Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Baden, Boot fahren oder einfach nur die Füße ins Wasser halten. Friederike Krauß hat für VielPfalz persönliche Tipps zusammengestellt.
Baggerseen, Wooge, Weiher und Bäder – in der Pfalz gibt es zahlreiche Plätze am und mit Wasser, die es zu entdecken und erkunden lohnt. Die hier aufgeführten Orte zum Abkühlen sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Die jeweilige Zahl markiert auf der Karte die geografische Lage.
1 Altrip Blaue Adria Das etwa 35 Hektar große Naherholungsgebiet besteht aus mehreren Baggerseen. Sehr große Sandabschnitte und viele Schattenplätze machen das Gebiet zum tollen Sommerziel mit Kindern.
2 Bad Dürkheim Aloha Beach Der Aloha Beach befindet sich auf dem Gelände des „Knaus Campingparks“ am Almensee. Tageseintritt erforderlich. Neben Schwimmen sind Aktivitäten wie Stand-Up-Paddling, Tretboot, Quadtouren, E-Bike oder Vespa buchbar. Weitere Infos
3 Bobenheim-Roxheim Silbersee Der Silbersee mit 112 Hektar der größte See der Pfalz und der zweitgrößte im Bundesland. Hier kann man baden, surfen, Stand-Up-Paddling und Boot fahren. Parkplätze gebührenpflichtig. Weitere Infos
4 Elmstein Helmbachweiher Naturbadesee im Helmbachtal mit Liegewiese, Grillplatz und Kiosk. Großer Parkplatz. Weitere Infos
5 Erlenbach bei Dahn Seehofweiher Großer Badesee unterhalb der Burg Berwartstein mit schöner Liegewiese und Kiosk. Weitere Infos
6 Germersheim Sollachsee See mit mehreren Badestellen, Spielplatz mit Kletterturm und Rutschen sowie ein Wasserspielplatz. Grillanlagen vorhanden.
7 Hauenstein Paddelweiher Hier können Tretboote gemietet werden. Die Hütte mit Biergarten und Spielplatz ist Ausgangspunkt für Wanderungen. Kein Badesee. Weitere Infos
8 Hinterweidenthal Rohrwoog Ein reiner Badesee im Wald zwischen Hinterweidenthal und Dahn. Weitere Infos
9 Jockgrim Baggersee Treffpunkt mit klarem Wasser und gepflegten Sand- und Rasenliegeflächen im Naherholungsgebiet Johanneswiesen. Zu festen Öffnungszeiten mit Eintritt zugänglich. Weitere Infos
10 Kindsbach Bärenlochweiher Badesee im Pfälzerwald mit Liegewiese am südlichen Ufer sowie Kiosk. Weitere Infos
11 Lingenfeld Baggersee Baden (auf eigene Gefahr) im Erholungsgebiet. Zwischen April und Ende September geöffnet. Weitere Infos
12 Ludwigswinkel Sägmühlweiher Ein Badesee in der Ortsmitte, ursprünglich für eine Mühle aufgestaut. Weitere Badeseen in der Nähe: Saarbacherhammer und Schöntalweiher. Weitere Infos
13 Ramsen Eiswoog Ein See inmitten idyllischer Natur. Bootsfahrten sind möglich. Baden ist nicht erlaubt. Mit interessantem Naturerlebnispfad. Weitere Infos
14 Rülzheim Strandbad Am Ortsrand in der Natur gelegen. Strandbad mit abgetrenntem Flachwasserbereich inklusive Wasserrutsche. Weitere Infos
15 Schönenberg-Kübelberg Ohmbachsee Die Wasserfläche umfasst 15 Hektar. Es gibt Liegewiesen, Tretbootfahrten, Kneipptretbecken und einen Wasserspielplatz. Baden ist nicht erlaubt. Der See ist Ausgangs- und Endpunkt für Wanderungen und Radtouren. Weitere Infos
16 Trippstadt Sägmühlweiher Der Naturbadesee liegt am Camping- und Freizeitzentrum Sägmühle mit großem Freizeit- und Aktivangebot. Restaurant mit Biergarten Weitere Infos
Bei der IKK Südwest beginnt Gesundheit, bevor man krank ist. Ein Besuch in der Wellness- und Saunalandschaft im CabaLela, dem Cabriobad Leiningerland in Grünstadt.
Die Pfalz hat viel zu bieten – so auch eine große Auswahl an Museen. Sie halten in den kommenden Wochen verschiedenste Ausstellungen bereit, die Besucher …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Er gilt in der Pfalz als Visitenkarte eines Weinguts: der Literwein. Seine Qualität muss stimmen. Dennoch landet selten eine Literflasche offen auf dem Tisch – dieser Platz ist den eleganteren Formaten vorbehalten. Sorten, Image, Zukunft: Wie steht es um den Literwein in der Pfalz?
„Ein Weingut, in dem es keinen Literwein gibt, ist mir erstmal suspekt.“ Willi Brausch ist Urpfälzer, Musiker, Kultur- und Weinbotschafter sowie echter Verfechter des Pfälzer Literweins. Er ist überzeugt: Die meisten hätten gar nicht auf dem Schirm, welche tollen Qualitäten es im Liter gäbe. Das macht er sich auch als Überraschungseffekt bei seinen Weinproben zunutze. „Da bringe ich immer wieder auch einen Literwein mit und die Leute sind begeistert.“ Pfälzer Literweine schmecken, sie gelten gar als wichtiges Aushängeschild vieler Weingüter – und dennoch scheinen nicht wenige ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen zu haben. Ist der Liter eine Art heimliche Liebe für die Pfälzerinnen und Pfälzer?
Die Normflasche: 0,75 Liter
Woher genau die Literflasche kommt, lässt sich schwer sagen. Fest steht: Wein kennen wir heute primär im 0,75-Liter-Format. Der Weg dorthin führte über die Anfänge der Herstellung von Glasflaschen im 17. und 18. Jahrhundert hin zu gängigen Formaten, die sich meist rund um ein Volumen von 700 Millilitern einpendelten. Der Legende nach war der Grund dafür das Lungenvolumen der Glasbläser, die die ersten Flaschen herstellten. Erst Ende des 19. Jahr-hunderts kamen allmählich maschinell gefertigte Flaschen auf. Weiter wird erzählt, dass die ursprünglichen Flaschenformate als vernünftige Ration für eine Person zu einer Mahlzeit galten.
Relevanz längs der Weinstraße
Noch näher an die Wahrheit und an die 750 Milliliter kommt man jedoch mit der englischen Gallone: Als mehr und mehr Glasflaschen aufkamen, fanden französische Winzer auf der anderen Seite des Ärmelkanals ihren Hauptabsatz. Eine Gallone entspricht genau sechs Flaschen à 0,75 Liter. Das Format machte für den Handel also schlichtweg Sinn. So ging es auch von Frankreich aus, dass 1977 der Dreiviertelliter als Norm für Wein festgelegt wurde. Weitere Flaschenformate sind in der Regel ein Bruchteil beziehungsweise ein Vielfaches dieses Volumens – zum Beispiel die Demi mit 0,375 Litern und die Magnum mit 1,5 Litern. Die Literflasche passt schlicht nicht in diese Norm – und trotzdem hat sie hohe Relevanz. Vor allem entlang der Weinstraße.
Die Pfalz als Literhochburg?
Nicht nur Willi Brausch dürfte davon überzeugt sein: „Das Herz der Pfalz liegt im Liter!“ Häufig wird der Region als Hochburg von Weinfesten und Schoppenglas nachgesagt, dass hier einfach in größeren Volumina gedacht wird. Und auch, dass das Preis-Genuss-Verhältnis, das man in Pfälzer Weingütern antrifft, unschlagbar ist – nicht zuletzt wegen der Literweine. Das kann Steven Kärgel nur bestätigen. Er ist Geschäftsführer des Winzervereins Deidesheim, der ältesten Genossenschaft der Pfalz. „Wir haben ein breit gefächertes Sortiment. Die Literweine, vor allem der trockene Riesling, sind unsere stärksten Produkte. Sie machen rund ein Viertel des Absatzes aus.“ Dabei gehe es nicht primär um den günstigen Preis, fügt Kärgel hinzu – schließlich gebe es im Supermarkt immer noch deutlich günstigere Angebote. „Die Kunden wissen schon, was gut schmeckt – und unsere Liter bieten einfach viel Genuss für einen attraktiven Preis.“ Ein Fest ohne Literwein sei bei ihnen im Betrieb undenkbar.
GENUSSGARANT Für Steven Kärgel, Geschäftsführer des Winzerverein Deidesheim, sind Feste im Betrieb, zum Beispiel das Grill- und Schorlefeschd, ohne Literwein undenkbar. Fotos: Winzerverein Deidesheim
Sonderpreis bei Weinprämierung
Wie sehr ist die Pfalz also tatsächlich vom Liter geprägt? Eindeutige Zahlen dazu gibt es kaum. Auf Nachfrage erklärt Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz: „Zu Gebindegrößen erfassen wir keine Daten. Klar ist aber, dass Literware im Lebensmittelhandel gut läuft.“ Und da ist die Pfalz als zweitgrößtes deutsches Weinbaugebiet nun mal auch stark vertreten. Dass Pfälzer Literweine erfolgreich sind, kann Ernst Büscher durchaus bestätigen: „Bei der Bundesweinprämierung gab es letztes Jahr einen Sonderpreis für den besten Müller-Thurgau. Es war eine verdeckte Verkostung. Die Genossenschaft Wachtenburg Winzer erzielte mit ihrem Müller im Liter den ersten Platz.“ Eine weitere Anlaufstelle ist die Landwirtschaftskammer – schließlich muss jeder Qualitätswein dort eine sensorische Prüfung bestehen, bevor er als Pfälzer Wein vermarktet werden darf. Während dabei ebenfalls keine Daten zu Flaschenformaten erhoben werden, ist das bei der Prämierung der Landwirtschaftskammer der Fall. Hier geht es um die goldenen, silbernen und bronzefarbenen Kammerpreismünzen. In der Regel werden hier nur Weine angestellt, von denen sich die Macher Erfolg erhoffen, deren Qualität sie also als hoch einschätzen. Und siehe da: 2023 wurden zu 28 Prozent Literflaschen zur Prämierung eingereicht. Spricht das nicht für einen gewissen Stolz der Pfälzer Winzerinnen und Winzer in puncto Liter?
