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Veranstaltungstipps
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Landau feiert anno 2024 seinen 750. Geburtstag. In den Fokus gerät dabei Michel Bréal. Die Stadt ehrt den gebürtigen Landauer mit dem ersten Bréal-Marathon. Der Ideengeber des neuzeitlichen Marathonlaufes steht dabei auch symbolisch für die Vielfalt der deutsch-französische Verbindungen Landaus. In der wechselvollen Geschichte war die Stadt von 1688 bis 1816 französische Exklave auf deutschem Reichsgebiet.
In diesem Haus am Landauer Rathausplatz wurde Michel Bréal geboren. Foto: Hans Giessen
Es gibt nicht viele Städte, die auf eine solch wechselvolle Geschichte zurückblicken können wie Landau. Wenn die südpfälzische Metropole in diesem Jahr ihren 750. Geburtstag feiert, dann spielt dabei natürlich auch die enge Verknüpfung zu Frankreich eine Rolle. Und eben diese facettenreiche deutsch-französische Geschichte auf der einen und Michel Bréals Kreativität auf der anderen Seite führte dazu, dass ein gebürtiger Landauer zum Ideengeber für die Entstehung des neuzeitlichen Marathonlaufs wurde.
Michel Bréal. Foto: Hans Giessen (Offizielles Porträtfoto Institut de France Archiv)
Begründer der Semantik
Es war der 26. März 1832, als Michel Bréal, der zudem als Begründer der Semantik (Teil der Sprachwissenschaft) in ihrer heutigen Bedeutung gilt, das Licht der Welt erblickte. Vor seinem Geburtshaus direkt am Rathausplatz, an dem eine Gedenktafel an den berühmten Sohn der Stadt erinnert, werden die Teilnehmer des ersten nach ihm benannten Marathons am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) ins Ziel einlaufen. Bréal, dem seine Eltern ursprünglich den Namen Michael gegeben hatten, zog es aus der Pfalz in die Hauptstadt des Nachbarlandes Frankreich, wo die Geschichte des modernen olympischen Langstreckenlaufs ihren Anfang nahm.
Anknüpfung an die Antike
In Paris, wo sich Bréal in den 1850er-Jahren erstmals länger aufgehalten hatte, lernte er Baron Pierre de Coubertin kennen. Den Sportfunktionär, der maßgeblich an der Wiederbelebung der Olympischen Spiele beteiligt war. Bréal, ein Bewunderer der antiken Kulturen, schlug ihm vor, bei den ersten Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 in Athen einen Langstreckenlauf von Marathon ins Panathenäische Stadion zu organisieren – „dann hätten wir einen weiteren Anknüpfpunkt an die Antike“. Coubertin war so begeistert, dass der Marathonlauf im Programm der Spiele sogar als eigenständige Kategorie auftauchte, unabhängig von anderen Wettbewerben der Leichtathletik. Der Wettbewerb löste großen Jubel aus: Die letzten Meter rannte sogar König Georg I. von Griechenland mit. Ohne diesen Erfolg wäre es fraglich gewesen, ob sich die Olympischen Spiele als Idee so schnell durchgesetzt hätten. Doch mit der Begeisterung der Griechen für den Marathonlauf wurde dann auch dem Gesamtkonzept „Olympische Spiele“ zum Durchbruch verholfen.
EINBLICKE Die Geschichte des Marathons spielt aktuell auch bei einer Ausstellung zum Thema „Olympisme“ in Paris eine Rolle. Foto: Hans Giessen
Enge Verbindungen
Dass der „Landauer Bub“ überhaupt nach Paris ging und dort Karriere machte, lag auch an der engen Verknüpfung der Geschichte der heute kreisfreien Stadt mit Frankreich. Schließlich ist Landau die deutsche Stadt, die mit 135 Jahren am längsten französisch war. 1680 verleibte sich König Ludwig XIV. die Stadt in seinen Herrschaftsbereich ein. Im Westfälischen Frieden (1648) wurde das Elsass der Krone Frankreichs zugesprochen. Ludwig XIV. nutzte diese Regelung und behauptete einfach, dass Landau Teil des Elsasses sei. Sein Argument: Landau gehöre zum Elsässischen Zehn-Städte-Bund. Zehn freie Reichsstädte hatten sich 1354 im – damals noch deutschen – Elsass zusammengeschlossen, um Kaiser Karl IV. gegenüber ein stärkeres politisches Gewicht zu haben. Landau war zunächst nicht dabei – die Stadt lag ja in der Pfalz. Aber als sich 1521 Mühlhausen im Süden des Elsasses der Schweizerischen Eidgenossenschaft anschloss und damit den Zehn-Städte-Bund verließ, wurde die pfälzische Reichsstadt Landau angefragt, ob sie sich beteiligen wolle. Schließlich lag sie nur wenige Kilometer vom Elsass entfernt. Zudem sollte so die symbolische Zahl „10“ (in Anspielung an die biblische „Dekapolis“) unbedingt erhalten bleiben.
POKAL Die Ausstellung zeigt auch den Coupe Bréal für den Sieger des Marathons bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit. Foto: Hans Giessen
Ein Vorposten Frankreichs
War Landau damit also tatsächlich Teil des Elsasses? Zumindest verleibte Ludwig XIV. die Stadt seinem Reich ein, wie Schritt für Schritt auch das „übrige“ Elsass. So wurde Landau französisch. Gerade die Tatsache, dass die Stadt rund 150 Jahre lang zum Bund der Freien Elsässischen Reichsstädte zählte, führte jedoch dazu, dass sie fortan gar nicht mehr so frei war. Sie wurde sogar französische Garnisonsstadt als Vorposten Frankreichs im deutschen Reichsgebiet und deshalb auch vom Militärbaumeister Vauban zur „größten Festung der Christenheit“ ausgebaut. Von dort aus wurde in der Zeit von 1688 bis 1697 der Pfälzische Erbfolgekrieg organisiert, eine der brutalsten Kriegskampagnen.
BLICK IN DIE VERGANGENHEIT Das historische Festungsmodell ist um 1740 entstanden und im Museum für Stadtgeschichte zu sehen. Foto: Stadtmuseum Landau/Christoph Bauer
„Politik der verbrannten Erde“
Französische Truppen brannten Speyer nieder, zerstörten Heidelberg, vergewaltigten und töteten. Die offizielle Devise war eine „Politik der verbrannten Erde“. Ältere Landauer kennen noch die Bezeichnung „Mélac“ für einen besonders bösartigen Hund – Ezéchiel de Mélac war der französische Stadtkommandant. Es ist geradezu makaber, dass eine der aufwändigsten und beeindruckendsten historischen Grab- anlagen in Landau dem Lieutnant-Général Joseph de Montclar gewidmet ist. Er war einer der brutalsten Generäle in französischen Diensten, der Speyer niederbrennen ließ und der später in Landau eines natürlichen Todes starb, wo er dann begraben wurde.
HISTORIE Die Grabanlage des Lieutnant-Général Joseph de Montclar in Landau. Foto: Hans Giessen
Pfälzer Freiheitskämpfer
Im Reich blieb das Misstrauen gegenüber der „terreur française“, das zum gegen Frankreich gerichteten deutschen Nationalismus führte, als französische Revolutionstruppen Ende des 18. und Anfangs des 19. Jahrhunderts die deutschen Länder eroberten. In der Pfalz selbst hatte man im Lauf der Zeit allerdings auch die positiven Seiten Frankreichs kennengelernt. So wurden viele Pfälzer, als die Französische Revolution (1789 bis 1799) ausbrach, zu überzeugten französischen Freiheitskämpfern. Landau selbst blieb immer eine Exklave des elsässischen Départements Bas-Rhin. Auch als die Revolutionstruppen die gesamte Pfalz eroberten und dort das Donnersberg-Département (Département du Mont-Tonnerre) als Verwaltungseinheit etablierten. Das Landauer Stadtgebiet war damals, zu französischer Zeit, rechtlich gesehen also in der Tat nicht mehr Teil der Pfalz, sondern des Elsass.
Ein gefragter Mann
Einer derjenigen, der zur Zeit der Revolution ein begeisterter Franzose wurde, war August Breal, der Vater des „Marathonlauf-Erfinders“. Er stammte aus Pirmasens und studierte in Straßburg französisches Recht. Er nutzte aber auch alte Familienkontakte und bildete sich in Würzburg im bayerischen Recht weiter. 1815 wurde dann im Wiener Kongress festgelegt, dass Landau wieder zu Deutschland kommen sollte. Der Münchner Vertrag wies die Region Bayern zu. Gleichzeitig wurde den Pfälzern, zu denen nun die Landauer wieder gehörten, zugesichert, dass dort das französische Rechtssystem bestehen bleiben solle. Damit wurde August Breal dank seiner Kenntnisse des französischen und des bayerischen Rechts zum gefragten Mann: Fast unmittelbar nach dem Studium berief man ihn als – damals noch einzigen – Staatsanwalt ans Bezirksgericht in Landau.
Französisches Lebensgefühl
In den folgenden Jahren bekam die Familie Breal drei Kinder, die allesamt im zu dieser Zeit wieder pfälzischen Landau geboren wurden. Das französische Lebensgefühl war in der Stadt aber weiterhin sehr dominant. Michel behielt seine Kindheit immer in sehr positiver Erinnerung. Im Jahre 1908 beschrieb er in einem Artikel für die damals von Hermann Hesse herausgegebene Zeitschrift „März“ seine Landauer Jugend rückblickend geradezu begeistert als sehr glücklich. Und doch bezeichnete er sich selbst stets als Elsässer und nicht als Pfälzer.
Aus Michael wird Michel
Schließlich war es ein Schicksalsschlag, der den jungen Michael dann tatsächlich ins Elsass verschlug. Als er sieben Jahre alt war, starb sein Vater. Die nun alleinerziehende Mutter zog mit den Kindern nach Weißenburg, heute die nördlichste Stadt des Elsass, in der Verwandte lebten. Dort schloss er die Schule ab und begann ein Studium in Paris. Aus Michael wurde Michel, der Nachname Breal erhielt einen „accent aigu“ und wurde zu Bréal. Eine Integration, wie sie damals üblich war. Deutschland blieb er dennoch weiter verbunden. Auch da seine Ehefrau aus Mainz stammte, reiste Bréal immer wieder ins Nachbarland. Er absolvierte ein Auslandsjahr in Berlin und hielt auch in der schwierigen Zeit nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 Kontakt zu seinen deutschen Kollegen.
BERUFLICHE HEIMAT In diesem Haus in Paris lebte Michel Bréal. Foto: Hans Giessen
Olympisches Motto festgezurrt
Seine berufliche Heimat aber wurde Paris. Schon mit 36 Jahren übernahm Bréal eine Professur am Collège de France. Schon bald verkehrte er in der Pariser Haute Volée. Einer seiner Söhne heiratete die Tochter des damaligen französischen Marineministers, seine Tochter den späteren Literaturnobelpreisträger Romain Rolland. Zu Bréals Kontakten zählten französische Ministerpräsidenten wie Jules Simon oder Jules Ferry. Andere Bekannte waren Jeanne de Bonaparte oder eben Pierre de Coubertin. Letzterer war es dann auch, der dafür sorgte, dass Bréal im Jahre 1894 beim Gründungskongress des Olympischen Komitees direkt an seiner Seite saß. Dort hielt Coubertin die erste Rede, in der er das Olympische Motto „citius – altius – fortius“ (auf Deutsch: „schneller – höher – stärker“, im allgemeinen Sprachgebrauch übersetzt mit „schneller – höher – weiter“) festzurrte. Und auch wenn das Internationale Olympische Komitee 2021 beschloss, dem Ganzen den Begriff „communiter“ („gemeinsam“) hinzuzufügen: Michel Bréal, der einst in einem Haus am Landauer Rathausplatz das Licht der Welt erblickte, hat Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind.
