, freut sich Theo Wieder immer wieder. Er ist seit 1984 die elfte Person, die die höchste Würdigung des Bezirksverbandes Pfalz erhielt. Zwei Jahrzehnte lang war Wieder bis zum Sommer 2024 Vorsitzender des Bezirkstages Pfalz. „Die Auszeichnung, die ja extrem selten vergeben wird, ist von höchster Bedeutung für mich“, betont der CDU-Politiker, der auch 15 Jahre lang Oberbürgermeister von Frankenthal war. Dort wuchs der Jurist Wieder, 1955 in Wittlich geboren, auch auf. Für die Pfalz engagiert er sich in zahlreichen Ehrenämtern im politischen und kirchlichen Umfeld – auch künftig.
Lesen, Klavierspielen und „endlich das persönliche Archiv ordnen“ sind Dinge, die dafür sorgen, dass es ihm nicht langweilig wird. Der Pfalz-Politiker wünscht sich, dass kommunalpolitisches Engagement nicht durch Bürokratie und überzogenes Sicherheitsdenken erstickt wird. Weiterhin will Wieder, der die Terrassen der Wegelnburg und des Hambacher Schlosses – hier entstand unser Foto – zu seinen Lieblingsplätzen in der Pfalz zählt, zu Hütten und Burgen im Pfälzerwald wandern. Mit einem Schmunzeln sagt er: „Auch als älterer Jäger durchstreift der Löwe noch die Savanne.“
Text: dot | Info: bv-pfalz.de
Petra Weiner-Jansen, Künstlerin
„Ich arbeite im Vertrauen auf die Weisheit meiner Hände“, sagt Petra Weiner-Jansen. „Ich plane nicht im Voraus, skizziere nicht. Ich nehme Ton, baue ihn auf, und dann entstehen meine Figuren.“ 1947 in Bottrop geboren, zog es die Bildhauerin 1997 in die Pfalz, nach Gossersweiler (Landkreis Südliche Weinstraße). Seit 2015 lebt und arbeitet sie in Bad Bergzabern sowie an der Kunstschule Villa Wieser in Herxheim „im Kreise vieler Kunstfreunde“. Eine Atmosphäre, die sie sehr schätzt, und die es ihr ermögliche, auch schwierige Inhalte anzugehen – etwa das „sehr tiefgehende, aber auch zeitlose“ Thema Kindfrauen, „das mich besonders beschäftigt hat“. Die Skulpturen und Plastiken Weiner-Jansens sind zwischen 65 und 130 Zentimetern hoch. Sie arbeitet mit dem Werkstoff Ton, auf dessen Grundlage dann im klassischen Umformungsverfahren Unikate in Beton entstehen – im Bild die Figur „Liselotte von der Pfalz“.
„Ich arbeite weitgehend mit geschlossenen Augen“, erläutert sie, warum ihre Skulpturen alle sehr unterschiedlich aussehen würden. Zuletzt gestaltete Weiner-Jansen, die seit einigen Monaten Vorsitzende der südpfälzischen Kunstgilde ist, ungegenständliche „Streichelobjekte“, die sie so lange berührte, bis sie sagen konnte: „Das ist es.“ Entstanden sind drei Werke, die ihr persönlich sehr viel bedeuten. Vielleicht, so sagt sie, würden weitere folgen. Ihre Motivation ist ungebrochen. „Ich werde weitermachen. Mir die Zeit nehmen, zum Ton zu greifen, mit der Arbeit zu beginnen und zu schauen, was passiert. Das ist wunderschön.“
Text: ruf | Info: weiner-jansen-kunst.de
Holger Bruchelt, Gästeführer
Ein „Virus aus der Nachbarschaft“ ist schuld, sagt Holger Bruchelt, wenn man ihn fragt, wie er zum Gästeführer in Speyer wurde. Lächelnd verweist er darauf, dass ihn eine Familie, in der Vater, Mutter und Sohn jeweils Touristen durch Speyer führen, „angesteckt“ habe. Der Produktmanager einer IT-Firma, 1976 in Tübingen geboren, lebt seit 2006 in der Domstadt. Im November 2023 begann Bruchelt, für sechs Monate dienstags und donnerstags die Schulbank zu drücken und absolvierte am Ende die vorgeschriebene Prüfung an der Regionalakademie Pfalz. Seit Sommer 2024 übernimmt er nun Stadtführungen, deren Schwerpunkte er bei Dom, Judenhof und Dreifaltigkeitskirche setzt.
Es fasziniert ihn, wie eng Katholizismus, Judentum und Protestantismus in Speyer miteinander verbunden sind. „Ich bin fast jede Woche ein- oder zweimal mit Gruppen in der Stadt unterwegs“, berichtet Bruchelt. Mit den Führungen in Deutsch oder Englisch lerne er selbst jedes Mal noch dazu. „Ich war nie ein Geschichtsfan, doch es ist super spannend, sich speziell mit der Speyerer Historie auseinanderzusetzen“, beschreibt Bruchelt einen Anreiz. Der zweite ist, immer wieder mit Menschen in Kontakt zu kommen. Nicht zuletzt schätzt er es, auch unbekanntere Orte – zum Beispiel das Augustinerkloster (Foto) – zu entdecken. Sein Lieblingsort bleibt aber der Dom. Sein Tipp: „Sich setzen, die Augen schließen und 15 Minuten der Stille zuhören.“
Text: dot | Info: speyer.de
Stefan Reichling, Metzgermeister
Es ist eine Idee, die in der Pfalz eigentlich auf der Hand liegt: Grumbeer-Fleischkäse. Stefan Reichling hat sie für eine Veranstaltung der Pfälzischen Früh-, Speise- und Veredlungskartoffel-Erzeugergemeinschaft „Pfälzer Grumbeer“ tatsächlich verwirklicht. „Die Kartoffel ist ein Allrounder. Wir haben uns nach der Idee Gedanken gemacht und drei Varianten ausprobiert, eine zum Beispiel mit Schinkenwürfeln“, berichtet Reichling von der gleichnamigen Metzgerei in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Der 1980 geborene Metzgermeister und Betriebswirt des Handwerks entschied sich am Ende für eine Fleischkäse-Variante mit Kartoffelstücken und Majoran. „Manchmal braucht man nur einen Anstoß und dann hat man mit seiner Erfahrung Geschmacksbilder im Kopf“, erzählt er.
Der Grumbeer-Fleischkäse ist nun, neben klassischem Fleischkäse, Leberkäse, Zwiebel- und Pizzakäse, die fünfte Sorte der Metzgerei. In der dritten Generation ist sie ein traditionsreicher Familienbetrieb. Reichling wünscht sich mehr Wertschätzung des Handwerks und „ein Ende des Fleischbashings“. Er lebt und liebt seinen Beruf, der Handwerk und Kunst kombiniere. Der Metzgermeister betont: „In unserem Beruf beginnt man morgens und hat am Abend das fertige Produkt. Darauf ist man dann stolz.“
Text: dot | Info: metzgerei-reichling.de
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