Aufschlussreicher Blick ins Internet
Aufschlussreich ist ebenfalls der Blick ins Internet: Unter der Adresse wirwinzer.de kann man direkt bei Winzern aus ganz Deutschland bestellen. Mehr als 6000 Weine aus der Pfalz sind aktuell im Angebot, fast 300 Weingüter nutzen die Plattform. Sie haben fast 800 Weine im Literformat inseriert. Das sind rund 13 Prozent des Angebots. Zum Vergleich: Ein ähnlich hoher Anteil findet sich nur noch bei Württemberg, wo 12 Prozent des deutlich kleineren Angebots im Liter verkauft werden. Fazit: Der Literwein ist in der Pfalz scheinbar tatsächlich etwas präsenter als in anderen Anbaugebieten.
Im offenen Ausschank erfolgreich
Die Relevanz von Literweinen wird auch seitens der Winzer bestätigt. Philipp Lucas vom Weingut Lucashof in Forst ist für seine Lagenrieslinge im Spitzensegment bekannt. Gleichzeitig stellt er aber auch klar: Der trockene Literriesling sei in seinem Familienbetrieb der größte Einzelposten und mache mehr als zehn Prozent der Gesamtmenge aus. Daneben fülle er noch einen halbtrockenen Riesling, einen Silvaner und einen halbtrockenen Rosé ab. „Ich würde sagen, die Hälfte davon geht an Privatkunden, der Rest verteilt sich auf Handel und Gastronomie – gerade hier sind unser Literweine im offenen Ausschank erfolgreich“, sagt Lucas. Dass den Gästen der Wein dort schmecke, merke seine Familie immer wieder, wenn Kunden auf den Hof kommen und sich erstaunt versichern, dass sie im Restaurant tatsächlich „nur“ den Literwein getrunken hätten.
Literwein als Stilrichtung
Auch Preise lassen sich mit einem guten Literriesling abräumen: Im vergangenen Frühjahr hat Philipp Lucas seinen Gutsriesling bei der Pfälzer Weinmesse Wein am Dom ins Rennen um den besten Riesling seiner Klasse geschickt. Eine Expertenjury hat ihn unter mehr als 50 blind verkosteten Weinen zum Sieger gekürt. „Nach diesem Erfolg haben wir das in unserem Newsletter erwähnt und hatten direkt sehr viele Bestellungen. Auch unsere Gastronomie-Kunden, zum Beispiel im Dänemark, fanden es interessant“, berichtet der Winzer. Allgemein sei der Liter für ihn kein Qualitätskriterium, sondern eher eine Stilrichtung. Ihm gehe es bei seinem Literriesling vor allem um den Trinkfluss – dafür brauche es eine saftige und angenehme Frucht und eine feine Säure. Auf jeden Fall solle der Wein sowohl als Schorle wie auch im Viertelglas überzeugen.
Zu vielen Gelegenheiten einsetzbar
Dieser Meinung ist auch Kultur- und Weinbotschafter Willi Brausch: Literwein sei dann gut, wenn er zu vielen verschiedenen Gelegenheiten einsetzbar sei. Das Vorurteil, er tauge nur zur Schorle, weist er zurück. Am Rande sei gesagt: Die Kohlensäure verstärkt bei jeder Schorle das Aroma des verwendeten Weines und bringt mögliche Fehler umso klarer zum Vorschein – nur guter Wein gibt also auch eine gute Schorle. Willi Brausch lädt zu einer kleinen Vergleichsverkostung sein. Sein „Lieblingsliter“ ist ein trockener Riesling von Winzer Christian Hartmann aus Kirrweiler. Als Gegenstück kommt ein Riesling Lagenwein aus dem Premiumsegment des Weinguts ins Glas. Beide Weine sind aus dem gleichen Jahrgang, aus dem gleichen Keller und doch grundverschieden in ihrer Art: Beim Literriesling rieche er vor allem frische Gäraromen, Noten von Zitrus und Weinbergspfirsich sowie ein paar Kräuter. Dazu sei der Wein ordentlich trocken und mit kräftiger Säure – eben ein Pfälzer Riesling, wie er im Buche steht. Der Lagenriesling dagegen zeige sich noch intensiver, mit viel reiferen Aromen und Anklängen von Honig, beschreibt der Fachmann. Ein Wein, der Aufmerksamkeit und für manche vielleicht auch einen besonderen Anlass braucht. Dass daraus keine spritzige Schorle wird, liegt auf der Hand. Im direkten Vergleich macht der Literriesling seinem Ruf als echter Allrounder alle Ehre.
WEINPROBE Willi Brausch bei der Verkostung von Literweinen aus der Pfalz. Fotos: Janina Huber
12,5 Volumenprozent als Maximum
Ein Wein, der so viele Anforderungen erfüllt, ist kein Zufallsprodukt. Worauf achten Winzerinnen und Winzer, wenn sie ihre Literweine kreieren? Einer, der ein gutes Rezept gefunden hat, ist offensichtlich Christian Hartmann, von dessen Literriesling Willi Brausch so schwärmt. „Ich schätze, dass bei uns die Literweine schon mehr als 30 Prozent des Umsatzes ausmachen“, sagt Hartmann. Er verrät auch ein paar Details seiner Herangehensweise für den hochgelobten Literriesling: „Ich achte darauf, dass nur ein Teil der Trauben direkte Sonne abbekommt. So bleiben die Aromen eher frisch und grün, der Wein wird nicht zu breit. Außerdem ernte ich nicht zu spät, damit die Oechsle-Grade nicht zu hoch gehen. 12,5 Volumenprozent sind das absolute Maximum für einen Literwein, lieber wäre mir noch weniger.“
Gewisses Extra auch im Keller
Auch im Keller versucht Christian Hartmann immer, seinen Litern noch ein gewisses Extra mitzugeben: „Die Weine werden eher kühl vergoren, auch das trägt wieder zum frischen Charakter bei. Außerdem versuche ich, auch die Literweine nicht zu früh zu füllen und lieber bis ins Frühjahr auf der Hefe liegen zu lassen. So bekommen sie etwas mehr Körper.“ Er ist überzeugt, dass die Leute, die ihn besuchen, schon wüssten, was schmeckt und was nicht. Deshalb lohne es sich auch, gerade bei den Einstiegsweinen genau zu schauen, was man auf die Flasche bringe. Christian Hartmann vermarktet vermehrt an Kunden, die direkt zu ihm auf den Hof kommen, und sagt: „Manche Neukunden fahren gezielt wegen der Literweine zu mir. Dann trauen sie sich auch mal an die Dreiviertelliter ran.“ Ein wichtiger Multiplikator ist für ihn außerdem die Gastronomie. Er sieht jede Flasche, die dort ausgeschenkt wird, als Werbeträger und fügt hinzu „Mal ehrlich, das lohnt sich bei mehreren Tausend Flaschen Literwein noch viel mehr als bei ein paar Hundert vom Lagenwein.“
Mit Nachhaltigkeit punkten
Stichwort Gastronomie: Im offenen Ausschank sind Literweine stets eine beliebte Wahl. Für vier Gläser muss man nur einen Schraubverschluss knacken lassen, und das Preis-Genuss-Verhältnis macht die Kalkulation für jeden Restaurantbetreiber attraktiv. Philipp Lucas weist außerdem darauf hin, dass gerade Gastronomen im Ausland ganz unvoreingenommen auf die großen Flaschen zugehen. Er sieht auch noch Nachhaltigkeitsvorteile – schließlich werde in Relation zur Menge Wein weniger Glas für die Flasche verbraucht. Die Produktion von Glasflaschen macht immerhin einen Großteil des CO2-Abdrucks von Wein aus – daher lohnt es sich, hier genau hinzuschauen. „Literflaschen gibt es mittlerweile auch als Leichtglas-Variante“, ergänzt Steven Kärgel vom Deidesheimer Winzerverein zum Thema Nachhaltigkeit. Auch er sieht eine hohe Relevanz von Literweinen in der Gastronomie. Auffällig ist beim Winzerverein, dass sogar Literrieslinge mit Lagenangabe gefüllt werden. Kärgel weiß: „Gerade die Gastronomen wollen das. Unser Riesling aus dem Deidesheimer Paradiesgarten bietet ihnen eine geringere Austauschbarkeit und strahlt Wertigkeit aus.“ Und doch, wenn es um die Flasche Wein geht, die im Restaurant auf dem Tisch steht oder im Eiskühler landet, schreckt man anscheinend wieder vor dem Liter zurück. Willi Brausch hat dazu eine passende Anekdote: „Mir hat mal ein Winzer – ich nenne keinen Namen – erzählt, dass er ein und denselben Wein, den er hier in der Pfalz als Liter vermarktet, für einen Gastronomiekunden im Norden extra in eine Dreiviertelliterflasche füllt.“ Dass es schick ist, ja geradezu zelebriert wird, eine Magnum – also 1,5 Liter – aufzumachen, gleichzeitig der Liter aber ein „No-Go“ ist, hält er für paradox.
Der Wein muss schmecken
So richtig im Trend liegt der Literwein wohl nicht. Und dessen ungeachtet spricht vieles für ihn. Steven Kärgel kann in Bezug auf die Absatzkanäle sogar berichten: „Ich bin oft erstaunt, dass auch Kunden aus Hamburg und Co. sich kistenweise Literwein über unseren Onlineshop bestellen.“ So weist auch Ernst Büscher darauf hin, dass gerade in Zeiten von allgemeiner Kaufzurückhaltung Kunden mit preislich attraktiven Literweinen angezogen und gehalten werden können. „Und deshalb bleiben auch die meisten Topbetriebe beim Literwein“, ist er überzeugt. Dass man den Unterschied zwischen Liter- und Lagenwein schmecken kann, hat die Vergleichsprobe gezeigt. Allerdings ist das nicht unbedingt ein qualitativer, sondern vor allem ein stilistischer Kontrast. Für Willi Brausch steht ohnehin fest: „Wir Pfälzer brauchen uns mit unseren Weinen nicht zu verstecken, selbst international nicht – das gilt auch für die Literweine.“ Ohnehin gebe es, so sagt er, doch nur zwei Sorten von Wein: Den, der schmeckt, und den, der nicht schmeckt. Am Ende kann schließlich kein Wein etwas dafür, in welche Flasche er abgefüllt wird.