Info
Der erste Bréal-Marathon in Landau startet am Donnerstag, 3. Oktober 2024 (Tag der deutschen Einheit). Neben dem Marathon stehen ein Ekiden (Marathon-Staffellauf), der EnergieSüdwest-Halbmarathon, der APL-Schüler-Halbmarathon, ein Sparkassen-Schülerlauf und ein Bambini-Lauf auf dem Programm.
Ab 10. Mai erhältlich: Neue Extra-Ausgabe von VielPfalz rund um „Pfälzer Höhepunkte“. Im Mittelpunkt unserer Extra-Ausgabe 2025 stehen 25 Aussichtstürme.
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Neustadt an der Weinstraße ist vom 23. bis 25. Mai Gastgeber des 38. Rheinland-Pfalz Tages und feiert zugleich 750-jähriges Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Baggerseen, Wooge, Weiher und Bäder – kaum eine andere Region bietet eine so große Bandbreite an Bade- und Ausflugsmöglichkeiten wie die Pfalz. VielPfalz-Autorin Friederike Krauß war auf Erkundungstour und hat dabei allerhand Erfrischendes entdeckt.
WASSEROASE Der Gelterswoog bei Kaiserslautern. Foto: Friederike Krauß
Die Pfalz hat viel zu bieten. Idyllische Wälder und stille Täler, bizarre Sandsteinfelsen und mächtige Burgen, urwüchsige Auen und sanfte Berglandschaften. Auch ich als Zugezogene habe das alles kennen und lieben gelernt. Was mir als gebürtigem Nordlicht aber fehlt, ist das Meer vor der Tür. Der Horizont, der sich darin verliert, das Rauschen der Wellen, Salz in der Luft. Damit kann die Pfalz zwar nicht dienen, dennoch gibt es zahlreiche Orte am und mit Wasser, die es zu entdecken und erkunden lohnt: Die Pfalz erfrischt.
Gefühl von Entspannung und Urlaub
Auf der glatten Wasserfläche spiegelt sich imposant der Pfälzerwald. Außer Vogelgezwitscher sowie hier und da leisem Stimmengewirr ist nichts als Stille zu vernehmen. Fast meditativ zieht der Clausensee in seinen Bann, lädt zum Hineinspringen ein. Aber Vorsicht! Abkühlung garantiert! Denn der See wird zu 100 Prozent aus reinem Quellwasser des Waldes gespeist. So liegt die Wassertemperatur selbst im Hochsommer nie über 23 Grad. Die optimale Wasserqualität wird alle vier Wochen vom Gesundheitsamt kontrolliert und bestätigt. Im Bach, der idyllisch durch die Anlage des dazugehörigen „Camping Clausensee“ führt, steht Besuchern eine Natur-Kneippstelle zur Verfügung. „Die wird sehr gerne genutzt“, verrät Juliane Klüßendorf. Sie ist seit drei Jahren auf dem Campingplatz beschäftigt und könnte sich keinen herrlicheren Arbeitsort vorstellen. „Für mich sind die allerschönsten Momente des Tages, wenn ich auf den See schaue. Das belohnt alle Anstrengung und schenkt mir sofort ein Gefühl der Ruhe“, erzählt Klüßendorf. Tatsächlich hat man hier mitten im Pfälzerwald fernab von Stadt und Lärm vom ersten Augenblick an das Gefühl von Entspannung und Urlaub.
ERFRISCHUNG Quellwasser sorgt im Clausensee inmitten des Pfälzerwaldes für Abkühlung. Foto: Camping Clausensee GmbH
Ankommen und wohlfühlen
Der Campingplatz Clausensee samt gleichnamigem See ist vor rund 45 Jahren entstanden und gehört zu Waldfischbach-Burgalben. Der Vater der jetzigen Geschäftsführerin Katharina Singer hatte damals den Wunsch und die Idee für diesen Ort und ließ dazu neben dem Platz für Camper auch den See ausgraben und anlegen. Heute fügt sich das Gewässer in die Landschaft, als wäre es schon immer dort gewesen. Das gesamte Areal erstreckt sich über zwölf Hektar, der Clausensee selbst umfasst vier Hektar Fläche. Der Slogan „Ankommen und Wohlfühlen – Ihr Familienplatz im Pfälzerwald“ trifft es perfekt. Denn den Besuchern wird neben dem landschaftlichen Genuss einiges geboten. Rund 150 Stellplätze, neue Sanitäranlagen, ein Restaurant, eine Bar, Verleih von Tretbooten und Stand-Up-Paddle-Boards (SUP), Kettcars, der Bachlauf zum Spielen – Langeweile kommt hier bestimmt nicht auf. Wer nicht übernachten möchte, ist auch als Tagesgast willkommen. Erwachsene zahlen dann vier, Kinder drei Euro. Tretboote können für 16 Euro die Stunde, Stand-Up-Paddle-Boards für 14 Euro die Stunde geliehen werden. Gerne kann man auch mit eigenem Schlauchboot oder SUP den See erkunden. Die kleine, verwunschene Insel in der Mitte gehört allerdings ausschließlich den Enten.
FAMILIENPLATZ Die Anlagen am Clausensee erfreuen Camper und Tagesgäste gleichermaßen. Fotos: Friederike Krauß (2)/Camping Clausensee GmbH
Sogar viele Pfälzer sind überrascht
Für mich strahlt dieser Ort Leichtigkeit aus und das Gefühl, durchatmen zu können. Juliane Klüßendorf erzählt mir, dass sogar viele Pfälzer, die eher zufällig hier vorbeikommen, überrascht sind, nicht vorher von diesem Fleckchen gewusst zu haben. „Die meisten kommen dann immer wieder“, sagt Klüßendorf lachend und fügt hinzu: „Der See in Kombination mit dem Wald und der Ruhe ist einfach anziehend.“ Ein Geheimtipp, würde ich sagen. Denn auch wenn die Ferien- und Feiertage hier sehr gefragt und gut ausgebucht sind: Unter der Woche ist es beschaulich und durch die große Fläche nie überlaufen, bestätigt mir Juliane Klüßendorf.
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Mein nächster Stopp führt mich an den Lambsheimer Weiher. Kaum zu glauben, aber hier liegt eine der ältesten Beachbars Deutschlands. Besitzer Srećko Marušić hatte vor knapp 25 Jahren den richtigen Riecher oder wie er selbst sagt: „Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.“ Damals bewirtschaftete seine Tante das Restaurant am Lambsheimer Weiher. Er selbst half immer mal aus und feierte schließlich seinen 30. Geburtstag dort. Ein rauschendes Fest mit unterschiedlichen Musikacts und guten Drinks. „Einfach so gut, dass alle begeistert waren und zu mir meinten: ‚Du musst hier mehr machen’.“ Dies ließ den gebürtigen Kroaten nicht los. Kurzerhand brachte er seine Vorstellungen einer Beachbar aufs Papier, ging damit zum damaligen Bürgermeister von Lambsheim, Kurt Scherr, der seinen Plan unterstützte.
Den Alltag hinter sich lassen
So öffnete Marušić im Jahr 2000 die „Beachbar Lambsheim“. Der Anfang war hart. „Ich musste ganz schön kämpfen“, erzählt Marušić, „hatte noch meinen Job in Mannheim, bin immer hin- und hergependelt.“ Aber er hielt an seinem Traum fest, einen Ort zu schaffen, an dem sich die Menschen sofort wie im Urlaub fühlen und für ein paar Stunden den Alltag vergessen. 2003 kam dann der Durchbruch. Der heiße Sommer brachte den Boom der Beachbars in Deutschland. Eine Zeit lang führte der 54-Jährige sogar parallel die Strandbar in Mechtersheim. Doch sein Herz gehörte Lambsheim und so fokussierte er sich auf die Beachbar. „Bei uns ist perfekt, dass man einfach vorfahren kann und da ist. Nach wenigen Schritten blickt man aufs Wasser, und allein das löst schon Anspannung“, schwärmt Marušić.
URLAUBSGEFÜHL Der Lambsheimer Weiher lädt zum Baden und Angeln ein. Auch die Beachbar ist ein Anziehungspunkt. Fotos: PfalzTouristik e.V./Fachenbach Medien
Baden und Angeln in klarem Wasser
Der Lambsheimer Weiher bietet definitiv eine lässige und entspannte Atmosphäre. Für einen Moment denke ich, ich könnte gerade genauso an einem See in Schweden sitzen, lasse die Gedanken schweifen. Die naturbelassene Umgebung kann über einen Weg rund um den See erkundet werden. Das kristallklare Wasser lädt zum Baden und Angeln ein. Gerne treffen sich hier Freunde auf einen Drink oder Familien nutzen den See als Ausflugsziel. Kinder können im Sand buddeln oder am seicht abfallenden Ufer planschen. Wer selbst keinen Proviant für ein Picknick dabei hat, kann im Restaurant einkehren oder ein Getränk in der Beachbar nehmen. Ein kleiner Kiosk rundet das Angebot ab. Viele Optionen also für Ausflügler, die es zum See zieht. Er ist der Glücksort von Marušić. Inzwischen sind Sohn und Neffe mit von der Partie. Er selbst sehe sich eher als Maskottchen, meint er lachend. Der 54-Jährige kümmert sich in erster Linie um die Organisation. Und um die Musikgruppen. Denn die gibt es hier auch in den warmen Monaten – eine Vielzahl von Open-Air-Konzerten mit verschiedenen Live-Bands. Während der Sommermonate finden sie jeden Mittwoch und Samstag ab 19.30 Uhr statt. Im Herbst und Winter jeden Sonntag ab 15 Uhr.
Kühle Drinks bei Reggaeklängen
Wenn das Wetter mitspielt, kommen gerne mal bis zu 1000 Besucher. Sonst sind es zwischen 100 und 500. „Mir ist wichtig, ein breites Publikum anzusprechen. Also von Jung bis Alt. Ob Rocker, Hippie, Reggae oder Schlager – Bands und Musiker treten bunt gemischt im Wechsel auf und bescheren dem Publikum bei chilliger Strandatmosphäre, einem kühlen Getränk und Blick auf den Weiher garantiert ein besonderes Erlebnis“, berichtet Marušić. Ihm ist es ein Anliegen, Künstler aus der Nähe zu unterstützen. Aber auch kleine Bands aus Frankreich, Spanien oder weiter weg haben hier schon gespielt. Der Eintritt ist übrigens immer frei. Gute Gründe gibt es also einige, hier einmal herzukommen.
Jedes Fleckchen ist individuell
„Ob nun am Weiher liegen, sich eher an einer Quelle im Wald erfreuen oder entlang des Rheins in einer Strandbar einen Cocktail genießen – Möglichkeiten gibt es zahlreiche“, weiß auch Lena-Sofie Schuster von der PfalzTouristik zu berichten. „Ich finde das Angebot bemerkenswert und besonders schön, dass jedes Fleckchen dabei so individuell ist. Es macht einen großen Unterschied, ob ich an einen Woog fahre, die Natur im Wald samt Bach oder Quelle wähle oder eher die Rheinebene.“ Gerne erinnert sie sich selbst daran, als Jugendliche die Sommertage mit Freunden fast täglich in Mechtersheim am Badesee verbracht zu haben. „Es gibt doch kaum was Schöneres, als an heißen Sommertagen irgendwo am Wasser sein zu können“, schwärmt Schuster. Heute ist ihr persönlicher Favorit die Karlstalschlucht in Trippstadt.
