Pfalz persönlich

Wein, Kunst und Lichterfahrt

Erich Stachel ist der Winzer mit dem höchsten Weinberg der Pfalz, Gerd Kornmann malt dunklen Surrealismus und Émilie Rottmayer ist eine der ersten ausgebildeten Kinderfußballtrainerinnen deutschlandweit. Sie sind drei der fünf Menschen, die wir dieses Mal im Kurzporträt vorstellen.

Winzer Erich Stachel. Foto: Kai Mehn

Erich Stachel, Winzer

Winzer Erich Stachel. Foto: Kai Mehn

Mit Höhenmetern kennt er sich aus. Als Bergsteiger stand Erich Stachel schon auf vielen Gipfeln in Afrika, Amerika und Europa. Jetzt schnuppert der 1946 geborene Winzer aus Maikammer (Südliche Weinstraße) auch auf seinem Hausberg Höhenluft. Die Kalmit ist zwar für den passionierten Läufer und Radfahrer schon immer ein sportliches Ziel, doch nun betreut er dort rund 670 Meter über dem Meeresboden den höchsten Weinberg in Rheinland-Pfalz.

„Eine tolle Idee. Hier kann man Neuland betreten.“ So fasst Stachel seine ersten Gedanken zusammen, als er von Matthias C. S. Dreyer vom Club Sellemols, in dem sich Historienfreunde engagieren, angesprochen wurde. Der war bei Recherchen zur Kalmit darauf gestoßen, dass dort in den 1930er-Jahren ein Versuchsgarten angelegt war, in dem auch Reben wuchsen. Im April 2023 sind nun wieder 50 Stock der Piwi-Sorten Muscaris und Sauvignac sowie Riesling gepflanzt worden. „Die erste Ernte ist erst 2025 zu erwarten“, erläutert Stachel. In der Hauptsache geht es jedoch im Kalmitwingert darum, Erkenntnisse zur Auswirkung des Klimawandels auf den Weinbau zu gewinnen. Meteorologe Christian Müller, der für „Klima-Palatina“ eine Wetterstation auf der Kalmit betreibt, kümmert sich um die Aufzeichnungen und Auswertungen. Stachel hat im ersten Jahr festgehalten, dass der Austrieb der Reben 14 Tage später erfolgte als in tiefer gelegenen Weinbergen – die Höhenmeter lassen grüßen.

Text: dot | Info: alsterweiler.net

Marita Mattheck, Künstlerin

Künstlerin Marita Mattheck. Foto: Norman Krauß

Die Leimersheimer Künstlerin Marita Mattheck sitzt in ihrem Atelier, umgeben von einer Stadt, die von moderner Architektur geprägt ist. Das kann man beim Blick auf die hier fotografierte Werksserie annehmen. Kann, muss aber nicht. „Ich gebe einen Impuls vor und der Betrachter ist eingeladen, ihn fortzuführen“, erklärt Marita Mattheck. „Vermutung“ lautet passend der Titel dieser Reihe, an der Mattheck seit vier Jahren arbeitet.Charakteristisch für ihre Acrylbilder sind die reduzierte Farbpalette und die geometrischen Flächen, die sie zu Landschaften zusammensetzt. „Ich sehe Wirklichkeiten und erschaffe Fragmente der Realität“, sagt die Künstlerin, die an der Kunstakademie Düsseldorf studiert hat. „Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Es sind keine vollständigen Motive. Vielmehr sind sie wie das Leben: Es gibt Brüche, dann sind sie wieder ganz geradlinig. Ich lasse mich beeinflussen und komme wieder zu mir zurück“, beschreibt die seit 2010 pensionierte Gymnasiallehrerin für Kunst.

Inspirationen findet sie in ihrer riesigen (Kunstbuch-)Bibliothek, in großen Ausstellungen etwa in Frankfurt am Main oder Berlin sowie auf Kunst- und Wanderreisen. Aus Japan hat sie zum Beispiel ihre Liebe zu reduzierten Formen und den Holzschnitt mit feinem Japanpapier – eine weitere wichtige Facette ihres Schaffens – mitgebracht. „Auch das Kuratieren macht mir sehr viel Spaß“, sagt sie. Seit 20 Jahren ist sie Vorsitzende des angesehenen Germersheimer Kunstvereins. Ihre Begeisterungsfähigkeit und Neugier lassen die sportliche und gut vernetzte Künstlerin nicht stillstehen.

Text: ayß | Info: http://kunstverein-germersheim.de/kunstverein-germersheim/

Gerd Kornmann, Künstler und Grafiker

Künstler und Grafiker Gerd Kornmann. Foto: Norman Krauß

„Ich male ohne Plan einfach drauflos.“ Der Künstler und Grafiker Gerd Kornmann, der aus Ranschbach stammt und in Klingenmünster lebt (beide Landkreis Südliche Weinstraße), beschreibt, wie die Ideen zu seinen Fantasy-Gemälden aus ihm herausfließen. Kornmann ergänzt: „Ich finde Dinge, die dabei zufällig entstehen, sind oft interessanter.“ Den Stil seiner Werke mit vielen Schwarztönen bezeichnet der 1974 geborene Künstler, der über ein Jahrzehnt in Berlin gelebt hat, als „dunklen Surrealismus“. Inspiriert ist er vom Schweizer Hans Rudolf „HR“ Giger und Max Ernst, dem deutschen Maler und Bildhauer mit amerikanischer und französischer Staatsbürgerschaft. „Seinetwegen habe ich angefangen mit Farben zu malen“, erinnert sich Kornmann. Neben dem Entwickeln von Print-Gebrauchsgrafik vom Flyer bis zum Weinetikett hat der Südpfälzer schon immer gerne mit Acrylfarben auf Papier, Leinwand und Holz gearbeitet.