Bei der IKK Südwest beginnt Gesundheit, bevor man krank ist. Ein Besuch in der Wellness- und Saunalandschaft im CabaLela, dem Cabriobad Leiningerland in Grünstadt.
Die Pfalz hat viel zu bieten – so auch eine große Auswahl an Museen. Sie halten in den kommenden Wochen verschiedenste Ausstellungen bereit, die Besucher …
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Was wissen
Wie unterscheiden sich Bio- und konventionell erzeugte Weine?
In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen erläutert der Experte Rudolf Litty dieses Mal, was die Unterschiede zwischen Bio- und konventionell erzeugtem Wein sind. Wesentliche Faktoren sind Einstellung und Arbeitsweise der Winzer.
Ob im Supermarkt, beim Stöbern im Internet oder direkt beim Winzer – auf der Suche nach einem guten Tropfen begegnen Konsumenten immer öfter Bioweinen. Und sie stellen sich dabei häufig die Frage: Was sind eigentlich die Unterschiede zu konventionell erzeugtem Wein?
Arbeitsweise der Winzer steht im Fokus
Ganz wesentliche Faktoren sind die Einstellung und die Arbeitsweise der Winzer. Sie können sich verschiedenen Bio-Verbänden anschließen und arbeiten dann nach deren Richtlinien. Der Bundesverband Ecovin etwa hat sich in seinem Leitbild den verantwortungsvollen und zukunftsorientierten ökologischen Weinbau auf die Fahne geschrieben, beim Bioland-Verband ist es der organisch-biologische, bei Demeter der biologisch-dynamische Anbau.
Keine synthetischen Pflanzenschutzmittel
Der Biowinzer arbeitet vorbeugend, um das Ökosystem im Einklang mit der Natur und die Pflanzen gesund zu halten. Für den ökologisch arbeitenden Winzer bedeutet das auch, dass er mehr Zeit für Laub- und Stockarbeit im Wingert aufbringen muss. Für den Pflanzenschutz und die mechanische Unkrautbekämpfung muss er öfter durch die Rebzeilen fahren. So wird etwa Unkraut auf natürliche Weise bekämpft. Bio-Betriebe setzen keine synthetischen Pflanzenschutzmittel ein. Sie dürfen Kupfer und Schwefel spritzen, um die Reben vor Krankheiten zu schützen. Da dies jedoch nicht immer ausreichend ist, bleibt als weitere Herausforderung der höhere Befallsdruck – das generelle Risiko und die Intensität von Krankheiten, die die Reben betreffen. So ist es in feuchten Jahren schwieriger, Bio-Wein anzubauen als in trockenen, niederschlagsarmen Jahren. Grund dafür sind der Echte und der Falsche Mehltau, die bei einer bestimmten Luftfeuchtigkeit und Wärme verstärkt auftreten. Die Pilzkrankheit kann an den Reben schwere Schäden anrichten, sofern sie nicht rechtzeitig bekämpft wird. Und es gibt weitere Herausforderungen: Auch der Traubenwickler, ein gefürchteter Schädling, kann den Rebstöcken schwer zusetzen. Er wird inzwischen auch im konventionellen Weinbau mit der Verwirrmethode bekämpft. Dazu werden im Weinberg Pheromone ausgebracht, die die männlichen Falter so verwirren, dass sie die weiblichen nicht finden und es so nicht zu einer Fortpflanzung kommt.
Weinbau noch nachhaltiger gestalten
Auch immer mehr konventionell arbeitende Winzer, die keinem Bio-Verband angehören, haben ein Interesse daran, den Weinanbau und die Produktion von Weinen noch nachhaltiger zu gestalten, um die Umwelt zu schonen. Die Weinmacher arbeiten bereits zum Großteil umweltschonend, schließen sich aber wegen des größeren Aufwands keinem Verband an. Auch wenn ihnen bewusst ist, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schonen, wollen sie sich häufig bei der Auswahl des Mittels zum Pflanzenschutz nicht zu sehr einschränken lassen.
Auch persönlicher Geschmack entscheidend
Die sensorischen Unterschiede der Weine sind von zahlreichen Faktoren beeinflusst und geprägt – etwa dem jeweiligen Ausbaustil, der Kellertechnik, dem Kellermeister, der Bodenart oder der Restsüße. So lässt sich denn auch kein pauschales Urteil darüber fällen, ob Biowein generell besser oder schlechter schmeckt als konventionell erzeugter Wein. Fakt ist: Sensorisch kann man bei einem Wein nicht schmecken, ob er biologisch erzeugt wurde. Schließlich entwickeln sich die Aromen der Weine und deren Qualität überwiegend bei der Gärung und im Keller. Ob sich Konsumenten bei der Suche nach einem guten Tropfen also für oder gegen einen Biowein entscheiden, hängt schlussendlich nicht nur von deren genereller Überzeugung, sondern auch von ihrem persönlichen Geschmack ab.
Der Experte
Rudolf Litty ist ehemaliger Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Beim Weinbauamt Neustadt/Weinstraße war er für die amtliche Qualitätsweinprüfung verantwortlich. Litty, geboren 1951, lebt in Klingenmünster und organisiert Weinseminare.
Die Pfalz, Wein und gutes Essen – das gehört einfach zusammen. Es muss aber nicht immer typisch pfälzische Küche sein. Denn Menschen, deren Wurzeln in …
Marco Fraleoni lehrt Achtsamkeit, Tina Mermer ist für den Betrieb des einzigen Sesselliftes der Pfalz verantwortlich und Stefanie Schnitzler begleitet Trauernde. Sie sind drei der …
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Zeiskam ist als Zwiebel- und Gemüsedorf in der Pfalz bekannt. Jungwinzer Lukas Hammelmann zeigt, dass in den dortigen Böden neben Lauchgewächsen auch charakterstarke Weine ihre Wurzeln haben.
Schon als kleiner Junge war für Lukas Hammelmann klar: „Wenn ich groß bin, werde ich in der Landwirtschaft arbeiten.“ Gesagt, getan – auch ohne Familienbetrieb im Hintergrund entschloss er sich mit 15 Jahren zu einer Winzerlehre. Inzwischen ist Hammelmann mit Leib und Seele Winzermeister, produziert 30.000 Flaschen Wein und versendet sie in 15 Länder. Auf fünf Hektar Rebfläche, von denen sich vier in seinem Heimatort Zeiskam befinden, pflegt er Riesling-, Chardonnay- und Spätburgunderreben. Seine Zeiskamer Weinberge sind direkt am Rheingrabenbruch. Dort ist es kühl, windig und die Böden haben einen hohen Lehmanteil. Mit Blick auf die klimatischen Veränderungen birgt dies viel Potenzial.
100 Prozent Handarbeit
Mainstream-Weine stehen bei Lukas Hammelmann nicht auf dem Plan. Stattdessen bevorzugt er individuelle, präzise und langlebige Weintypen. Seine Weinmanufaktur ist klein, aber oho. Er setzt zu 100 Prozent auf Handarbeit, arbeitet schonend und naturnah. Die Weine werden spontan vergoren und im Holz ausgebaut. Im Juli dieses Jahres hat er einen neuen Wein auf den Markt gebracht: „Zimkaes Riesling Solera“. Der spanische Begriff Solera bedeutet „am Boden liegend“. Es ist die Bezeichnung für ein komplexes und dynamisches Verschnittsystem, das aus mehreren Fässern besteht. Sie sind meist übereinandergestapelt und oft pyramidenartig aufgebaut. Der Wein reift nicht in einem einzigen Fass, sondern durchläuft, durch regelmäßige Umfüllungen, die Fasspyramide von oben nach unten. Dabei wird ein Teil des Weins aus dem obersten Fass entnommen und in die darunter liegende Fassreihe gefüllt. Von oben wird ein neuer Jahrgang nachgefüllt. Im Laufe der Zeit entsteht so der „Solera“.
Komplex und betörend in der Nase
Der „Zimkaes Riesling Solera“ besteht aus fünf Jahrgängen. Genau das Richtige für Neugierige und alle, die sich Zeit für Wein nehmen. Der Riesling ist unglaublich komplex und betörend in der Nase. Eine Kombination aus Obstgartenfrucht und klarer Mineralität. Am Gaumen zeigt er lebendige Säure, ausgewogene reife Fruchtkomponenten und einen sauberen Abgang mit Nachdruck.
Besondere Cuvées oder ein spontan vergorener Literriesling – unter Pfälzer Weinen gibt es immer Spannendes zu entdecken. Weinstöberei heißt die Rubrik, in der Inga Klohr (geb. Storck) empfehlenswerte Weine vorstellt. Die Pfälzische Weinkönigin 2017/2018 und Deutsche Weinprinzessin 2018/2019 macht sich für VielPfalz auf die Suche nach besonderen Tropfen. Sie absolvierte den Dualen Studiengang Weinbau und Önologie am Weincampus in Neustadt an der Weinstraße und arbeitet als Winzerin.
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Sie sind eine gezeichnete Kolumne. Sie sind ein optisches Ausrufezeichen in Sachen Genuss. Sie halten besondere Augenblicke in einer besonderen Form fest. Karin Mihm präsentiert Pfälzer Szenen mit lockerem Tuschestrich und fröhlichen Aquarellfarben.
Die Künstlerin
Karin Mihm, Jahrgang 1966, hat in Gießen und Marburg studiert. Einige Jahre lebte sie in Berlin, bevor es sie 2003 nach Düsseldorf zog, wo sie bis heute lebt. Ihr künstlerisches Werk reicht von Comics für Kinder und Erwachsene über politische Karikaturen, Illustrationen und Zeichnungen bis hin zur Malerei. Sie werden mit lockerem Tuschestrich und Aquarellfarben angefertigt. Karin Mihms Ziel: typische Orte zeichnen und dabei eine liebenswerte und humorvolle Perspektive einnehmen. In der Pfalz hat sie dazu eine große Auswahl.