Naturparadies für Kinder
Das größtenteils naturbelassene Karlstal mit seinen Sandsteinfelsen zählt zu den schönsten Schluchten des Pfälzerwaldes, durch dessen Tal sich der Bach Moosalb schlängelt. Der Weg entlang des Tals ist auch für Familien sehr reizvoll. Ein Naturparadies für Kinder. Sie können im Felsenmeer klettern oder barfuß durch den Bach spazieren – wobei es an einigen Stellen auf den Wasserstand des Baches ankommt. Aber auch barfuß den Waldweg zu beschreiten lohnt sich und bietet ein besonderes Erlebnis. Herrlich ist, dass der Weg fast überwiegend schattig liegt. Durch die kleinen Brücken, die den Bach queren, das Moos am Wegesrand und den wilden Baumbestand hat das Tal eine verwunschene, urwaldartige Anmutung. Mit ganz kleinen Kindern empfiehlt es sich, den Weg anstelle eines Kinderwagens mit einer Kraxe zu bestreiten. Dieser eignet sich nur bedingt und ist an einigen Stellen wenig komfortabel. Eine weitere erwähnenswerte Wanderung mit vielen Quellen verläuft entlang des Teufelspfades bei Pirmasens. Benannt nach einem seiner Höhepunkte – dem Teufelsfelsen. Eine Erfrischung an heißen Tagen ist hier mit den Weihern und Bachläufen zwischen bizarren Felsformationen bis hin zu zahlreichen Quellen und Wasserfällen garantiert.
NATURPARADIES Das Karlstal mit der Moosalb lockt bei Trippstadt im Sommer als kühle Schlucht. Foto: Pfalz Touristik e.V./Fachenbach Medien
Maritimes Flair mitten in der Pfalz
Natur und Sport verbindet Dietram Ertel. Er ist passionierter Windsurfer. Wer jetzt denkt: „In der Pfalz?“, dem sei gesagt: „Genau hier!“. „Wir haben tolle Seen – allein rund 20 um Speyer herum“, schwärmt der 45-Jährige. „Fast ein bisschen Karibik vor der Haustür“, sagt er und lacht. Das Vereinsgelände des Windsurf-Clubs Speyer liegt am Silbersee im Speyerer Binsfeld. Ertel, Erster Vorsitzender des Vereins, erklärt, dass das eher das Übungsgewässer ist. Der größere Kollersee bei Otterstadt ist das Revier der erfahreneren Surfer. Außerdem tummeln sich hier meist Kiter, Segler und Angler – maritimes Flair mitten in der Pfalz. Sogar mit Camping- und Einkehrmöglichkeit.
Surfspots Silbersee und Kollersee
Die meisten Vereinsmitglieder haben Windsurfen im Urlaub gelernt. Und weil es ihnen eben nicht nur ein- oder zweimal im Jahr reichte, auf das Surfbrett zu gehen, suchten sie in der Region nach entsprechenden Möglichkeiten. Die sind mit dem Silbersee und dem Kollersee gegeben. Die Lage im Naturschutzgebiet sei zwar nicht optimal, aber man könne etwas draus machen, meint Ertel und sagt mit einem Augenzwinkern: „Wir Windsurfer im Binnenland sind Kummer gewohnt, denn durch die Bedingungen ist Surfen hier per se schwieriger.“ Das heißt aber nicht, dass es weniger Spaß macht. „Man muss eben was dafür tun“, sagt Ertel. Dafür werde man ja auch belohnt. Positiv zu bemerken sei, dass der Wind in den vergangenen Jahren auch bei schönem Wetter zugenommen hat. „Super für uns Windsurfer“, meint Ertel. „Dann kommen wir schon so im Schnitt mindestens einmal die Woche aufs Wasser“, erklärt er und berichtet von einem 76 Jahre alten Vereinsmitglied, das bei jeder sich ihm bietenden Möglichkeit aufs Brett steige. Umgeben von herrlichen Wildblumen am Ufer, mitten in der Natur, packt auch mich die Lust, hier das Windsurfen einmal fernab vom Meer auszuprobieren. Denn das Gefühl, auf dem Wasser zu sein und für einen Moment alles andere um mich herum zu vergessen, ist unbeschreiblich.
WINDSURFEN Der Silbersee im Speyerer Binsfeld wird als Übungsgewässer genutzt. Der Kollersee bei Otterstadt ist das Revier der erfahrenen Surfer. Fotos: Friederike Krauß (2)/Windsurf-Club Speyer (2)
Seengruppe am Binsfeld beliebt
Die Boomzeit des Windsurfens war übrigens in den 1980er-Jahren. Auch wenn es heute nicht mehr zu den Trendsportarten zählt, für Dietram Ertel ist und bleibt es der Sport schlechthin. Der Verein existiert seit 1979 und zählt vor allem Familienmitgliedschaften. „Bei uns ist jeder willkommen, der Lust hat, mal aufs Brett zu steigen“, betont er. Ein erstes Schnuppersurfen ist unverbindlich und kostenlos. Der Verein bietet nach Absprache auch Anfängerkurse oder Trainingsstunden an. Anfängern und Fortgeschrittenen steht Surf- und SUP-Material zum Ausleihen zur Verfügung. Vereinsmitglieder unternehmen regelmäßig gemeinsame Fahrten etwa an den Gardasee oder das Ijsselmeer. Am Silbersee darf zwar gerne im Sand gebuddelt werden. Da der See aber ausschließlich das Revier der Windsurfer ist, ist Baden nicht gestattet. Dies ist allerdings in einigen der sieben anderen umliegenden Baggerseen möglich, die teils miteinander verbunden sind. Die Seengruppe am Binsfeld ist gerade in den Sommermonaten ein angesagtes Ausflugsziel. Der Binsfeldsee wird von Mitte Mai bis Mitte September an Wochenenden und Feiertagen von der DLRG überwacht. Am See gibt es zudem einen Hundestrand.
Abstecher in den Beachclub am Rhein
Wer im Anschluss ans Surfen oder Baden noch Lust hat auf Füße im Sand, Drink in der Hand und Sonnenstrahlen im Gesicht, der kann den mit dem Auto etwa zehn Minuten entfernten „Rheinstrand Speyer“ aufsuchen. Für meinen Geschmack lässt es sich hier mit Blick auf den Rhein in Strandliegen oder im Biergartenbereich ganz wunderbar aushalten – Schiffe gucken inklusive. Die Öffnungszeiten des Beachclubs sind ans Wetter angepasst. Bei Regen oder Sturm bleibt der Strand geschlossen. Die Homepage wird täglich aktualisiert. Flammkuchen, Pizzen, Eis oder Brezeln sowie Getränke gibt’s mit Selbstbedienung.
RHEINSTRAND Bei Speyer sorgen coole Drinks und Füße im Sand für angenehme Auszeiten. Foto: Friederike Krauß
Kleine Oase aus dem Schlaf erweckt
Rund eine Autostunde westlicher mitten in der Natur der Westpfalz gibt es seit wenigen Jahren ebenfalls Strandgefühl zu erleben – am Gelterswoog. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der See durch Bachstau angelegt. In den 1920er-Jahren wurde er als Badegewässer freigegeben und in den 1930er-Jahren zum Strandbad ausgebaut. Irgendwann in die Jahre gekommen, war die Anziehung für Badegäste allerdings nicht mehr allzu groß. Das haben Boris Zeller und sein Kumpel Peter Werner geändert. Mit viel Mühe, Zeit und Geld konnten sie in Eigenarbeit über die vergangenen Jahre eine kleine Oase nahe Kaiserlautern aus dem Schlaf erwecken. Vor sechs Jahren übernahmen die beiden gebürtigen Pfälzer zunächst den Minigolfplatz, der von April bis November geöffnet ist. Die sehr gepflegte Anlage mit vielen Sitzmöglichkeiten und Schattenplätzen ist ein großer Spaß für Kinder, wie ich zusammen mit meiner Familie entdecken darf.
FREIZEITBAD Der Gelterswoog bietet neben Wasserspaß auch zahlreiche Sportmöglichkeiten. Foto: Friederike Krauß
Eine Herzensangelegenheit
Vor drei Jahren kam dann das komplette Areal dazu, das sich insgesamt über zwei Hektar erstreckt. „Wir haben den ganzen Strand- und Bistrobereich erneuert, einen neuen Steg gebaut, die Duschen und Toiletten repariert, die Blumenbeete neu bepflanzt und den Strand mit Palmen aufgewertet“, berichtet Zeller und fügt hinzu: „Der Gelterswoog war eigentlich immer ein Ort, an dem sich Familien und Freunde treffen, Spaß haben, Eis oder Pommes essen, Kaffee trinken und Kuchen essen, die Sonne genießen, schwimmen gehen oder Beachvolleyball spielen.“ All das wollten die beiden wieder möglich machen. Eine Herzensangelegenheit – denn Zeller hat als gebürtiger Hoheneckener schon als Kind und Jugendlicher seine Sommerwochenenden am Gelterswoog verbracht.
Ein vielfältiges Naturdenkmal
Mir fallen gleich der leicht rötliche Sandstrand auf, das flache Ufer, die Liegewiese mit Beachbetten und Sonnenliegen, eingebettet in die herrliche Natur. Im See darf nicht nur gebadet werden, auch Tret- und Ruderboote sowie SUPs stehen zum Verleih. Ebenso kann man eine Grillhütte mieten. Zwei Trampoline, Fußballfelder und eine Spielwiese für Kinder mit Klettergerüst runden das Angebot ab. „Erst kürzlich dazugekommen sind das Outdoor-Schachfeld sowie eine neue Bühne“, erklärt Zeller. An den Wochenenden gibt es hier Livemusik aus wechselnden Musikbereichen. „Wir freuen uns sehr, dass sich unser Konzept und das Strandbad mittlerweile so großer Beliebtheit erfreuen“, sagt der 46-Jährige. Auch Gäste, die eine längere Anreise hätten, würden gerne wiederkommen. Bei Regen kann es durchaus sein, dass das Freizeitbad geschlossen bleiben muss. Bei gutem Wetter hat es von April bis Oktober täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Montags erst ab 12 Uhr. Der Eintrittspreis beträgt vier Euro für Erwachsene und zwei Euro für Kinder von sechs bis zwölf Jahren. Die ganz Kleinen sind kostenfrei. Für ihren Herzensort nehmen die beiden Freunde die viele Arbeit gerne in Kauf. „Wir sind sehr dankbar, dass unsere Familien und Freunde uns oft mit unterstützen“, betont Boris Zeller. Damit der Gelterswoog auch künftig ein Anziehungspunkt für Jung und Alt bleibt.
HERZENSORT Der Strand- und Bistrobereich am Gelterswoog. Foto: Friederike Krauß
Die Pfalz erfrischt
Ob Ruhepol Clausensee, Konzerte genießen am Lambsheimer Weiher, Baden im Wald, Surfen auf dem See oder Relaxen am Gelterswoog – meine Exkursion quer durch die Pfalz hat eines bestätigt: Wasserspots, jeder davon mit seinen besonderen Reizen, mit inspirierenden Menschen dahinter, gibt es in der Region einige. Auch ohne Meer vor der Tür – die Pfalz kann ganz gewiss ebenfalls erfrischen.
Ab 10. Mai erhältlich: Neue Extra-Ausgabe von VielPfalz rund um „Pfälzer Höhepunkte“. Im Mittelpunkt unserer Extra-Ausgabe 2025 stehen 25 Aussichtstürme.
Der Pfälzerwald. Er verbindet Vorder-, West- und Nordpfalz. Er steht für Heimatliebe. Er sorgt für eine Symbiose von Wald, Wissenschaft und Wohlbefinden. Eine Expedition der …
Neustadt an der Weinstraße ist vom 23. bis 25. Mai Gastgeber des 38. Rheinland-Pfalz Tages und feiert zugleich 750-jähriges Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Baden, Boot fahren oder einfach nur die Füße ins Wasser halten. Friederike Krauß hat für VielPfalz persönliche Tipps zusammengestellt.