Kornmann, seit seiner Kindheit Metal-Fan, gestaltet auch Plattencover. „Mit der Musik entstehen Bilder im Kopf. Man baut sich die Welt wie ein Hörspiel“, erklärt er, was ihn auf Ideen bringt. Von Dr. Michael Werner erhielt er den Auftrag, Geister für Feld, Haus, Garten und Wald zu zeichnen (siehe Illustrationen auf der Titelseite und in der Titelstory). Bei diesen Arbeiten fertigte Kornmann zuerst Skizzen, um die gewünschten Attribute der Figuren umsetzen zu können. Das Foto zeigt ihn mit seinem Werk „Die ganze Stadt“ auf der Burg Landeck.

Text: dot | Info: riotdesign.de und gerdkornmann.de

Émilie Rottmayer, Fußballkindertrainerin

Fußballkindertrainerin Emilie Rottmayer. Foto: Kai Mehn

„Hier endet die Zuschauertribüne. Das ist jetzt mein Bereich.“ Selbstbewusst steht Émilie Rottmayer am Rand des Fußballfeldes und stellt klar, wer hier die Kinder anleitet. Als die heute 18-Jährige vor zwei Jahren die Ausbildung zur Kindertrainerin beim Deutschen Fußball-Bund absolvierte, war sie eine der ersten zertifizierten Kindertrainerinnen in Deutschland und ungewöhnlich jung für diesen Job. Heute trainiert sie zusammen mit ihrer Freundin Alexandra Julier die F-Jugend des 1. FC 23 Hambach. „Es war ein großer Schritt, in die F-Jugend zu gehen“, sagt Émilie Rottmayer. Denn es gibt einen deutlichen Leistungssprung, die Spiele werden anspruchsvoller, die Kinder entwickeln sich weiter und die Verantwortung nimmt zu. „Auf der anderen Seite ist es meine Mannschaft, die ich zusammenhalten möchte“, erklärt die Abiturientin.

Schon vor dem offiziellen Lehrgang betreute sie die unter Vierjährigen in der Ballschule des Vereins. Wegen einer Verletzung musste sie damals das Handballspielen aufgeben. „Ich habe dann nach einer Möglichkeit gesucht, im Sport aktiv zu bleiben.“ Da sie aus einer Fußballerfamilie stammt, sich selbst sehr für den Sport interessiert und Spaß am Umgang mit Kindern hat, war die Ballschule perfekt. „Wir verstehen uns super mit den Kindern. Sie akzeptieren uns und sind es gewohnt, von jungen Frauen trainiert zu werden.“ Generell werden die Trainerinnen für ihr Engagement sehr bewundert und Émilie Rottmayer kann jungen Menschen nur empfehlen, sich zu engagieren. Denn die gesammelten Erfahrungen und die Arbeit mit anderen Menschen brächten einen auch im späteren (Berufs-)Leben weiter.

Text: ayß | Info: fc23hambach.de

Thilo Holstein, Lichterfahrt-Initiator

Lichterfahrt-Initiator Thilo Holstein. Foto: Michael Dostal

„Wir sind Landwirtinnen und Landwirte, die Herzen öffnen wollen.“ So beschreibt Thilo Holstein die Motivation, dass er auch anno 2023 fünf Lichterfahrten in der Nordwestpfalz initiiert. Holstein, Winzer aus Kindenheim (Landkreis Bad Dürkheim) freut sich, dass je nach Termin wieder zwischen 40 und 65 Bauern mit ihren Traktoren mit von der Partie sein werden. „Mit 60 Jahren bin ich fast der Älteste“, fügt Holstein hinzu, der in der Region zu den Initiatoren der Aktion gehört.

Die ersten Lichterfahrten gab es im Corona-Jahr 2020. Seitdem sind sie in der Adventszeit einerseits rollende Demonstrationen der Aktion „Land schafft Verbindung“. Sie sollen auf die schwierige Situation in der Landwirtschaft und das Thema Ernährungssicherheit aufmerksam machen. Andererseits dienen die Fahrten dazu, vielen benachteiligen Menschen in Kinderheimen, Jugendheimen, Kinderkrankenhäusern oder bei Organisationen wie der Lebenshilfe eine Freude zu bereiten. „Es geht bewusst um kleine Gesten. So gibt es etwa Tüten mit Äpfeln, Klementinen und Nikoläusen“, erklärt Holstein und bedankt sich bei den Spendern des Tüteninhalts. Organisiert und gesteuert werden die Touren in Grünstadt, Altleiningen und Obersülzen (2.12.), Monsheim und Worms (9.12.), im Zellertal (10.12.), Eisenberg und Kirchheimbolanden (16.12.) sowie Winnweiler (23.12.) über eine Whats-App-Gruppe.

Text: dot | Info: facebook.com/landschafftverbindung und weingut-holstein.de

Weitere Artikel aus der VielPfalz