Stellt man die Frage nach einem typischen Wintergemüse, kommt vielen Menschen als erstes Rosenkohl in den Sinn. Die kleinen Röschen machen sich längst nicht nur …
In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen erläutert Rudolf Litty dieses Mal, was einen in einem Barrique-Fass von einem im Edelstahltank ausgebauten Wein unterscheidet.
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Betrachtungen von Janina Huber rund um die Frage, inwieweit künstliche Intelligenz die Weinbranche verändern wird.
Wein und KI – also künstliche Intelligenz – war kürzlich das Thema einer Veranstaltung in Neustadt am Weincampus. Unter dem Titel „Projekt Pinot“ forscht dort ein Team zu einer Art „künstlichen Nase“, die künftig fähig sein soll, Weinaromen zu analysieren. Noch sind dafür menschliche Sinne gefragt. Das war der Aufhänger dafür, sich generell damit zu beschäftigen, wie die KI die Weinbranche verändern wird. Zugespitzt stand die Frage im Raum, ob das handwerklich erzeugte Genussprodukt Wein eines Tages technisch perfektioniert aus Roboterweinbergen und -kellern kommen könnte. Ich selbst war Teil der Diskussionsrunde auf der Bühne. Als ich gefragt wurde, ob ich denn angesichts der technischen Möglichkeiten Angst um meinen Job hätte – ich spreche und schreibe über Wein – musste ich rein emotional sagen: „Ja klar!“
KI bestimmt unser Leben schon viel länger
Spätestens seit Ende 2022 ChatGPT öffentlich zugänglich wurde, kann sich jeder mit dem Thema KI vertraut machen: Per Chat kann man die KI mit Fragen löchern und ihr Aufgaben geben – mit zum Teil verblüffenden Ergebnissen. Dabei bestimmt KI unser Leben eigentlich schon viel länger. Sie steckt in Navigationssystemen, Internet-Suchmaschinen und Analyseprogrammen. Auch beim Genuss ist sie bereits dabei: Start-ups haben Roboter-Küchen entwickelt, die Speisen zubereiten können. Das Angebot ist noch eingeschränkt, doch die Möglichkeiten sind da. Wenn dann noch der Roboter-Kellner die KI-generierte Pasta serviert, ist das futuristische Restaurant-Erlebnis komplett. Aber ist das echter Genuss?
Es bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche
Dass wir angesichts solch zugespitzter Szenarien erstmal mit Angst und Ablehnung reagieren, ist verständlich – gerade in der Pfalz, wo wir authentische, bodenständige Genusskultur leben. Pfälzer Teller aus Roboterhand? Riesling von KI gemacht? Passt nicht! Und so wird es auch nicht kommen. Denn abseits der extremen Vorstellungen kann die KI genau an den Stellen unterstützen, wo wir sie brauchen: bei Tischreservierungen per Mausklick statt am Telefon, der intelligenten Planung von Zutaten, um Abfälle zu vermeiden, für gesunde Weinberge dank KI-basierter Handlungsempfehlungen. Und ja, (noch) mehr fehlerfreie Weine dank „künstlicher Nase“. Am Ende bleibt so jenen, die Genusserlebnisse schaffen, sogar mehr Zeit fürs Wesentliche.
Erschaffen von Genusserlebnissen bleibt menschlich
So fiel auch meine Antwort nach dem ersten, emotionalen „Ja klar!“ versöhnlich aus: Genuss bleibt zutiefst menschlich. Ohne Menschen, die ihn empfinden, kann er nicht existieren. Und deshalb bleibt auch das Erschaffen von Genusserlebnissen menschlich – wenn Technik im Hintergrund passende Unterstützung liefert, wird das Ergebnis vielleicht sogar besser.
Die Autorin
Janina Huber, 1989 in Bad Dürkheim geboren, hat Geschichte, Latein und Philosophie studiert. Ihre Leidenschaft für Wein machte die pfälzische Weinkönigin 2013/2014 und Deutsche Weinkönigin 2014/2015 längst zum Beruf. 2018 startete sie als selbstständige Weinfachfrau mit den Schwerpunkten Moderation und Kommunikation. Weinkurse und Workshops für Profis und Liebhaber bei der Weinschule „Grape skills“ in Heidelberg sind jetzt ihre Hauptbeschäftigung.
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„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.“ So hat es Adam Opel einst auf den Punkt gebracht. Wo könnte das besser gelingen als in der Pfalz, dem Paradies für Pedaltreter. Vom Pfälzerwald über die Weinberge bis in die Rheinebene: Eine Fahrt auf dem Drahtesel ist nicht nur nachhaltig, sondern verbindet auch Mobilität mit Naturerlebnis und sportlichem Genuss.
Er ist begeisterter Renn- und Tourenradfahrer und einer der Menschen, die Hobby und Job miteinander verbinden können: Julian Völk. Als Projektmanager Radtourismus bei der PfalzTouristik in Neustadt an der Weinstraße kümmert er sich aktuell um die Zertifizierung der Pfalz als Radreiseregion. Warum die Pfalz dafür geeignet ist? Völk muss nicht lange überlegen: „Die Pfalz bietet landschaftlich von allem etwas. Man kann auf einer Tour den schattigen Wald, das sonnige Rebenland und die Flussauen in der Rheinebene erkunden. Sowohl Sportbegeisterte mit dem Mountainbike, Rennrad oder Gravelbike als auch Genuss-Biker mit dem Tourenrad finden bei uns die passenden Strecken. Die immer beliebteren E-Bikes erschließen dabei auch Ungeübten den Zugang zur meist hügeligen Topographie.“
Gütesiegel des ADFC im Blick
Die Idee zur Zertifizierung der Pfalz als Radreiseregion sei 2020 entstanden. Völk erklärt: „Mit einem Angebot aus 19 Rundtouren, die sich sternförmig von einem Ort aus befahren oder deren Startpunkte sich mit kurzen Zugfahrten verbinden lassen, wollen wir die Region attraktiv machen für Mehrtagesgäste. Das Gütesiegel des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, kurz ADFC, wird uns dabei mehr Sichtbarkeit und offizielle Anerkennung verschaffen.“ Völk leitet das Zertifizierungsprojekt, das in der ersten Ausbaustufe die Radwegenetze und die dazugehörige Infrastruktur der Landkreise Germersheim, Bad Dürkheim, Südliche Weinstraße und des Rhein-Pfalz-Kreises sowie der drei kreisfreien Städte Speyer, Neustadt an der Weinstraße und Landau umfasst.
LANDSCHAFTSVIELFALT Die Pfalz bietet Radfahrern Strecken im sonnigen Rebland ebenso wie längs von Bächen und Flüssen. Fotos: CC-BY-SA Pfalz Touristik, Dominik Ketz
Aus Vision wird Realität
Worauf es dem ADFC bei der Zertifizierung ankommt, beschreibt ein sehr detailliert gefasster Katalog, so der Radtouristik-Experte: „Zu den Vorgaben zählt unter anderem, dass die Routen ungefähr zwischen 25 und 65 Kilometer lang sein sollen. Zudem sollen sie ein klares Thema haben, dem man auf der Strecke immer wieder begegnet. In Planung haben wir etwa eine Storchentour, die an den Nistplätzen in den Queichwiesen und am Storchenzentrum bei Bornheim vorbeiführt.“ Auf dem Weg zur Vorzeige-Radregion ist Koordinationstalent gefragt, da viele Kommunen und Interessengruppen einzubinden und zahlreiche Vorschriften zu beachten sind.
Bestandsaufnahme als Basis
Zum Start der praktischen Umsetzung wurde 2023 ein Planungsbüro beauftragt: „Das ist Pflicht, wenn man touristische Radrouten nach dem Landesstandard HBR ausschildern möchte.“ Gemeint sind damit die offiziellen Hinweise zur wegweisenden Beschilderung für den Radverkehr in Rheinland-Pfalz – grünes Fahrrad-Symbol auf weißem Grund. Die Fachleute des Planungsbüros haben die vorgesehenen Routen eingangs begutachtet, befahren und dabei alle zu beseitigenden Mängel aufgespürt und dokumentiert. Das können Schäden am Streckenbelag sein oder fehlende Wegweisung an kritischen Stellen. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme hat das Planungsbüro abschließend den Baulastträgern präsentiert – den Ämtern, die für das Streckennetz die bauliche Verantwortung tragen. Das sind je nach Klassifizierung der Wege beziehungsweise Straßen die Ordnungs- und Bauämter der Kommunen oder der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz.
In Runden gedacht
„Aktuell sind die Baulastträger dabei, sich die Mängel anzuschauen und zu prüfen, wie sie damit umgehen. Ebenso werden in dieser Projektphase auch Anspruchsgruppen, etwa Landwirte und Winzer, einbezogen, da die gedachten Touren teils über Wirtschaftswege verlaufen, auf die sie angewiesen sind“, beschreibt Völk das weitere Vorgehen. Sobald die Rückmeldungen aller Baulastträger vorliegen, muss gegebenenfalls an der einen oder anderen Stelle des Streckennetzes noch einmal nachgeschärft werden. „Mein Wunsch ist es, dass wir die Touren im Verlauf der Saison 2025 beschildern und bis Ende nächsten Jahres auch die Erhebungsdaten für den ADFC erfassen und aufbereiten können“, sagt Völk.
Infrastruktur rund ums Rad
Nahezu die Hälfte der Streckenangebote bestehe bereits und werde gemäß dem Themenkonzept neu beschildert. Andere Strecken waren schon nahezu ausgereift und bekommen noch den letzten Feinschliff. Und dann gibt es Touren, die komplett neu ausgewiesen werden sollen. Völk: „Auch hier fangen wir nicht bei Null an, sondern kombinieren bestehende Strecken zu Runden, weil das zeitgemäßer und angenehmer zu fahren ist.“ Doch damit ist das Zertifizierungsvorhaben nicht abgeschlossen. Der zweite Schritt betrifft die Infrastruktur rund ums Rad, etwa Übernachtungsmöglichkeiten mit speziellen Angeboten für Fahrrad-Touristen. „Wir wollen offiziell zum Qualitätsgastgeber werden und uns dafür an einheitlichen Standards orientieren“, betont Völk. Zudem sei es klares Ziel, das Gesamtkonzept auf den Pfälzerwald und das Pfälzer Bergland, also die gesamte Pfalz, auszuweiten.