Foto: Friederike Krauß
Baggerseen, Wooge, Weiher und Bäder – in der Pfalz gibt es zahlreiche Plätze am und mit Wasser, die es zu entdecken und erkunden lohnt. Die hier aufgeführten Orte zum Abkühlen sind in alphabetischer Reihenfolge geordnet. Die jeweilige Zahl markiert auf der Karte die geografische Lage.
1 Altrip Blaue Adria Das etwa 35 Hektar große Naherholungsgebiet besteht aus mehreren Baggerseen. Sehr große Sandabschnitte und viele Schattenplätze machen das Gebiet zum tollen Sommerziel mit Kindern.
2 Bad Dürkheim Aloha Beach Der Aloha Beach befindet sich auf dem Gelände des „Knaus Campingparks“ am Almensee. Tageseintritt erforderlich. Neben Schwimmen sind Aktivitäten wie Stand-Up-Paddling, Tretboot, Quadtouren, E-Bike oder Vespa buchbar. Weitere Infos
3 Bobenheim-Roxheim Silbersee Der Silbersee mit 112 Hektar der größte See der Pfalz und der zweitgrößte im Bundesland. Hier kann man baden, surfen, Stand-Up-Paddling und Boot fahren. Parkplätze gebührenpflichtig. Weitere Infos
4 Elmstein Helmbachweiher Naturbadesee im Helmbachtal mit Liegewiese, Grillplatz und Kiosk. Großer Parkplatz. Weitere Infos
5 Erlenbach bei Dahn Seehofweiher Großer Badesee unterhalb der Burg Berwartstein mit schöner Liegewiese und Kiosk. Weitere Infos
6 Germersheim Sollachsee See mit mehreren Badestellen, Spielplatz mit Kletterturm und Rutschen sowie ein Wasserspielplatz. Grillanlagen vorhanden.
7 Hauenstein Paddelweiher Hier können Tretboote gemietet werden. Die Hütte mit Biergarten und Spielplatz ist Ausgangspunkt für Wanderungen. Kein Badesee. Weitere Infos
8 Hinterweidenthal Rohrwoog Ein reiner Badesee im Wald zwischen Hinterweidenthal und Dahn. Weitere Infos
9 Jockgrim Baggersee Treffpunkt mit klarem Wasser und gepflegten Sand- und Rasenliegeflächen im Naherholungsgebiet Johanneswiesen. Zu festen Öffnungszeiten mit Eintritt zugänglich. Weitere Infos
10 Kindsbach Bärenlochweiher Badesee im Pfälzerwald mit Liegewiese am südlichen Ufer sowie Kiosk. Weitere Infos
11 Lingenfeld Baggersee Baden (auf eigene Gefahr) im Erholungsgebiet. Zwischen April und Ende September geöffnet. Weitere Infos
12 Ludwigswinkel Sägmühlweiher Ein Badesee in der Ortsmitte, ursprünglich für eine Mühle aufgestaut. Weitere Badeseen in der Nähe: Saarbacherhammer und Schöntalweiher. Weitere Infos
13 Ramsen Eiswoog Ein See inmitten idyllischer Natur. Bootsfahrten sind möglich. Baden ist nicht erlaubt. Mit interessantem Naturerlebnispfad. Weitere Infos
14 Rülzheim Strandbad Am Ortsrand in der Natur gelegen. Strandbad mit abgetrenntem Flachwasserbereich inklusive Wasserrutsche. Weitere Infos
15 Schönenberg-Kübelberg Ohmbachsee Die Wasserfläche umfasst 15 Hektar. Es gibt Liegewiesen, Tretbootfahrten, Kneipptretbecken und einen Wasserspielplatz. Baden ist nicht erlaubt. Der See ist Ausgangs- und Endpunkt für Wanderungen und Radtouren. Weitere Infos
16 Trippstadt Sägmühlweiher Der Naturbadesee liegt am Camping- und Freizeitzentrum Sägmühle mit großem Freizeit- und Aktivangebot. Restaurant mit Biergarten Weitere Infos
Ab 10. Mai erhältlich: Neue Extra-Ausgabe von VielPfalz rund um „Pfälzer Höhepunkte“. Im Mittelpunkt unserer Extra-Ausgabe 2025 stehen 25 Aussichtstürme.
Der Pfälzerwald. Er verbindet Vorder-, West- und Nordpfalz. Er steht für Heimatliebe. Er sorgt für eine Symbiose von Wald, Wissenschaft und Wohlbefinden. Eine Expedition der …
Neustadt an der Weinstraße ist vom 23. bis 25. Mai Gastgeber des 38. Rheinland-Pfalz Tages und feiert zugleich 750-jähriges Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Er gilt in der Pfalz als Visitenkarte eines Weinguts: der Literwein. Seine Qualität muss stimmen. Dennoch landet selten eine Literflasche offen auf dem Tisch – dieser Platz ist den eleganteren Formaten vorbehalten. Sorten, Image, Zukunft: Wie steht es um den Literwein in der Pfalz?
Foto: VielPfalz
„Ein Weingut, in dem es keinen Literwein gibt, ist mir erstmal suspekt.“ Willi Brausch ist Urpfälzer, Musiker, Kultur- und Weinbotschafter sowie echter Verfechter des Pfälzer Literweins. Er ist überzeugt: Die meisten hätten gar nicht auf dem Schirm, welche tollen Qualitäten es im Liter gäbe. Das macht er sich auch als Überraschungseffekt bei seinen Weinproben zunutze. „Da bringe ich immer wieder auch einen Literwein mit und die Leute sind begeistert.“ Pfälzer Literweine schmecken, sie gelten gar als wichtiges Aushängeschild vieler Weingüter – und dennoch scheinen nicht wenige ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen zu haben. Ist der Liter eine Art heimliche Liebe für die Pfälzerinnen und Pfälzer?
Die Normflasche: 0,75 Liter
Woher genau die Literflasche kommt, lässt sich schwer sagen. Fest steht: Wein kennen wir heute primär im 0,75-Liter-Format. Der Weg dorthin führte über die Anfänge der Herstellung von Glasflaschen im 17. und 18. Jahrhundert hin zu gängigen Formaten, die sich meist rund um ein Volumen von 700 Millilitern einpendelten. Der Legende nach war der Grund dafür das Lungenvolumen der Glasbläser, die die ersten Flaschen herstellten. Erst Ende des 19. Jahr-hunderts kamen allmählich maschinell gefertigte Flaschen auf. Weiter wird erzählt, dass die ursprünglichen Flaschenformate als vernünftige Ration für eine Person zu einer Mahlzeit galten.
Relevanz längs der Weinstraße
KULTOBJEKT Im Pfälzer Dubbeglas findet sich oft Schorle aus Literwein. Foto: VielPfalz/melhubach
Noch näher an die Wahrheit und an die 750 Milliliter kommt man jedoch mit der englischen Gallone: Als mehr und mehr Glasflaschen aufkamen, fanden französische Winzer auf der anderen Seite des Ärmelkanals ihren Hauptabsatz. Eine Gallone entspricht genau sechs Flaschen à 0,75 Liter. Das Format machte für den Handel also schlichtweg Sinn. So ging es auch von Frankreich aus, dass 1977 der Dreiviertelliter als Norm für Wein festgelegt wurde. Weitere Flaschenformate sind in der Regel ein Bruchteil beziehungsweise ein Vielfaches dieses Volumens – zum Beispiel die Demi mit 0,375 Litern und die Magnum mit 1,5 Litern. Die Literflasche passt schlicht nicht in diese Norm – und trotzdem hat sie hohe Relevanz. Vor allem entlang der Weinstraße.
Die Pfalz als Literhochburg?
Nicht nur Willi Brausch dürfte davon überzeugt sein: „Das Herz der Pfalz liegt im Liter!“ Häufig wird der Region als Hochburg von Weinfesten und Schoppenglas nachgesagt, dass hier einfach in größeren Volumina gedacht wird. Und auch, dass das Preis-Genuss-Verhältnis, das man in Pfälzer Weingütern antrifft, unschlagbar ist – nicht zuletzt wegen der Literweine. Das kann Steven Kärgel nur bestätigen. Er ist Geschäftsführer des Winzervereins Deidesheim, der ältesten Genossenschaft der Pfalz. „Wir haben ein breit gefächertes Sortiment. Die Literweine, vor allem der trockene Riesling, sind unsere stärksten Produkte. Sie machen rund ein Viertel des Absatzes aus.“ Dabei gehe es nicht primär um den günstigen Preis, fügt Kärgel hinzu – schließlich gebe es im Supermarkt immer noch deutlich günstigere Angebote. „Die Kunden wissen schon, was gut schmeckt – und unsere Liter bieten einfach viel Genuss für einen attraktiven Preis.“ Ein Fest ohne Literwein sei bei ihnen im Betrieb undenkbar.
GENUSSGARANT Für Steven Kärgel, Geschäftsführer des Winzerverein Deidesheim, sind Feste im Betrieb, zum Beispiel das Grill- und Schorlefeschd, ohne Literwein undenkbar. Fotos: Winzerverein Deidesheim
Sonderpreis bei Weinprämierung
Ernst Büscher. Foto: Deutsches Weininstitut
Wie sehr ist die Pfalz also tatsächlich vom Liter geprägt? Eindeutige Zahlen dazu gibt es kaum. Auf Nachfrage erklärt Ernst Büscher, Pressesprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz: „Zu Gebindegrößen erfassen wir keine Daten. Klar ist aber, dass Literware im Lebensmittelhandel gut läuft.“ Und da ist die Pfalz als zweitgrößtes deutsches Weinbaugebiet nun mal auch stark vertreten. Dass Pfälzer Literweine erfolgreich sind, kann Ernst Büscher durchaus bestätigen: „Bei der Bundesweinprämierung gab es letztes Jahr einen Sonderpreis für den besten Müller-Thurgau. Es war eine verdeckte Verkostung. Die Genossenschaft Wachtenburg Winzer erzielte mit ihrem Müller im Liter den ersten Platz.“ Eine weitere Anlaufstelle ist die Landwirtschaftskammer – schließlich muss jeder Qualitätswein dort eine sensorische Prüfung bestehen, bevor er als Pfälzer Wein vermarktet werden darf. Während dabei ebenfalls keine Daten zu Flaschenformaten erhoben werden, ist das bei der Prämierung der Landwirtschaftskammer der Fall. Hier geht es um die goldenen, silbernen und bronzefarbenen Kammerpreismünzen. In der Regel werden hier nur Weine angestellt, von denen sich die Macher Erfolg erhoffen, deren Qualität sie also als hoch einschätzen. Und siehe da: 2023 wurden zu 28 Prozent Literflaschen zur Prämierung eingereicht. Spricht das nicht für einen gewissen Stolz der Pfälzer Winzerinnen und Winzer in puncto Liter?
Foto: Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz
Aufschlussreicher Blick ins Internet
Aufschlussreich ist ebenfalls der Blick ins Internet: Unter der Adresse wirwinzer.de kann man direkt bei Winzern aus ganz Deutschland bestellen. Mehr als 6000 Weine aus der Pfalz sind aktuell im Angebot, fast 300 Weingüter nutzen die Plattform. Sie haben fast 800 Weine im Literformat inseriert. Das sind rund 13 Prozent des Angebots. Zum Vergleich: Ein ähnlich hoher Anteil findet sich nur noch bei Württemberg, wo 12 Prozent des deutlich kleineren Angebots im Liter verkauft werden. Fazit: Der Literwein ist in der Pfalz scheinbar tatsächlich etwas präsenter als in anderen Anbaugebieten.