Paradies fürs Mountainbiken
In der Pfalz läuft es nicht nur auf dem Tourenrad rund, sondern ebenso auf dem Mountainbike. Bereits 2005 sind fünf engagierte Verbandsgemeinden – Kaiserslautern-Süd, Lambrecht, Rodalben und Waldfischbach-Burgalben sowie Hochspeyer – den ersten Schritt gegangen, um mit einem offiziellen Streckennetz ein wegweisendes Angebot zu schaffen: den Mountainbikepark (MTB) Pfälzerwald. In zwei Planungsphasen hat der Verein bis heute 20 Touren mit einer Gesamtlänge von rund 900 Kilometern realisiert. Der MTB-Park erstreckt sich von der Westpfalz über Landstuhl, Pirmasens, Hauenstein, das Dahner Felsenland bis nach Annweiler und Bad Bergzabern. Das Angebot richtet sich an alle, die gerne Rundtouren fahren und sich insbesondere dem Fahrtyp „All Mountain“ zugehörig fühlen. Stephan Marx, seit 2015 als Geschäftsführer für Marketing und die Koordination der Vereinsarbeit verantwortlich, weiß um die Bedeutung des Mountainbikens: „Eine Umfrage des Allensbach-Instituts aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass es in Deutschland mehr aktive Mountainbiker als Fußballer gibt. Sie organisieren sich jedoch seltener in Vereinen, sind seltener bei Wettbewerben in Ortschaften anzutreffen und dadurch schlicht weniger sichtbar.“
Schwachstellen im Visier
Der Geschäftsführer des MTB-Parks legt viel Wert darauf, dass die Touren attraktiv bleiben. Die ersten Strecken seien fast 20 Jahre alt und würden immer noch gerne gefahren. Man wisse aber, dass sich die Anforderungen an MTB-Touren mit der Zeit ändern. Deshalb sei man aktiv dabei, Schwachstellen zu beseitigen. Marx erklärt: „Das können zu lange Abschnitte mit Schotter sein, die niemand gerne fährt. Hier suchen wir nach Alternativen.“ Zudem gehe es um Teilstücke, die fahrtechnisch sehr anspruchsvoll seien, etwa enge Spitzkehren. In dem Fall würden Umfahrungen geschaffen, die parallel zur Originalstrecke verlaufen. So haben die Mountainbiker dann die Wahl. „Zusätzlich vermeiden wir mit Blick auf einen nachhaltigen Umgang mit der Natur, dass diese schwierigen Passagen zerfahren werden“, ergänzt Marx.
Neue Pfälzerwald-Route
Seit diesem Jahr neu ausgewiesen ist eine Tour, die den gesamten MTB-Park Pfälzerwald einmal von Nord nach Süd durchquert. Die Route „Trans Pfälzerwald“ startet in Hochspeyer und verläuft auf bestehenden Wegen bis nach Bad Bergzabern. „Wir haben auch anspruchsvolle Trails eingebunden, die gemäß der offiziellen Skala als ,S2‘ einzustufen sind, also eine fortgeschrittenere Fahrtechnik erfordern“, betont Marx. Mit gut 90 Kilometern und über 2000 Höhenmetern führt die Tour an vielen Pfälzer Höhepunkten vorbei – so zum Beispiel an der „Weltachs“, dem Luitpoldturm oder der Burgruine Lindelbrunn. Längs der Strecke gibt es Ladestationen für E-Bikes und Einkehrmöglichkeiten. An Start- und Endpunkt ist ein Bahnanschluss vorhanden.
IM GELÄNDE Im Mountainbikepark Pfälzerwald sind 20 Touren mit 900 Kilometern Gesamtlänge ausgewiesen. Fotos: Mountainbikepark Pfälzerwald/Christoph Riemeyer, c-sign
Besucherlenkung an der Haardt
Auch dort, wo der MTB-Park Pfälzerwald endet, ist Mountainbiken ein zentrales Thema. Am gut besuchten Haardtrand, der für viele Outdoor-Begeisterte die erste Anlaufstation in der Pfalz darstellt, ist der Bedarf an Besucherlenkung besonders groß. Das haben die Tourismus-Experten längst erkannt. Gerrit Altes und Denise Seibert von der Tourist-Information Bad Dürkheim sind gerade dabei, erste offizielle Streckenvorschläge für MTB-Touren zu finalisieren. „Der Anstoß kam schon vor Jahren vom Team Pfälzer Land. Die Mitglieder haben Routen ausgearbeitet, bei uns eingereicht und damit den Stein ins Rollen gebracht“, berichtet Altes. Jetzt, wo das neue Wege-Konzept für Wanderbesucher fertig umgesetzt sei, könne man sich endlich auf die Angebote für Mountainbiker konzentrieren.
Strecken-Perlenschnur
Vision von Altes ist, dass nicht nur bei Bad Dürkheim einzelne Strecken entstehen. Altes setzt sich dafür ein, dass im Schulterschluss mit weiteren Tourismusbüros, Kommunen und Kreisen ein Streckennetz erschlossen wird, das sich wie eine Perlenschnur von Grünstadt bis nach Maikammer am Haardtrand entlang ziehen soll. „So können wir Mountainbiker auch mehrere Tage begeistern und fördern damit Übernachtungs- statt nur Tagestourismus. Denn ersterer hat vom Verhältnis zwischen Anreise und Aufenthaltsdauer eine wesentlich günstigere Öko-Bilanz als der Tagestourismus“, unterstreicht Altes. Das Streckenprojekt für Bad Dürkheim koordiniert Denise Seibert. „Gedacht sind zwei Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 60 Kilometern, die direkt im Ort starten und sich miteinander kombinieren lassen. Bei der Streckenbeschaffenheit liegt der Fokus nicht allein auf dem Genuss-Biken. Wir haben ,All Mountain‘ und ,Enduro‘ im Blick“, beschreibt sie das Projekt. Es werde „technisch anspruchsvolle Abschnitte ebenso geben wie flowige Passagen, aber alles in die natürlichen Gegebenheiten eingebettet “.
Befahrung als Praxistest
Die theoretische Planung ist bereits so weit gediehen, dass es nun an die Abstimmung der Strecken mit allen Partnern gehen kann. „Felix Meermann vom Team Pfälzer Land hat attraktive und gleichzeitig unseren Vorgaben entsprechende Streckenentwürfe geliefert, die dank tatkräftiger Unterstützung durch Marcel Kämmer von der Kreisverwaltung bereits ins Geoinformationssystem GIS eingearbeitet sind“, sagt Gerrit Altes. „Mit beiden haben wir uns auch intensiv beraten – etwa, was das Pro und Contra von Überschneidungen mit Wanderwegen und die Wegeführung durch Schutzgebiete betrifft.“ Als nächstes ist eine Befahrung geplant, um alles in der Praxis zu begutachten und gegebenenfalls den letzten Feinschliff vorzunehmen, was die touristische Beurteilung angeht. Dann werde das Feedback vom zuständigen Forstamt und der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt. „Wenn beide ihr Okay geben, ist bestätigt, dass die Streckenvorschläge grundsätzlich umsetzbar sind. Dann holen wir im nächsten Schritt das Feedback sowie die Erlaubnis von Jagdpächtern und Waldeigentümern ein“, ergänzt Altes. Er hofft, dass diese Abstimmungsrunde noch in 2024 erfolgt. Dann könne 2025 der Ausbau beginnen und alles zur Saison 2026 startklar sein.
„Wasi“: Legende seit über 30 Jahren
Am anderen Ende des Pfälzerwalds, in Lemberg in der Südwestpfalz, ist ein echter Mountainbike-Klassiker zu Hause. Der Wasgau-Bike-Marathon, liebevoll „Wasi“ genannt, besteht seit 30 Jahren und war seinerzeit die erste Marathon-Veranstaltung in der Pfalz. Einer der Väter des „Wasi“ ist Klaus Emser. Er tauschte bereits Ende der 1980er-Jahre, als der MTB-Trend aus Amerika herüberschwappte, Rennrad gegen Mountainbike. „Ich war einer der ersten MTB-Verrückten, die mit den damals angesagten neonfarbenen Sportoutfits im Wald unterwegs waren. Wir galten als die jungen Wilden“, erinnert er sich. Das Gute an der Südwestpfalz sei, damals wie heute: Hier könne man in einigen stillen Ecken bis zu 50, 60 Kilometer durch den Wald fahren, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Schilder aus Pappe und Karton
In diesen Zeiten der Aufbruchsstimmung engagierte sich Emser im Sportverein Lemberg. Anfangs organisierte man, wie andere Vereine auch, regelmäßig kleinere Events rund um Lemberg mit 80 bis 100 Teilnehmern. Die erste Welle der Begeisterung ebbte aber schnell ab und das Format „Mountainbike-Marathon“ begann sich zu etablieren. „Mir war klar, das müssen wir auch machen. Bereits 1993 haben wir den ersten Marathon mit einer Strecke von rund 90 Kilometern ausgeschrieben. Wir hatten direkt 280 Teilnehmer“, blickt Emser zurück. Allerdings sei die Organisation anfangs noch nicht sehr ausgereift gewesen. Jede Menge Herzblut habe dies aber ausgeglichen. „Mit Schildern aus Pappe und Karton, die wir mit Schnüren an Ästen festgeknotet hatten, wurde die Strecke durch den Wald markiert“, ergänzt der Mountainbike-Fan mit einem Schmunzeln.
Ein kleiner Ort steht Kopf
Für Emser stand danach fest: „Hier kann und muss etwas bewegt werden.“ Die Idee, den Marathon als „Freundschaftstour mit Profis“ ohne Zeitnahme zu organisieren, entstand. Radweltmeister Mike Kluge, der in der Nachbarschaft von Emsers Familie im Geburtsort Denzlingen bei Freiburg wohnte, unterstützte ihn bei der Gewinnung von Sponsoren. Zudem vernetzte er ihn mit weiteren Radprofis, wie Hanka Kupfernagel, Marcus Klausmann, Udo Bölts und Karl Platt. Sie alle und viele andere bekannte Radsportler sind über die Jahre beim Wasi gestartet. „Im besten Jahr hatten wir mehr als 1700 Starter, das war eigentlich zu viel für uns beziehungsweise die Infrastruktur vor Ort in Lemberg. Die Halle, die wir für die Veranstaltung nutzten, platzte aus allen Nähten“, so Emser. Über die Jahre habe sich auch eine echte „Wasi“-Familie gebildet. Gut erinnert er sich Emser etwa an einen Teilnehmer, der ihm seinen 21-jährigen Sohn vorstellte, der bereits zum zehnten Mal mit ihm gestartet war. Mit diesem Schwung ging es einige Jahre weiter, doch letztlich trennten sich die Wege von Emser, SV Lemberg und Wasgau-Bike Marathon nach 23 Jahren.
Saisonabschluss in Lemberg
Dem Mountainbiken ist Emser trotzdem bis heute treu geblieben. Gästen in seiner Ferienwohnung zeigt er als Tourenguide gerne die schönsten Trails seiner Wahlheimat. Auch den Mountainbike-Klassiker des SV Lemberg gibt es noch. Weiterhin füllen jährlich am zweiten Oktoberwochenende mehr als 1000 Teilnehmer den Ort. Das Konzept ohne Zeitnahme kommt nach wie vor an. Zudem können die Teilnehmer zwischen drei Touren unterschiedlicher Länge wählen, die jedes Jahr neu geplant werden. Der Verein richtet die Veranstaltung gemeinsam mit Journalist und TV-Moderator Markus Appelmann aus. „Dieses Jahr feiern wir den Jubiläums-Wasi. Es macht schon etwas stolz, am ältesten Mountainbike-Klassiker Deutschlands mitwirken zu dürfen und so Geschichte zu schreiben“, sagt Emser, ein gebürtig Südwestpfälzer. Über 40.000 Teilnehmer sind bislang beim „Wasi“ gestartet. Eine Pfälzer Erfolgsgeschichte der besonderen Art.
Autozentriert war gestern
Das Fahrrad ist nicht nur ein gefragtes Sport- und Freizeitgerät, es kommt auch im Pfälzer Alltag zum Einsatz. Was tun Städte dafür, Raum für diese nachhaltige Form der Mobilität zu schaffen? In Kaiserslautern ist Julia Bingeser als Radverkehrsbeauftragte dafür zuständig, dass der Radverkehr in der Stadtentwicklung mitgedacht wird. Das lebt sie auch selbst vor, indem sie jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt. Sie kennt all die Herausforderungen, die Radverkehrsentwicklung mit sich bringt: „Wir haben uns über Jahrzehnte hinweg ein sehr autozentriertes Denken angewöhnt. Aber wir sehen zunehmend die Nachteile. Autoverkehr braucht viel Platz, verursacht Lärm und Luftverschmutzung und sorgt für Überhitzung. Generell, so glaube ich, kommt heutzutage keine Kommune, keine kommunale Gebietskörperschaft mehr am Thema nachhaltige Mobilität vorbei.“ Wenn es gelinge, den Umweltverbund – das sind alle klimafreundlichen Verkehrsmittel von Bus und Bahn bis Fahrrad und Fußverkehr – so attraktiv zu machen, dass alle, die umsteigen könnten, dies auch tun, sei das Ziel erreicht.
Radverkehr bekommt Vorfahrt
Gerade bei mittleren Strecken von drei bis zehn Kilometern mache sich das Fahrrad, das sich zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren lasse, bezahlt. Dafür muss das Alltagsradeln, so Bingeser, allerdings zunächst – etwa mit durchgängigen Radwegen – noch stärker gefördert werden. Bei den Bürgern steige der Stellenwert des Radverkehrs, wie nicht zuletzt der Zuspruch bei der Aktion „Stadtradeln“ zeige. „Kaiserslautern beteiligt sich seit 2009. Damals waren es nur 275 Teilnehmende, vergangenes Jahr schon rund 1500“, berichtet Bingeser. Die Radverkehrsbeauftragte verfolgt verschiedene Strategien, um die Infrastruktur für den Radverkehr im Stadtgebiet zu stärken. Ein Großprojekt ist die Fahrradstraße “von Park zu Park”, die in Kaiserslautern eine Verbindung zwischen Stadtpark und Volkspark schaffen soll. Ein weiteres Großprojekt ist die Radroute „Bachbahn“, die als Pendlerstrecke auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Weilerbach und Otterbach geplant ist.
Groß und Klein kombinieren
Großprojekte binden nicht nur personelle und finanzielle Ressourcen, sondern benötigen durch Planfeststellungsverfahren auch viel Zeit. „Dadurch dauert es oft lange, bis Veränderungen sichtbar werden“, merkt die Radverkehrsbeauftragte an und ergänzt: „Aus diesem Grund bringen wir uns parallel auch in laufende Stadtentwicklungsprojekte ein und gehen kurzfristig umsetzbare Maßnahmen an, die schnell für Fortschritt sorgen.“ Beispiele: das Ummarkieren von Parkplätzen, die Radfahrer behindern, oder die Sanierung von Fahrbahndecken, wo sie sich dafür einsetzt, dass der Radverkehr mitgedacht wird. Nicht zuletzt gibt es Projekte, die vom Land Rheinland-Pfalz angestoßen werden. So sind mehrere Pendler-Routen in der Planung beziehungsweise Umsetzung. Eine davon wird Kaiserslautern und Landstuhl verbinden. Seit 2023 liegt eine Machbarkeitsstudie dafür vor. Inzwischen sind die bevorzugten Trassen für den Schnellweg definiert.
Gemeinsam mehr erreichen
Zusätzlichen Schwung für die Radverkehrsentwicklung erhofft sich Bingeser auch von der Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußverkehrsfreundlicher Kommunen (AGFFK) in Rheinland-Pfalz. Vergangenes Jahr hat sie die Gründung federführend vorangetrieben. Mittlerweile ist der offizielle Startschuss gefallen und ein Koblenzer Büro mit dem temporären Betrieb der Geschäftsstelle beauftragt. „Derartige Arbeitsgemeinschaften gibt es in allen Bundesländern. Sie vernetzen die Mitglieder zu einer Interessenvertretung für den Fuß- und Radverkehr, sorgen für Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Bei uns in der Pfalz zählen bereits sechs von acht Landkreisen, sieben von acht kreisfreien Städten sowie jeweils fünf kreisangehörige Städte und Verbandsgemeinden zu den Mitgliedern. Gemeinsam haben wir eine stärkere Stimme“, betont Bingeser. All diese Entwicklungen – einmal quer durchs „Radland Pfalz“ – zeigen: Radfahren und die Pfalz, das passt gut zusammen. Alltagsradler, Radtouristen oder Breitensportler: Alle können auf ihre Kosten kommen.
Auf ihrer Website hat die Pfalz.Touristik (Foto: CC-BY-SA Pfalz Touristik, Dominik Ketz) zahlreiche Informationen rund ums Radfahren zusammengestellt. Die Bandbreite reicht von geführten Radtouren bis zum Radurlaub. Tourentipps – sortiert nach Kategorien von Familie bis Sportlich – gibt es im Bereich Radwege, der auch zum Tourenplaner Rheinland-Pfalz führt.
Das VielPfalz Extra Radfahren
Es geht durch die Rheinebene, entlang der Deutschen Weinstraße, durch Pfälzerwald und Pfälzer Bergland sowie zum Donnersberg: 25 ausgewählte Tourenvorschläge präsentiert die VielPfalz-Extra-Ausgabe Radfahren. Zu jeder Tour gibt es die wichtigsten Eckdaten zur Route, An- und Abreise, Empfehlungen zu Einkehr und Sehenswürdigkeiten. Informative Beiträge liefern noch dazu Tipps und Tricks, damit die Ausfahrten für alle genussreich werden. Nicht zuletzt wird erklärt, warum es mit Rücksicht besser rollt. 132 Seiten, 14,90 Euro, erhältlich in unserem Online-Shop.
Bei der IKK Südwest beginnt Gesundheit, bevor man krank ist. Ein Besuch in der Wellness- und Saunalandschaft im CabaLela, dem Cabriobad Leiningerland in Grünstadt.
Die Pfalz hat viel zu bieten – so auch eine große Auswahl an Museen. Sie halten in den kommenden Wochen verschiedenste Ausstellungen bereit, die Besucher …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Trailparks erweitern das Mountainbike-Angebot in der Pfalz. Hier kommen die Downhill-Liebhaber auf ihre Kosten. Ein Beispiel aus Spirkelbach.
Besucherlenkung ist nicht nur bei Mountainbike-Touren, sondern auch bei Downhill-Trails gefragt. Offizielle Trailparks entstehen derzeit an vielen Stellen im Pfälzerwald. Ein Beispiel: Im April 2024 sind in Spirkelbach (Landkreis Südwestpfalz) die ersten beiden „Höllenberg Trails“ eingeweiht worden.
Angebot wird erweitert
Betreiber ist der SV Spirkelbach. Nachdem der Verein vor zwei Jahren mit den „Trailkids“ ein Mountainbike-Trainingsangebot speziell für Kinder und Heranwachsende gestartet hatte, wurde das Angebot bald erweitert. „Wir brauchen offizielle Trails mit direktem Zugang vom Sportplatz, die wir zum Üben von Fahrtechnik und Geschicklichkeit nutzen können. Also macht es Sinn, dass wir dort etwas bauen“, erklärt André Rehm, der die mittlerweile rund 20 Trailkids betreut. Rehm stieß die nötigen Genehmigungsverfahren an, trieb den Austausch mit allen Anspruchsgruppen voran, trieb Fördermittel sowie Spenden ein und kümmerte sich um die Beschilderung.
Trails werden begeistert aufgenommen
Im Februar war dann Muskelkraft gefragt: Der Verein hatte unter fachlicher Anleitung eines professionellen Trailbauers den ersten Bauabschnitt erschlossen. Beim Formen der Trails kamen dabei nur Materialien zum Einsatz, die der Wald beziehungsweise der Waldboden hergaben. Die Höllenberg Trails wurden von Anfang an begeistert angenommen. „Die Trailskids lieben die Strecken und haben selbst schon kleine Verbesserungen vorgenommen“, freut sich Rehm.