Im offenen Ausschank erfolgreich
Lucas Philipp. Foto: Weingut Lucashof, Lena Gelb
Die Relevanz von Literweinen wird auch seitens der Winzer bestätigt. Philipp Lucas vom Weingut Lucashof in Forst ist für seine Lagenrieslinge im Spitzensegment bekannt. Gleichzeitig stellt er aber auch klar: Der trockene Literriesling sei in seinem Familienbetrieb der größte Einzelposten und mache mehr als zehn Prozent der Gesamtmenge aus. Daneben fülle er noch einen halbtrockenen Riesling, einen Silvaner und einen halbtrockenen Rosé ab. „Ich würde sagen, die Hälfte davon geht an Privatkunden, der Rest verteilt sich auf Handel und Gastronomie – gerade hier sind unser Literweine im offenen Ausschank erfolgreich“, sagt Lucas. Dass den Gästen der Wein dort schmecke, merke seine Familie immer wieder, wenn Kunden auf den Hof kommen und sich erstaunt versichern, dass sie im Restaurant tatsächlich „nur“ den Literwein getrunken hätten.
Literwein als Stilrichtung
Auch Preise lassen sich mit einem guten Literriesling abräumen: Im vergangenen Frühjahr hat Philipp Lucas seinen Gutsriesling bei der Pfälzer Weinmesse Wein am Dom ins Rennen um den besten Riesling seiner Klasse geschickt. Eine Expertenjury hat ihn unter mehr als 50 blind verkosteten Weinen zum Sieger gekürt. „Nach diesem Erfolg haben wir das in unserem Newsletter erwähnt und hatten direkt sehr viele Bestellungen. Auch unsere Gastronomie-Kunden, zum Beispiel im Dänemark, fanden es interessant“, berichtet der Winzer. Allgemein sei der Liter für ihn kein Qualitätskriterium, sondern eher eine Stilrichtung. Ihm gehe es bei seinem Literriesling vor allem um den Trinkfluss – dafür brauche es eine saftige und angenehme Frucht und eine feine Säure. Auf jeden Fall solle der Wein sowohl als Schorle wie auch im Viertelglas überzeugen.
Zu vielen Gelegenheiten einsetzbar
Dieser Meinung ist auch Kultur- und Weinbotschafter Willi Brausch: Literwein sei dann gut, wenn er zu vielen verschiedenen Gelegenheiten einsetzbar sei. Das Vorurteil, er tauge nur zur Schorle, weist er zurück. Am Rande sei gesagt: Die Kohlensäure verstärkt bei jeder Schorle das Aroma des verwendeten Weines und bringt mögliche Fehler umso klarer zum Vorschein – nur guter Wein gibt also auch eine gute Schorle. Willi Brausch lädt zu einer kleinen Vergleichsverkostung sein. Sein „Lieblingsliter“ ist ein trockener Riesling von Winzer Christian Hartmann aus Kirrweiler. Als Gegenstück kommt ein Riesling Lagenwein aus dem Premiumsegment des Weinguts ins Glas. Beide Weine sind aus dem gleichen Jahrgang, aus dem gleichen Keller und doch grundverschieden in ihrer Art: Beim Literriesling rieche er vor allem frische Gäraromen, Noten von Zitrus und Weinbergspfirsich sowie ein paar Kräuter. Dazu sei der Wein ordentlich trocken und mit kräftiger Säure – eben ein Pfälzer Riesling, wie er im Buche steht. Der Lagenriesling dagegen zeige sich noch intensiver, mit viel reiferen Aromen und Anklängen von Honig, beschreibt der Fachmann. Ein Wein, der Aufmerksamkeit und für manche vielleicht auch einen besonderen Anlass braucht. Dass daraus keine spritzige Schorle wird, liegt auf der Hand. Im direkten Vergleich macht der Literriesling seinem Ruf als echter Allrounder alle Ehre.
WEINPROBE Willi Brausch bei der Verkostung von Literweinen aus der Pfalz. Fotos: Janina Huber
12,5 Volumenprozent als Maximum
Ein Wein, der so viele Anforderungen erfüllt, ist kein Zufallsprodukt. Worauf achten Winzerinnen und Winzer, wenn sie ihre Literweine kreieren? Einer, der ein gutes Rezept gefunden hat, ist offensichtlich Christian Hartmann, von dessen Literriesling Willi Brausch so schwärmt. „Ich schätze, dass bei uns die Literweine schon mehr als 30 Prozent des Umsatzes ausmachen“, sagt Hartmann. Er verrät auch ein paar Details seiner Herangehensweise für den hochgelobten Literriesling: „Ich achte darauf, dass nur ein Teil der Trauben direkte Sonne abbekommt. So bleiben die Aromen eher frisch und grün, der Wein wird nicht zu breit. Außerdem ernte ich nicht zu spät, damit die Oechsle-Grade nicht zu hoch gehen. 12,5 Volumenprozent sind das absolute Maximum für einen Literwein, lieber wäre mir noch weniger.“
Gewisses Extra auch im Keller
Christian Hartmann. Foto: Weingut Hartmann
Auch im Keller versucht Christian Hartmann immer, seinen Litern noch ein gewisses Extra mitzugeben: „Die Weine werden eher kühl vergoren, auch das trägt wieder zum frischen Charakter bei. Außerdem versuche ich, auch die Literweine nicht zu früh zu füllen und lieber bis ins Frühjahr auf der Hefe liegen zu lassen. So bekommen sie etwas mehr Körper.“ Er ist überzeugt, dass die Leute, die ihn besuchen, schon wüssten, was schmeckt und was nicht. Deshalb lohne es sich auch, gerade bei den Einstiegsweinen genau zu schauen, was man auf die Flasche bringe. Christian Hartmann vermarktet vermehrt an Kunden, die direkt zu ihm auf den Hof kommen, und sagt: „Manche Neukunden fahren gezielt wegen der Literweine zu mir. Dann trauen sie sich auch mal an die Dreiviertelliter ran.“ Ein wichtiger Multiplikator ist für ihn außerdem die Gastronomie. Er sieht jede Flasche, die dort ausgeschenkt wird, als Werbeträger und fügt hinzu „Mal ehrlich, das lohnt sich bei mehreren Tausend Flaschen Literwein noch viel mehr als bei ein paar Hundert vom Lagenwein.“
Mit Nachhaltigkeit punkten
Stichwort Gastronomie: Im offenen Ausschank sind Literweine stets eine beliebte Wahl. Für vier Gläser muss man nur einen Schraubverschluss knacken lassen, und das Preis-Genuss-Verhältnis macht die Kalkulation für jeden Restaurantbetreiber attraktiv. Philipp Lucas weist außerdem darauf hin, dass gerade Gastronomen im Ausland ganz unvoreingenommen auf die großen Flaschen zugehen. Er sieht auch noch Nachhaltigkeitsvorteile – schließlich werde in Relation zur Menge Wein weniger Glas für die Flasche verbraucht. Die Produktion von Glasflaschen macht immerhin einen Großteil des CO2-Abdrucks von Wein aus – daher lohnt es sich, hier genau hinzuschauen. „Literflaschen gibt es mittlerweile auch als Leichtglas-Variante“, ergänzt Steven Kärgel vom Deidesheimer Winzerverein zum Thema Nachhaltigkeit. Auch er sieht eine hohe Relevanz von Literweinen in der Gastronomie. Auffällig ist beim Winzerverein, dass sogar Literrieslinge mit Lagenangabe gefüllt werden. Kärgel weiß: „Gerade die Gastronomen wollen das. Unser Riesling aus dem Deidesheimer Paradiesgarten bietet ihnen eine geringere Austauschbarkeit und strahlt Wertigkeit aus.“ Und doch, wenn es um die Flasche Wein geht, die im Restaurant auf dem Tisch steht oder im Eiskühler landet, schreckt man anscheinend wieder vor dem Liter zurück. Willi Brausch hat dazu eine passende Anekdote: „Mir hat mal ein Winzer – ich nenne keinen Namen – erzählt, dass er ein und denselben Wein, den er hier in der Pfalz als Liter vermarktet, für einen Gastronomiekunden im Norden extra in eine Dreiviertelliterflasche füllt.“ Dass es schick ist, ja geradezu zelebriert wird, eine Magnum – also 1,5 Liter – aufzumachen, gleichzeitig der Liter aber ein „No-Go“ ist, hält er für paradox.
Der Wein muss schmecken
So richtig im Trend liegt der Literwein wohl nicht. Und dessen ungeachtet spricht vieles für ihn. Steven Kärgel kann in Bezug auf die Absatzkanäle sogar berichten: „Ich bin oft erstaunt, dass auch Kunden aus Hamburg und Co. sich kistenweise Literwein über unseren Onlineshop bestellen.“ So weist auch Ernst Büscher darauf hin, dass gerade in Zeiten von allgemeiner Kaufzurückhaltung Kunden mit preislich attraktiven Literweinen angezogen und gehalten werden können. „Und deshalb bleiben auch die meisten Topbetriebe beim Literwein“, ist er überzeugt. Dass man den Unterschied zwischen Liter- und Lagenwein schmecken kann, hat die Vergleichsprobe gezeigt. Allerdings ist das nicht unbedingt ein qualitativer, sondern vor allem ein stilistischer Kontrast. Für Willi Brausch steht ohnehin fest: „Wir Pfälzer brauchen uns mit unseren Weinen nicht zu verstecken, selbst international nicht – das gilt auch für die Literweine.“ Ohnehin gebe es, so sagt er, doch nur zwei Sorten von Wein: Den, der schmeckt, und den, der nicht schmeckt. Am Ende kann schließlich kein Wein etwas dafür, in welche Flasche er abgefüllt wird.
Ab 10. Mai erhältlich: Neue Extra-Ausgabe von VielPfalz rund um „Pfälzer Höhepunkte“. Im Mittelpunkt unserer Extra-Ausgabe 2025 stehen 25 Aussichtstürme.
Der Pfälzerwald. Er verbindet Vorder-, West- und Nordpfalz. Er steht für Heimatliebe. Er sorgt für eine Symbiose von Wald, Wissenschaft und Wohlbefinden. Eine Expedition der …
Neustadt an der Weinstraße ist vom 23. bis 25. Mai Gastgeber des 38. Rheinland-Pfalz Tages und feiert zugleich 750-jähriges Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte.
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Was wissen
Wie unterscheiden sich Bio- und konventionell erzeugte Weine?
In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen erläutert der Experte Rudolf Litty dieses Mal, was die Unterschiede zwischen Bio- und konventionell erzeugtem Wein sind. Wesentliche Faktoren sind Einstellung und Arbeitsweise der Winzer.
Foto: Kelsey Chance/Unsplash
Ob im Supermarkt, beim Stöbern im Internet oder direkt beim Winzer – auf der Suche nach einem guten Tropfen begegnen Konsumenten immer öfter Bioweinen. Und sie stellen sich dabei häufig die Frage: Was sind eigentlich die Unterschiede zu konventionell erzeugtem Wein?
Arbeitsweise der Winzer steht im Fokus
Ganz wesentliche Faktoren sind die Einstellung und die Arbeitsweise der Winzer. Sie können sich verschiedenen Bio-Verbänden anschließen und arbeiten dann nach deren Richtlinien. Der Bundesverband Ecovin etwa hat sich in seinem Leitbild den verantwortungsvollen und zukunftsorientierten ökologischen Weinbau auf die Fahne geschrieben, beim Bioland-Verband ist es der organisch-biologische, bei Demeter der biologisch-dynamische Anbau.