Mountainbikepark Pfälzerwald profitiert
Zusätzlich nutzt der Verein die Downhill-Pfade, um MTB-Rennen und den MTB-Marathon, die er jährlich mit der Höllenberg Trail-Trophy anbietet, noch attraktiver zu machen. Auch der Mountainbikepark Pfälzerwald profitiert vom neuen Angebot: Die Höllenberg Trails schließen an die MTB-Park-Touren 8 und 11 an, die an Spirkelbach vorbeiführen.
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Die Final-Etappe der Deutschland Tour führt 2024 durch den Pfälzerwald. Udo Bölts erklärt, warum die Region ein Paradies für Radsportler ist.
Die Radsport-Elite gibt sich bei der Deutschland Tour ein Stelldichein. Seit der Neuauflage im Jahr 2018 ist die Tour nicht nur das einzige Etappen-Rennen in Deutschland, sondern auch ein Radsportfestival mit Angeboten für Breiten- und Nachwuchssportler. Dieses Jahr wird beim Radsport-Klassiker vom 21. bis 25. August in die Pedale getreten. Aus Pfälzer Sicht kommt das Beste zum Schluss: Die Final-Etappe startet am Sonntag, 25. August, in Annweiler. Unterhalb des Trifels gehen die Fahrer zur 172 Kilometer langen Etappe nach Saarbrücken auf die Strecke. Udo Bölts, einer der erfolgreichsten deutschen Straßenfahrer und gebürtiger Pfälzer aus Heltersberg (Landkreis Südwestpfalz), hat bei der Planung der Strecke mitgewirkt. Bölts, der immer noch viel mit dem Rennrad in seiner Heimat unterwegs ist, kennt schließlich alle anspruchsvollen Strecken ganz genau. „Natürlich wird die letzte Tour-Etappe über die Kalmit führen – das ist schon so etwas wie ein kleiner Kultberg bei den Radrennfahrern“, erläutert Bölts. Der zweite prägnante Anstieg folgt nur wenig später, noch im ersten Streckendrittel: Vom Elmsteiner Tal geht es den Iggelbacher Stich hinaus bis nach Johanniskreuz.
Radsport mit Genuss verbinden
Weitere Strecken-Tipps von Bölts, die unabhängig von der Tour alle Rennradfahrer lieben: Die Fahrt aus dem Wellbachtal hinauf nach Hermersbergerhof oder die kleinen Anstiege am Haardtrand zum Forsthaus Heldenstein, zur Lindemannsruhe oder über die Totenkopfstraße zur gleichnamigen Hütte. „Das sind alles Strecken, die Rennradfahrern ein Begriff sind. Und dort bieten sich am Wochenende auch jeweils Möglichkeiten für eine schöne Einkehr“, erzählt Bölts. Was das Rennradfahren in der Pfalz aus seiner Sicht sonst noch auszeichnet: Auf den Strecken gebe es noch verhältnismäßig wenig Verkehr. Dank des großen Radius, den man sich mit dem Rennrad in kurzer Zeit erschließe, könne man sogar bis nach Frankreich rüberfahren. „Ein Espresso und dazu ein Eclair in Bitche oder Wissembourg sind schon lecker“, schwärmt Bölts. So lässt sich Radsport mit Genuss verbinden.
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Blütenzierde, Heilpflanze und mehr: Die Rose gilt seit Jahrtausenden als Königin der Blumen. Auch in der Pfalz hält sie vielerorts Hof – in Gärten, Parks und Weinbergen. Wir nehmen Sie mit auf eine inspirierende Reise vom Rhein über die Weinstraße bis nach Zweibrücken.
Sie ist so vieles auf einmal: Zierde von Gärten und Landschaften, Heilpflanze, Grundlage edler Parfüms, Gegenstand in Religion, Dichtung, Malerei und Musik. Aber allem voran und fast überall dient die Rose als Symbol der Liebe. Das war im antiken Griechenland so, wo Aphrodite als Göttin der Liebe und Schöpferin der Rose angesehen wurde, und gilt noch heute. Auf ihrem langen Weg durch die Geschichte hat die Königin der Blumen auch in die Pfalz gefunden. Sie hält im bezaubernden Rosengarten von Zweibrücken ebenso Hof wie im neu gestalteten Rosengarten des Ebertparks in Ludwigshafen. Sie ist in vielen privaten Gärten das Elixier von Hobbygärtnern. Und sie verschönt viele Rebzeilen entlang der Weinstraße.
Rosenkranz zeigt Symbolkraft
Die „Ur-Rose“ soll als Wildrose schon vor mehr als 25 Millionen Jahren geblüht haben, was fossile Funde zeigen. Heute gibt es etwa 30.000 Rosensorten. Im Handel sind etwa 13.000 Sorten, mehr als die Hälfte davon sind Schnittrosen, die nicht als Gartenpflanzen zu kaufen sind. Im antiken Griechenland wurden Wildrosen und gefüllt blühende Rosen ebenso verehrt wie im alten Rom. Die christliche Mariendichtung und die mittelalterliche Malerei brachten die Rose mit der Marienverehrung zusammen. Auch der im 11. Jahrhundert populär gewordene Rosenkranz verkörpert die Symbolkraft dieser Blume.
Medizinische Allzweckwaffe
Im Mittelalter kamen ganz praktische Aspekte hinzu: Die Strauchrose „Gallica Officinalis“ wurde in vielen Klöstern Europas als „Apothekerrose“ kultiviert, um daraus eine medizinische Allzweckwaffe zu machen. Ihre Blütenblätter, die Hagebutten und Hagebuttensamen sowie die Wurzelrinde fanden wechselweise Einsatz gegen Entzündungen an Mund, Augen und Ohren, zur Stärkung des Herzens, zur Förderung der Verdauung sowie zur Linderung von Kopf-, Zahn- und Magenschmerzen. Der intensive Duft dieser historischen Rose legt es nahe, aus ihren Blütenblättern auch Parfüme und andere kosmetische Produkte zu machen. Diese historische Rosensorte ist heute noch erhältlich.
Rosenzucht wirft Fragen auf
Eine systematische Rosenzucht entwickelte sich in Deutschland erst im frühen 19. Jahrhundert. Zuvor war entdeckt worden, dass sich Rosen durch die geschlechtliche Vereinigung von Blütenstaub und Stempel vermehren. Dazu kam die Einführung der mehrmals blühenden Teerosen. In Holland war zudem die Züchtung der „Zentifolien“ gelungen, stark duftende Rosen mit üppig gefüllten Blüten. Mit der Vielfalt an Rosen stellten sich zwei Fragen: Wie lässt sich die Entwicklung der Rose als Kulturpflanze in geordnete Bahnen bringen? Welche Orte eignen sich zur Bepflanzung?
Gestaltete Zimmer im Freien
Antworten auf die erste Frage gab der 1883 gegründete Verein Deutscher Rosenfreunde (heute Deutsche Rosengesellschaft) mit zahlreichen lokalen Gruppen. Und die Frage nach geeigneten Standorten für Rosen klärte sich durch die Verbreitung eines neuen Gartentyps, der sich mit dem Jugendstil durchsetzte: dem gestalteten Zimmer im Freien, eingerichtet mit Lauben und Pergolen, an denen sich Kletterrosen emporranken konnten. Außerdem gab es bald erste Rosarien und Rosengärten, in denen die Vielfalt der Rosen kultiviert und präsentiert wurden. Das älteste Rosarium mit der heute noch weltweit bedeutendsten Rosensammlung wurde 1903 in der Berg- und Rosenstadt Sangerhausen im Südharz eingerichtet. Dort wuchsen bereits in den Gründungsjahren 2000 verschiedene Rosensorten.
Zweibrücker Rosenvielfalt
Am 20. Juni 1914 eröffnete Prinzessin Hildegard von Bayern den Rosengarten in Zweibrücken zunächst als Rosarium. Schon von Beginn an blühten hier mehr als 42.000 Rosen. Die Initiative dazu kam vom zwei Jahre zuvor gegründeten Verein Pfälzischer Rosenfreund“. In mittlerweile 110 Jahren ist in Zweibrücken der drittgrößte Rosengarten Deutschlands entstanden, der weit mehr als eine reine Rosensammlung darstellt. In einem 4,5 Hektar großen Landschaftspark mit See, Picknickwiese, Bäumen und Gehölzen blühen heute – umgeben von Staudenpflanzen, Sträuchern und Gräsern – rund 45.000 Rosen in 1500 Sorten. Die Palette reicht von Hochstammrosen, Kletterrosen, Strauchrosen über Zwerg-rosen, Beetrosen, Edelrosen und Kleinstrauchrosen bis zu historischen Rosen und Duftrosen.
Breiter Raum für die Natur
Im Zweibrücker Rosengarten stehen immer auch Rosen im Mittelpunkt, die in heimischen Gärten ohne große Mühen wachsen und blühen. Im Neuheitengarten werden Jahr für Jahr internationale Züchtungen präsentiert. Bei der Wahl der „Rose des Jahres“ ist neben Kriterien wie robuster Gesundheit, geringem Pflegeaufwand und schönem Aussehen ein „hoher Gartenwert“ besonders wichtig. Heiko Hübscher, seit 2001 im Rosengarten Zweibrücken tätig und seit 2011 gärtnerischer Leiter, ist es wichtig, der Natur in ihrer Vielfältigkeit möglichst breiten Raum zu geben und Künstlichkeit weitgehend zu vermeiden. Schon 2005, als er die Gesamtverantwortung für die Pflanzen des Gartens übernahm, begann Hübscher damit, überall im Gartengelände auf Pestizide zu verzichten. In Deutschland fand er dafür keine Vorbilder, weshalb er sich an biobetriebenen Gärten in Österreich orientierte. Im Jahr 2009 war die Umstellung abgeschlossen.