Keine synthetischen Pflanzenschutzmittel
Der Biowinzer arbeitet vorbeugend, um das Ökosystem im Einklang mit der Natur und die Pflanzen gesund zu halten. Für den ökologisch arbeitenden Winzer bedeutet das auch, dass er mehr Zeit für Laub- und Stockarbeit im Wingert aufbringen muss. Für den Pflanzenschutz und die mechanische Unkrautbekämpfung muss er öfter durch die Rebzeilen fahren. So wird etwa Unkraut auf natürliche Weise bekämpft. Bio-Betriebe setzen keine synthetischen Pflanzenschutzmittel ein. Sie dürfen Kupfer und Schwefel spritzen, um die Reben vor Krankheiten zu schützen. Da dies jedoch nicht immer ausreichend ist, bleibt als weitere Herausforderung der höhere Befallsdruck – das generelle Risiko und die Intensität von Krankheiten, die die Reben betreffen. So ist es in feuchten Jahren schwieriger, Bio-Wein anzubauen als in trockenen, niederschlagsarmen Jahren. Grund dafür sind der Echte und der Falsche Mehltau, die bei einer bestimmten Luftfeuchtigkeit und Wärme verstärkt auftreten. Die Pilzkrankheit kann an den Reben schwere Schäden anrichten, sofern sie nicht rechtzeitig bekämpft wird. Und es gibt weitere Herausforderungen: Auch der Traubenwickler, ein gefürchteter Schädling, kann den Rebstöcken schwer zusetzen. Er wird inzwischen auch im konventionellen Weinbau mit der Verwirrmethode bekämpft. Dazu werden im Weinberg Pheromone ausgebracht, die die männlichen Falter so verwirren, dass sie die weiblichen nicht finden und es so nicht zu einer Fortpflanzung kommt.
Weinbau noch nachhaltiger gestalten
Auch immer mehr konventionell arbeitende Winzer, die keinem Bio-Verband angehören, haben ein Interesse daran, den Weinanbau und die Produktion von Weinen noch nachhaltiger zu gestalten, um die Umwelt zu schonen. Die Weinmacher arbeiten bereits zum Großteil umweltschonend, schließen sich aber wegen des größeren Aufwands keinem Verband an. Auch wenn ihnen bewusst ist, wie wichtig es ist, die Umwelt zu schonen, wollen sie sich häufig bei der Auswahl des Mittels zum Pflanzenschutz nicht zu sehr einschränken lassen.
Auch persönlicher Geschmack entscheidend
Die sensorischen Unterschiede der Weine sind von zahlreichen Faktoren beeinflusst und geprägt – etwa dem jeweiligen Ausbaustil, der Kellertechnik, dem Kellermeister, der Bodenart oder der Restsüße. So lässt sich denn auch kein pauschales Urteil darüber fällen, ob Biowein generell besser oder schlechter schmeckt als konventionell erzeugter Wein. Fakt ist: Sensorisch kann man bei einem Wein nicht schmecken, ob er biologisch erzeugt wurde. Schließlich entwickeln sich die Aromen der Weine und deren Qualität überwiegend bei der Gärung und im Keller. Ob sich Konsumenten bei der Suche nach einem guten Tropfen also für oder gegen einen Biowein entscheiden, hängt schlussendlich nicht nur von deren genereller Überzeugung, sondern auch von ihrem persönlichen Geschmack ab.
Der Experte
Rudolf Litty ist ehemaliger Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Beim Weinbauamt Neustadt/Weinstraße war er für die amtliche Qualitätsweinprüfung verantwortlich. Litty, geboren 1951, lebt in Klingenmünster und organisiert Weinseminare.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Zeiskam ist als Zwiebel- und Gemüsedorf in der Pfalz bekannt. Jungwinzer Lukas Hammelmann zeigt, dass in den dortigen Böden neben Lauchgewächsen auch charakterstarke Weine ihre Wurzeln haben.
Foto: Nikola Tomasic/Unsplash
Schon als kleiner Junge war für Lukas Hammelmann klar: „Wenn ich groß bin, werde ich in der Landwirtschaft arbeiten.“ Gesagt, getan – auch ohne Familienbetrieb im Hintergrund entschloss er sich mit 15 Jahren zu einer Winzerlehre. Inzwischen ist Hammelmann mit Leib und Seele Winzermeister, produziert 30.000 Flaschen Wein und versendet sie in 15 Länder. Auf fünf Hektar Rebfläche, von denen sich vier in seinem Heimatort Zeiskam befinden, pflegt er Riesling-, Chardonnay- und Spätburgunderreben. Seine Zeiskamer Weinberge sind direkt am Rheingrabenbruch. Dort ist es kühl, windig und die Böden haben einen hohen Lehmanteil. Mit Blick auf die klimatischen Veränderungen birgt dies viel Potenzial.
Fotos: Privat
100 Prozent Handarbeit
Mainstream-Weine stehen bei Lukas Hammelmann nicht auf dem Plan. Stattdessen bevorzugt er individuelle, präzise und langlebige Weintypen. Seine Weinmanufaktur ist klein, aber oho. Er setzt zu 100 Prozent auf Handarbeit, arbeitet schonend und naturnah. Die Weine werden spontan vergoren und im Holz ausgebaut. Im Juli dieses Jahres hat er einen neuen Wein auf den Markt gebracht: „Zimkaes Riesling Solera“. Der spanische Begriff Solera bedeutet „am Boden liegend“. Es ist die Bezeichnung für ein komplexes und dynamisches Verschnittsystem, das aus mehreren Fässern besteht. Sie sind meist übereinandergestapelt und oft pyramidenartig aufgebaut. Der Wein reift nicht in einem einzigen Fass, sondern durchläuft, durch regelmäßige Umfüllungen, die Fasspyramide von oben nach unten. Dabei wird ein Teil des Weins aus dem obersten Fass entnommen und in die darunter liegende Fassreihe gefüllt. Von oben wird ein neuer Jahrgang nachgefüllt. Im Laufe der Zeit entsteht so der „Solera“.
Komplex und betörend in der Nase
Der „Zimkaes Riesling Solera“ besteht aus fünf Jahrgängen. Genau das Richtige für Neugierige und alle, die sich Zeit für Wein nehmen. Der Riesling ist unglaublich komplex und betörend in der Nase. Eine Kombination aus Obstgartenfrucht und klarer Mineralität. Am Gaumen zeigt er lebendige Säure, ausgewogene reife Fruchtkomponenten und einen sauberen Abgang mit Nachdruck.
Besondere Cuvées oder ein spontan vergorener Literriesling – unter Pfälzer Weinen gibt es immer Spannendes zu entdecken. Weinstöberei heißt die Rubrik, in der Inga Klohr (geb. Storck) empfehlenswerte Weine vorstellt. Die Pfälzische Weinkönigin 2017/2018 und Deutsche Weinprinzessin 2018/2019 macht sich für VielPfalz auf die Suche nach besonderen Tropfen. Sie absolvierte den Dualen Studiengang Weinbau und Önologie am Weincampus in Neustadt an der Weinstraße und arbeitet als Winzerin.
Knackige Wurzel mit angenehm scharfem Aroma: Rettich kommt bei vielen Menschen als Rohkost auf den Teller. Aber das gesunde Gemüse aus der Familie der Kohlgewächse …
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Sie sind eine gezeichnete Kolumne. Sie sind ein optisches Ausrufezeichen in Sachen Genuss. Sie halten besondere Augenblicke in einer besonderen Form fest. Karin Mihm präsentiert Pfälzer Szenen mit lockerem Tuschestrich und fröhlichen Aquarellfarben.
Die Künstlerin
Foto: Privat
Karin Mihm, Jahrgang 1966, hat in Gießen und Marburg studiert. Einige Jahre lebte sie in Berlin, bevor es sie 2003 nach Düsseldorf zog, wo sie bis heute lebt. Ihr künstlerisches Werk reicht von Comics für Kinder und Erwachsene über politische Karikaturen, Illustrationen und Zeichnungen bis hin zur Malerei. Sie werden mit lockerem Tuschestrich und Aquarellfarben angefertigt. Karin Mihms Ziel: typische Orte zeichnen und dabei eine liebenswerte und humorvolle Perspektive einnehmen. In der Pfalz hat sie dazu eine große Auswahl.
In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen beschäftigt sich Rudolf Litty dieses Mal mit Verjus. Den Saft aus der „grünen Traubenlese“ haben einige Winzer wiederentdeckt …
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Betrachtungen von Janina Huber rund um die Frage, inwieweit künstliche Intelligenz die Weinbranche verändern wird.
Foto: Alex Knight/Unsplash
Wein und KI – also künstliche Intelligenz – war kürzlich das Thema einer Veranstaltung in Neustadt am Weincampus. Unter dem Titel „Projekt Pinot“ forscht dort ein Team zu einer Art „künstlichen Nase“, die künftig fähig sein soll, Weinaromen zu analysieren. Noch sind dafür menschliche Sinne gefragt. Das war der Aufhänger dafür, sich generell damit zu beschäftigen, wie die KI die Weinbranche verändern wird. Zugespitzt stand die Frage im Raum, ob das handwerklich erzeugte Genussprodukt Wein eines Tages technisch perfektioniert aus Roboterweinbergen und -kellern kommen könnte. Ich selbst war Teil der Diskussionsrunde auf der Bühne. Als ich gefragt wurde, ob ich denn angesichts der technischen Möglichkeiten Angst um meinen Job hätte – ich spreche und schreibe über Wein – musste ich rein emotional sagen: „Ja klar!“
KI bestimmt unser Leben schon viel länger
Spätestens seit Ende 2022 ChatGPT öffentlich zugänglich wurde, kann sich jeder mit dem Thema KI vertraut machen: Per Chat kann man die KI mit Fragen löchern und ihr Aufgaben geben – mit zum Teil verblüffenden Ergebnissen. Dabei bestimmt KI unser Leben eigentlich schon viel länger. Sie steckt in Navigationssystemen, Internet-Suchmaschinen und Analyseprogrammen. Auch beim Genuss ist sie bereits dabei: Start-ups haben Roboter-Küchen entwickelt, die Speisen zubereiten können. Das Angebot ist noch eingeschränkt, doch die Möglichkeiten sind da. Wenn dann noch der Roboter-Kellner die KI-generierte Pasta serviert, ist das futuristische Restaurant-Erlebnis komplett. Aber ist das echter Genuss?
Es bleibt mehr Zeit fürs Wesentliche
Dass wir angesichts solch zugespitzter Szenarien erstmal mit Angst und Ablehnung reagieren, ist verständlich – gerade in der Pfalz, wo wir authentische, bodenständige Genusskultur leben. Pfälzer Teller aus Roboterhand? Riesling von KI gemacht? Passt nicht! Und so wird es auch nicht kommen. Denn abseits der extremen Vorstellungen kann die KI genau an den Stellen unterstützen, wo wir sie brauchen: bei Tischreservierungen per Mausklick statt am Telefon, der intelligenten Planung von Zutaten, um Abfälle zu vermeiden, für gesunde Weinberge dank KI-basierter Handlungsempfehlungen. Und ja, (noch) mehr fehlerfreie Weine dank „künstlicher Nase“. Am Ende bleibt so jenen, die Genusserlebnisse schaffen, sogar mehr Zeit fürs Wesentliche.
Erschaffen von Genusserlebnissen bleibt menschlich
So fiel auch meine Antwort nach dem ersten, emotionalen „Ja klar!“ versöhnlich aus: Genuss bleibt zutiefst menschlich. Ohne Menschen, die ihn empfinden, kann er nicht existieren. Und deshalb bleibt auch das Erschaffen von Genusserlebnissen menschlich – wenn Technik im Hintergrund passende Unterstützung liefert, wird das Ergebnis vielleicht sogar besser.
Die Autorin
Janina Huber, 1989 in Bad Dürkheim geboren, hat Geschichte, Latein und Philosophie studiert. Ihre Leidenschaft für Wein machte die pfälzische Weinkönigin 2013/2014 und Deutsche Weinkönigin 2014/2015 längst zum Beruf. 2018 startete sie als selbstständige Weinfachfrau mit den Schwerpunkten Moderation und Kommunikation. Weinkurse und Workshops für Profis und Liebhaber bei der Weinschule „Grape skills“ in Heidelberg sind jetzt ihre Hauptbeschäftigung.