Konzept der Vielseitigkeit
Als weiteren wichtigen Entwicklungsaspekt des Gartens beschreibt Hübscher die Rückbesinnung auf das zwischenzeitlich verloren gegangene Konzept der Vielseitigkeit, wie es der vormalige Leiter Oskar Scheerer in den 1950er-Jahren umgesetzt hatte. Mit Hübscher und seinem Team kehrte das Kombinieren von Rosen mit anderen Pflanzen zurück. Dem Garten wurden so Natürlichkeit und Biodiversität zurückgegeben. Bei der Gestaltung ist es den Gärtnern in Zweibrücken auch wichtig, Rosen und Begleitpflanzen mit Robustheit auszuwählen. Dazu Heiko Hübscher: „Wir wollten weg von der Verzärtelung und dem Artifiziellen. Unsere Bepflanzung sollte mehr Widerstandskraft gegenüber Witterung und Schädlingen haben. Heute sind neben Aspekten der Ästhetik und des Dufts vor allem Robustheit, Krankheitsresistenz und Haltbarkeit der Rosenblüten wichtige Züchtungsziele. Dem tragen wir mit unserer Arbeit Rechnung. Wobei man die Rosen hinsichtlich zunehmender Trockenheit und Sommerhitze sogar als ‚Klimagewinner‘ bezeichnen kann, da sie sehr tief wurzeln und kein allzu häufiges Gießen erforderlich ist.“
Beliebtes Open-Air-Wohnzimmer
Der neue alte Rosengarten zieht jährlich mehr als 110.000 Besucher an. Im Jahr 2019 wurde er von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz als „einzigartiges und herausragendes Beispiel der Gartenkunst der 50er- und 60er Jahre“ unter Denkmalschutz gestellt. Wer hier Einzigartigkeiten und Superlative sucht, wird rasch fündig. So gehören zum Beispiel viele der Rosenstöcke zu den ältesten, seltensten und prachtvollsten Rosenarten auf der ganzen Welt. Darunter auch die schwarze, die blaue und die grüne Rose. Regelmäßige Veranstaltungen tragen ihren Teil dazu bei, den Rosengarten zu einem Open-Air-Wohnzimmer für Zweibrücken und die ganze Region zu machen. Schnittkurse, Rosen- und Gartenmärkte oder das jährlich im Juni stattfindende „Fest der 1000 Lichter“ tragen ihren Teil dazu bei.
Das Rosendorf Schmitshausen
Nur 16 Kilometer trennen Zweibrücken vom Dörfchen Schmitshausen (Landkreis Südwestpfalz). Der Nähe zu Zweibrücken verdankt das Dorf auf der Sickinger Höhe auch seinen besonderen Status als „erstes offizielles Rosendorf Deutschlands“. Zu dieser Ehre kam es in den 1960er Jahren durch den Dorfschulleiter Hans Erich Henkes und den damaligen Zweibrücker Gartenamtsleiter Oskar Scheerer. Henkes engagierte sich mit großem Enthusiasmus für die Dorfverschönerung im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Oskar Scheerer hatte den Verein Deutscher Rosenfreunde als dessen Vorsitzender auf Schmitshausen aufmerksam gemacht. Durch seinen Einfluss kam es zur Spende von 10.000 Rosen, die in öffentlichen Anlagen und privaten Gärten gepflanzt wurden. 1966 zum Rosendorf gekürt und 1967 mit einer Goldmedaille bei „Unser Dorf soll schöner werden“ geehrt, war man in der Westpfalz mächtig stolz. In der Ortsmitte gibt es seither einen Oskar-Scheerer-Platz als lauschigen, rosenumrankten Ort zum Verweilen. Dazu kam 1998/99 ein Rosengärtchen am Friedhof, das vom Josef Raff, dem ehemaligen Gartendirektor der Insel Mainau, im Stil eines Klostergartens angelegt wurde. Leider ist diese Anlage inzwischen nicht mehr im besten Zustand. Hier fehlt es wie vielerorts an ehrenamtlichen Helfern, die sich zuverlässig um die Pflege der Rosen kümmern.
„Lebendiger Garten“ im Ebertpark
Nach dem Motto „Durch Verändern Bewahren!“ wird der Ebertpark, der im Jahr 2025 seinen 100. Geburtstag feiert, seit 2005 kontinuierlich umgestaltet. Vor dem Hintergrund des Klimawandels werden auf der Gesamtfläche von 24 Hektar Pflanzzonen mit verschiedenen Schwerpunkten angelegt. Durch verstärkten Einsatz mehrjähriger Pflanzen, die gut mit Trockenheit zurechtkommen, lassen sich zum einen Kosten für den Einkauf und die Bewässerung senken. Zum anderen werden so Biodiversität und Artenvielfalt gesteigert. Die Neubepflanzung des Rosengartens im nördlichen Teil des Parks folgt den Plänen von Chefgärtner Harald Sauer. Der rund 2000 Quadratmeter große Kernbereich des alten Rosengartens erhielt durch Säulen eine Art Pergola-Struktur. Den Rosen wurden Stauden, Ziergräser und Gehölze zugesellt. Sitz- und Verweilmöglichkeiten sowie eine kleine Bühne ergänzen das Ambiente. So hat man auch im Ludwigshafener Rosengarten das Prinzip der „Sammlungs-Schau“ durch das Prinzip des „lebendigen Gartens“ abgelöst.
Typisch Pfalz: Rosen und Wein
An vielen Wingertzeilen der Weinstraße blühen im Sommer Hunderte von Rosen. Das ist kein Zufall, denn die Rosen dienen als „Indikatorpflanzen“. Sie wachsen unter ähnlichen Bedingungen wie Rebstöcke und sind empfindlicher gegenüber Krankheiten. Es sollen Mönche im Burgund gewesen sein, die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten, dass Rosen in der Nähe von Weinstöcken einen Mehltaubefall lange vor den Reben zeigten. Mit dieser Frühwarnung konnten Winzer noch rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen und ihre Rebstöcke retten. Inzwischen hat sich die Krankheits- und Schädlings- bekämpfung bei Reben weiterentwickelt. Dennoch werden am Ende vieler Wingertzeilen weiter Rosen gepflanzt und gepflegt. Sie verschönern das Landschaftsbild, schützen durch ihr tiefreichendes Wurzelwerk die Weinberge vor Erosion und sorgen gleichzeitig für eine höhere Biodiversität.
Rosen zum Dorfjubiläum
Gimmeldingen ist für seine frühe und üppige Mandelblüte bekannt, aber auch in den Sommermonaten, wenn die Rosen blühen, ist hier ein Spaziergang über Wingertwege eine Augenweide. Viele Winzer haben am Ende jeder zweiten Rebzeile Rosen gepflanzt. Peter Stolleis, Vorsitzender des Weinbauvereins Gimmeldingen, hatte rechtzeitig zum Dorfjubiläum „900 Jahre Gimmeldingen“ die Idee, 900 Rosen in den Weinbergen zu pflanzen, die alle im Jubiläumsjahr 2009 blühen sollten. Die Winzer waren begeistert und nahmen die Pflanzung vor. In den Folgejahren kamen noch weitere 1100 Rosen dazu. Auch im jetzt beginnenden Sommer sollen wieder Pflanzungen stattfinden, vor allem dort, wo neue Weinberge angelegt wurden oder abgestorbene Pflanzen zu ersetzen sind. Viele der älteren Rosenstöcke sind ausladend herangewachsen und begrüßen jetzt im Juni alle Spaziergänger in üppiger Blüte.
Der „Rosengarten“-Wanderweg
Mehr als 400 Strauchrosen säumen die Wingertzeilen der Weinlage „Rosengarten“ im südpfälzischen Kapellen-Drusweiler bei Bad Bergzabern. Hier stehen auf einem vier Kilometer langen Rundweg die Rosen am Rande und im Mittelpunkt zugleich. Sie bilden von Juni bis in den Oktober in allen Farben und verschiedensten Sorten ein stimmungsvolles Spalier. Rosenbögen und Sitzbänke hat die Gemeinde erstellt, die Rosen selbst wurden zunächst von Winzern gesetzt. Für Nachpflanzungen sorgte ebenfalls die Gemeinde Kapellen-Drusweiler. Der Rosengarten-Wanderweg wurde 2006 eingeweiht und legte 2008 zusammen mit der Dornröschen-Krönung in Dörrenbach und dem damals neu etablierten Rosenmarkt in Bad Bergzabern den Grundstein für die „Rosenwochen im Bad Bergzaberner Land“. Sie wurden 2011 aus der Taufe gehoben. Mittlerweile gibt es bei dieser jährlich von Mitte Mai bis Mitte Juni durchgeführten Veranstaltungsreihe viele Einzelevents, die sich immer um die Königin der Blumen drehen.
Für eine blühende Zukunft
Doch damit nicht genug: Seit 2018/19 forciert der Landkreis Südliche Weinstraße die Rosenkultur durch eine Aktion, bei der er den Gemeinden kostenlos Rosen zur Bepflanzung von Weinbergen zur Verfügung stellt. Ohne solche Hilfestellungen hat man es in dem kleinen Dorf Dierbach – ebenfalls Ortsteil der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern – erreicht, die nördliche Orteinfahrt mit vielen Rosen zu verschönern. Wer hier ankommt, wird von mehr als 600 Rosenstöcken links und rechts des Straßenrandes begrüßt. Dieses schöne „Willkommen“ ist einer Initiative von Dierbachs Altbürgermeister und Ehrenbürger Gerhard Rinck zu verdanken. Rosen sind aber nicht nur eine bezaubernde Zierde, sondern erfordern regelmäßiges Kümmern. Sie wollen mehrmals im Jahr geschnitten, angebunden, gemulcht und gedüngt werden. Verblühtes ist auszuschneiden, Unkraut zu rupfen. Wenn dazu kein städtisches Gartenamt zur Verfügung steht, heißt es „Freiwillige vor!“. Nicht überall ist dabei das ehrenamtliche Engagement so ausgeprägt wie beim „Rosengarten“-Wanderweg in Kapellen-Drusweiler. Ein derzeit achtköpfiges Team kümmert sich hier in vielen freiwilligen Arbeitsstunden um die Rosen. Vielleicht ein Beispiel dafür, wie die Königin der Blumen auch anderswo in der Pfalz in eine blühende Zukunft geführt werden kann.
Bei der IKK Südwest beginnt Gesundheit, bevor man krank ist. Ein Besuch in der Wellness- und Saunalandschaft im CabaLela, dem Cabriobad Leiningerland in Grünstadt.
Die Pfalz hat viel zu bieten – so auch eine große Auswahl an Museen. Sie halten in den kommenden Wochen verschiedenste Ausstellungen bereit, die Besucher …