Knackige Wurzel mit angenehm scharfem Aroma: Rettich kommt bei vielen Menschen als Rohkost auf den Teller. Aber das gesunde Gemüse aus der Familie der Kohlgewächse …
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„Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad.“ So hat es Adam Opel einst auf den Punkt gebracht. Wo könnte das besser gelingen als in der Pfalz, dem Paradies für Pedaltreter. Vom Pfälzerwald über die Weinberge bis in die Rheinebene: Eine Fahrt auf dem Drahtesel ist nicht nur nachhaltig, sondern verbindet auch Mobilität mit Naturerlebnis und sportlichem Genuss.
Er ist begeisterter Renn- und Tourenradfahrer und einer der Menschen, die Hobby und Job miteinander verbinden können: Julian Völk. Als Projektmanager Radtourismus bei der PfalzTouristik in Neustadt an der Weinstraße kümmert er sich aktuell um die Zertifizierung der Pfalz als Radreiseregion. Warum die Pfalz dafür geeignet ist? Völk muss nicht lange überlegen: „Die Pfalz bietet landschaftlich von allem etwas. Man kann auf einer Tour den schattigen Wald, das sonnige Rebenland und die Flussauen in der Rheinebene erkunden. Sowohl Sportbegeisterte mit dem Mountainbike, Rennrad oder Gravelbike als auch Genuss-Biker mit dem Tourenrad finden bei uns die passenden Strecken. Die immer beliebteren E-Bikes erschließen dabei auch Ungeübten den Zugang zur meist hügeligen Topographie.“
Gütesiegel des ADFC im Blick
Die Idee zur Zertifizierung der Pfalz als Radreiseregion sei 2020 entstanden. Völk erklärt: „Mit einem Angebot aus 19 Rundtouren, die sich sternförmig von einem Ort aus befahren oder deren Startpunkte sich mit kurzen Zugfahrten verbinden lassen, wollen wir die Region attraktiv machen für Mehrtagesgäste. Das Gütesiegel des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, kurz ADFC, wird uns dabei mehr Sichtbarkeit und offizielle Anerkennung verschaffen.“ Völk leitet das Zertifizierungsprojekt, das in der ersten Ausbaustufe die Radwegenetze und die dazugehörige Infrastruktur der Landkreise Germersheim, Bad Dürkheim, Südliche Weinstraße und des Rhein-Pfalz-Kreises sowie der drei kreisfreien Städte Speyer, Neustadt an der Weinstraße und Landau umfasst.
LANDSCHAFTSVIELFALT Die Pfalz bietet Radfahrern Strecken im sonnigen Rebland ebenso wie längs von Bächen und Flüssen. Fotos: CC-BY-SA Pfalz Touristik, Dominik Ketz
Aus Vision wird Realität
Worauf es dem ADFC bei der Zertifizierung ankommt, beschreibt ein sehr detailliert gefasster Katalog, so der Radtouristik-Experte: „Zu den Vorgaben zählt unter anderem, dass die Routen ungefähr zwischen 25 und 65 Kilometer lang sein sollen. Zudem sollen sie ein klares Thema haben, dem man auf der Strecke immer wieder begegnet. In Planung haben wir etwa eine Storchentour, die an den Nistplätzen in den Queichwiesen und am Storchenzentrum bei Bornheim vorbeiführt.“ Auf dem Weg zur Vorzeige-Radregion ist Koordinationstalent gefragt, da viele Kommunen und Interessengruppen einzubinden und zahlreiche Vorschriften zu beachten sind.
Zum Start der praktischen Umsetzung wurde 2023 ein Planungsbüro beauftragt: „Das ist Pflicht, wenn man touristische Radrouten nach dem Landesstandard HBR ausschildern möchte.“ Gemeint sind damit die offiziellen Hinweise zur wegweisenden Beschilderung für den Radverkehr in Rheinland-Pfalz – grünes Fahrrad-Symbol auf weißem Grund. Die Fachleute des Planungsbüros haben die vorgesehenen Routen eingangs begutachtet, befahren und dabei alle zu beseitigenden Mängel aufgespürt und dokumentiert. Das können Schäden am Streckenbelag sein oder fehlende Wegweisung an kritischen Stellen. Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme hat das Planungsbüro abschließend den Baulastträgern präsentiert – den Ämtern, die für das Streckennetz die bauliche Verantwortung tragen. Das sind je nach Klassifizierung der Wege beziehungsweise Straßen die Ordnungs- und Bauämter der Kommunen oder der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz.
In Runden gedacht
„Aktuell sind die Baulastträger dabei, sich die Mängel anzuschauen und zu prüfen, wie sie damit umgehen. Ebenso werden in dieser Projektphase auch Anspruchsgruppen, etwa Landwirte und Winzer, einbezogen, da die gedachten Touren teils über Wirtschaftswege verlaufen, auf die sie angewiesen sind“, beschreibt Völk das weitere Vorgehen. Sobald die Rückmeldungen aller Baulastträger vorliegen, muss gegebenenfalls an der einen oder anderen Stelle des Streckennetzes noch einmal nachgeschärft werden. „Mein Wunsch ist es, dass wir die Touren im Verlauf der Saison 2025 beschildern und bis Ende nächsten Jahres auch die Erhebungsdaten für den ADFC erfassen und aufbereiten können“, sagt Völk.
Infrastruktur rund ums Rad
Nahezu die Hälfte der Streckenangebote bestehe bereits und werde gemäß dem Themenkonzept neu beschildert. Andere Strecken waren schon nahezu ausgereift und bekommen noch den letzten Feinschliff. Und dann gibt es Touren, die komplett neu ausgewiesen werden sollen. Völk: „Auch hier fangen wir nicht bei Null an, sondern kombinieren bestehende Strecken zu Runden, weil das zeitgemäßer und angenehmer zu fahren ist.“ Doch damit ist das Zertifizierungsvorhaben nicht abgeschlossen. Der zweite Schritt betrifft die Infrastruktur rund ums Rad, etwa Übernachtungsmöglichkeiten mit speziellen Angeboten für Fahrrad-Touristen. „Wir wollen offiziell zum Qualitätsgastgeber werden und uns dafür an einheitlichen Standards orientieren“, betont Völk. Zudem sei es klares Ziel, das Gesamtkonzept auf den Pfälzerwald und das Pfälzer Bergland, also die gesamte Pfalz, auszuweiten.
Paradies fürs Mountainbiken
Stephan Marx. Foto: Julia Reichelt
In der Pfalz läuft es nicht nur auf dem Tourenrad rund, sondern ebenso auf dem Mountainbike. Bereits 2005 sind fünf engagierte Verbandsgemeinden – Kaiserslautern-Süd, Lambrecht, Rodalben und Waldfischbach-Burgalben sowie Hochspeyer – den ersten Schritt gegangen, um mit einem offiziellen Streckennetz ein wegweisendes Angebot zu schaffen: den Mountainbikepark (MTB) Pfälzerwald. In zwei Planungsphasen hat der Verein bis heute 20 Touren mit einer Gesamtlänge von rund 900 Kilometern realisiert. Der MTB-Park erstreckt sich von der Westpfalz über Landstuhl, Pirmasens, Hauenstein, das Dahner Felsenland bis nach Annweiler und Bad Bergzabern. Das Angebot richtet sich an alle, die gerne Rundtouren fahren und sich insbesondere dem Fahrtyp „All Mountain“ zugehörig fühlen. Stephan Marx, seit 2015 als Geschäftsführer für Marketing und die Koordination der Vereinsarbeit verantwortlich, weiß um die Bedeutung des Mountainbikens: „Eine Umfrage des Allensbach-Instituts aus dem Jahr 2019 hat gezeigt, dass es in Deutschland mehr aktive Mountainbiker als Fußballer gibt. Sie organisieren sich jedoch seltener in Vereinen, sind seltener bei Wettbewerben in Ortschaften anzutreffen und dadurch schlicht weniger sichtbar.“
Schwachstellen im Visier
Der Geschäftsführer des MTB-Parks legt viel Wert darauf, dass die Touren attraktiv bleiben. Die ersten Strecken seien fast 20 Jahre alt und würden immer noch gerne gefahren. Man wisse aber, dass sich die Anforderungen an MTB-Touren mit der Zeit ändern. Deshalb sei man aktiv dabei, Schwachstellen zu beseitigen. Marx erklärt: „Das können zu lange Abschnitte mit Schotter sein, die niemand gerne fährt. Hier suchen wir nach Alternativen.“ Zudem gehe es um Teilstücke, die fahrtechnisch sehr anspruchsvoll seien, etwa enge Spitzkehren. In dem Fall würden Umfahrungen geschaffen, die parallel zur Originalstrecke verlaufen. So haben die Mountainbiker dann die Wahl. „Zusätzlich vermeiden wir mit Blick auf einen nachhaltigen Umgang mit der Natur, dass diese schwierigen Passagen zerfahren werden“, ergänzt Marx.
Neue Pfälzerwald-Route
Seit diesem Jahr neu ausgewiesen ist eine Tour, die den gesamten MTB-Park Pfälzerwald einmal von Nord nach Süd durchquert. Die Route „Trans Pfälzerwald“ startet in Hochspeyer und verläuft auf bestehenden Wegen bis nach Bad Bergzabern. „Wir haben auch anspruchsvolle Trails eingebunden, die gemäß der offiziellen Skala als ,S2‘ einzustufen sind, also eine fortgeschrittenere Fahrtechnik erfordern“, betont Marx. Mit gut 90 Kilometern und über 2000 Höhenmetern führt die Tour an vielen Pfälzer Höhepunkten vorbei – so zum Beispiel an der „Weltachs“, dem Luitpoldturm oder der Burgruine Lindelbrunn. Längs der Strecke gibt es Ladestationen für E-Bikes und Einkehrmöglichkeiten. An Start- und Endpunkt ist ein Bahnanschluss vorhanden.
IM GELÄNDE Im Mountainbikepark Pfälzerwald sind 20 Touren mit 900 Kilometern Gesamtlänge ausgewiesen. Fotos: Mountainbikepark Pfälzerwald/Christoph Riemeyer, c-sign
Besucherlenkung an der Haardt
Auch dort, wo der MTB-Park Pfälzerwald endet, ist Mountainbiken ein zentrales Thema. Am gut besuchten Haardtrand, der für viele Outdoor-Begeisterte die erste Anlaufstation in der Pfalz darstellt, ist der Bedarf an Besucherlenkung besonders groß. Das haben die Tourismus-Experten längst erkannt. Gerrit Altes und Denise Seibert von der Tourist-Information Bad Dürkheim sind gerade dabei, erste offizielle Streckenvorschläge für MTB-Touren zu finalisieren. „Der Anstoß kam schon vor Jahren vom Team Pfälzer Land. Die Mitglieder haben Routen ausgearbeitet, bei uns eingereicht und damit den Stein ins Rollen gebracht“, berichtet Altes. Jetzt, wo das neue Wege-Konzept für Wanderbesucher fertig umgesetzt sei, könne man sich endlich auf die Angebote für Mountainbiker konzentrieren.
Strecken-Perlenschnur
Denise Seibert. Foto: Stadt Bad Dürkheim/melhubach
Vision von Altes ist, dass nicht nur bei Bad Dürkheim einzelne Strecken entstehen. Altes setzt sich dafür ein, dass im Schulterschluss mit weiteren Tourismusbüros, Kommunen und Kreisen ein Streckennetz erschlossen wird, das sich wie eine Perlenschnur von Grünstadt bis nach Maikammer am Haardtrand entlang ziehen soll. „So können wir Mountainbiker auch mehrere Tage begeistern und fördern damit Übernachtungs- statt nur Tagestourismus. Denn ersterer hat vom Verhältnis zwischen Anreise und Aufenthaltsdauer eine wesentlich günstigere Öko-Bilanz als der Tagestourismus“, unterstreicht Altes. Das Streckenprojekt für Bad Dürkheim koordiniert Denise Seibert. „Gedacht sind zwei Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 60 Kilometern, die direkt im Ort starten und sich miteinander kombinieren lassen. Bei der Streckenbeschaffenheit liegt der Fokus nicht allein auf dem Genuss-Biken. Wir haben ,All Mountain‘ und ,Enduro‘ im Blick“, beschreibt sie das Projekt. Es werde „technisch anspruchsvolle Abschnitte ebenso geben wie flowige Passagen, aber alles in die natürlichen Gegebenheiten eingebettet “.
Befahrung als Praxistest
Gerrit Altes. Foto: Stadt Bad Dürkheim/melhubach
Die theoretische Planung ist bereits so weit gediehen, dass es nun an die Abstimmung der Strecken mit allen Partnern gehen kann. „Felix Meermann vom Team Pfälzer Land hat attraktive und gleichzeitig unseren Vorgaben entsprechende Streckenentwürfe geliefert, die dank tatkräftiger Unterstützung durch Marcel Kämmer von der Kreisverwaltung bereits ins Geoinformationssystem GIS eingearbeitet sind“, sagt Gerrit Altes. „Mit beiden haben wir uns auch intensiv beraten – etwa, was das Pro und Contra von Überschneidungen mit Wanderwegen und die Wegeführung durch Schutzgebiete betrifft.“ Als nächstes ist eine Befahrung geplant, um alles in der Praxis zu begutachten und gegebenenfalls den letzten Feinschliff vorzunehmen, was die touristische Beurteilung angeht. Dann werde das Feedback vom zuständigen Forstamt und der Unteren Naturschutzbehörde eingeholt. „Wenn beide ihr Okay geben, ist bestätigt, dass die Streckenvorschläge grundsätzlich umsetzbar sind. Dann holen wir im nächsten Schritt das Feedback sowie die Erlaubnis von Jagdpächtern und Waldeigentümern ein“, ergänzt Altes. Er hofft, dass diese Abstimmungsrunde noch in 2024 erfolgt. Dann könne 2025 der Ausbau beginnen und alles zur Saison 2026 startklar sein.
„Wasi“: Legende seit über 30 Jahren
Am anderen Ende des Pfälzerwalds, in Lemberg in der Südwestpfalz, ist ein echter Mountainbike-Klassiker zu Hause. Der Wasgau-Bike-Marathon, liebevoll „Wasi“ genannt, besteht seit 30 Jahren und war seinerzeit die erste Marathon-Veranstaltung in der Pfalz. Einer der Väter des „Wasi“ ist Klaus Emser. Er tauschte bereits Ende der 1980er-Jahre, als der MTB-Trend aus Amerika herüberschwappte, Rennrad gegen Mountainbike. „Ich war einer der ersten MTB-Verrückten, die mit den damals angesagten neonfarbenen Sportoutfits im Wald unterwegs waren. Wir galten als die jungen Wilden“, erinnert er sich. Das Gute an der Südwestpfalz sei, damals wie heute: Hier könne man in einigen stillen Ecken bis zu 50, 60 Kilometer durch den Wald fahren, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
„WASI“-LEGENDE Der Wasgau-Bike-Marathon ist ein Klassiker mit großer Anziehungskraft. Auch das Team des SV Lemberg (rechts) ist mit Spaß dabei. Fotos: immedia.info
Schilder aus Pappe und Karton
Klaus Emser. Foto: privat
In diesen Zeiten der Aufbruchsstimmung engagierte sich Emser im Sportverein Lemberg. Anfangs organisierte man, wie andere Vereine auch, regelmäßig kleinere Events rund um Lemberg mit 80 bis 100 Teilnehmern. Die erste Welle der Begeisterung ebbte aber schnell ab und das Format „Mountainbike-Marathon“ begann sich zu etablieren. „Mir war klar, das müssen wir auch machen. Bereits 1993 haben wir den ersten Marathon mit einer Strecke von rund 90 Kilometern ausgeschrieben. Wir hatten direkt 280 Teilnehmer“, blickt Emser zurück. Allerdings sei die Organisation anfangs noch nicht sehr ausgereift gewesen. Jede Menge Herzblut habe dies aber ausgeglichen. „Mit Schildern aus Pappe und Karton, die wir mit Schnüren an Ästen festgeknotet hatten, wurde die Strecke durch den Wald markiert“, ergänzt der Mountainbike-Fan mit einem Schmunzeln.
Ein kleiner Ort steht Kopf
Für Emser stand danach fest: „Hier kann und muss etwas bewegt werden.“ Die Idee, den Marathon als „Freundschaftstour mit Profis“ ohne Zeitnahme zu organisieren, entstand. Radweltmeister Mike Kluge, der in der Nachbarschaft von Emsers Familie im Geburtsort Denzlingen bei Freiburg wohnte, unterstützte ihn bei der Gewinnung von Sponsoren. Zudem vernetzte er ihn mit weiteren Radprofis, wie Hanka Kupfernagel, Marcus Klausmann, Udo Bölts und Karl Platt. Sie alle und viele andere bekannte Radsportler sind über die Jahre beim Wasi gestartet. „Im besten Jahr hatten wir mehr als 1700 Starter, das war eigentlich zu viel für uns beziehungsweise die Infrastruktur vor Ort in Lemberg. Die Halle, die wir für die Veranstaltung nutzten, platzte aus allen Nähten“, so Emser. Über die Jahre habe sich auch eine echte „Wasi“-Familie gebildet. Gut erinnert er sich Emser etwa an einen Teilnehmer, der ihm seinen 21-jährigen Sohn vorstellte, der bereits zum zehnten Mal mit ihm gestartet war. Mit diesem Schwung ging es einige Jahre weiter, doch letztlich trennten sich die Wege von Emser, SV Lemberg und Wasgau-Bike Marathon nach 23 Jahren.
FAHRSPASS Das Konzept eines Wettbewerbs ohne Zeitnahme erfreut sich beim Wasgau-Bike-Marathon nach wie vor großer Beliebtheit. Foto: immedia.info
Saisonabschluss in Lemberg
Dem Mountainbiken ist Emser trotzdem bis heute treu geblieben. Gästen in seiner Ferienwohnung zeigt er als Tourenguide gerne die schönsten Trails seiner Wahlheimat. Auch den Mountainbike-Klassiker des SV Lemberg gibt es noch. Weiterhin füllen jährlich am zweiten Oktoberwochenende mehr als 1000 Teilnehmer den Ort. Das Konzept ohne Zeitnahme kommt nach wie vor an. Zudem können die Teilnehmer zwischen drei Touren unterschiedlicher Länge wählen, die jedes Jahr neu geplant werden. Der Verein richtet die Veranstaltung gemeinsam mit Journalist und TV-Moderator Markus Appelmann aus. „Dieses Jahr feiern wir den Jubiläums-Wasi. Es macht schon etwas stolz, am ältesten Mountainbike-Klassiker Deutschlands mitwirken zu dürfen und so Geschichte zu schreiben“, sagt Emser, ein gebürtig Südwestpfälzer. Über 40.000 Teilnehmer sind bislang beim „Wasi“ gestartet. Eine Pfälzer Erfolgsgeschichte der besonderen Art.
Autozentriert war gestern
Julia Bingeser. Foto: Stadtverwaltung Kaiserslautern
Das Fahrrad ist nicht nur ein gefragtes Sport- und Freizeitgerät, es kommt auch im Pfälzer Alltag zum Einsatz. Was tun Städte dafür, Raum für diese nachhaltige Form der Mobilität zu schaffen? In Kaiserslautern ist Julia Bingeser als Radverkehrsbeauftragte dafür zuständig, dass der Radverkehr in der Stadtentwicklung mitgedacht wird. Das lebt sie auch selbst vor, indem sie jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit kommt. Sie kennt all die Herausforderungen, die Radverkehrsentwicklung mit sich bringt: „Wir haben uns über Jahrzehnte hinweg ein sehr autozentriertes Denken angewöhnt. Aber wir sehen zunehmend die Nachteile. Autoverkehr braucht viel Platz, verursacht Lärm und Luftverschmutzung und sorgt für Überhitzung. Generell, so glaube ich, kommt heutzutage keine Kommune, keine kommunale Gebietskörperschaft mehr am Thema nachhaltige Mobilität vorbei.“ Wenn es gelinge, den Umweltverbund – das sind alle klimafreundlichen Verkehrsmittel von Bus und Bahn bis Fahrrad und Fußverkehr – so attraktiv zu machen, dass alle, die umsteigen könnten, dies auch tun, sei das Ziel erreicht.
Radverkehr bekommt Vorfahrt
Gerade bei mittleren Strecken von drei bis zehn Kilometern mache sich das Fahrrad, das sich zudem mit öffentlichen Verkehrsmitteln kombinieren lasse, bezahlt. Dafür muss das Alltagsradeln, so Bingeser, allerdings zunächst – etwa mit durchgängigen Radwegen – noch stärker gefördert werden. Bei den Bürgern steige der Stellenwert des Radverkehrs, wie nicht zuletzt der Zuspruch bei der Aktion „Stadtradeln“ zeige. „Kaiserslautern beteiligt sich seit 2009. Damals waren es nur 275 Teilnehmende, vergangenes Jahr schon rund 1500“, berichtet Bingeser. Die Radverkehrsbeauftragte verfolgt verschiedene Strategien, um die Infrastruktur für den Radverkehr im Stadtgebiet zu stärken. Ein Großprojekt ist die Fahrradstraße „von Park zu Park“, die in Kaiserslautern eine Verbindung zwischen Stadtpark und Volkspark schaffen soll. Ein weiteres Großprojekt ist die Radroute „Bachbahn“, die als Pendlerstrecke auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Weilerbach und Otterbach geplant ist.
VORFAHRT Radverkehr rückt vielerorts in den Fokus – so auch in Kaiserslautern. Die künftige Fahrradstraße „von Park zu Park“ visualisiert das Foto links. An der Trippstadter Straße (rechts) steht nun ein Radstreifen zur Verfügung. Fotos/Visualisierung: Stadt Kaiserslautern
Groß und Klein kombinieren
Großprojekte binden nicht nur personelle und finanzielle Ressourcen, sondern benötigen durch Planfeststellungsverfahren auch viel Zeit. „Dadurch dauert es oft lange, bis Veränderungen sichtbar werden“, merkt die Radverkehrsbeauftragte an und ergänzt: „Aus diesem Grund bringen wir uns parallel auch in laufende Stadtentwicklungsprojekte ein und gehen kurzfristig umsetzbare Maßnahmen an, die schnell für Fortschritt sorgen.“ Beispiele: das Ummarkieren von Parkplätzen, die Radfahrer behindern, oder die Sanierung von Fahrbahndecken, wo sie sich dafür einsetzt, dass der Radverkehr mitgedacht wird. Nicht zuletzt gibt es Projekte, die vom Land Rheinland-Pfalz angestoßen werden. So sind mehrere Pendler-Routen in der Planung beziehungsweise Umsetzung. Eine davon wird Kaiserslautern und Landstuhl verbinden. Seit 2023 liegt eine Machbarkeitsstudie dafür vor. Inzwischen sind die bevorzugten Trassen für den Schnellweg definiert.
Zusätzlichen Schwung für die Radverkehrsentwicklung erhofft sich Bingeser auch von der Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußverkehrsfreundlicher Kommunen (AGFFK) in Rheinland-Pfalz. Vergangenes Jahr hat sie die Gründung federführend vorangetrieben. Mittlerweile ist der offizielle Startschuss gefallen und ein Koblenzer Büro mit dem temporären Betrieb der Geschäftsstelle beauftragt. „Derartige Arbeitsgemeinschaften gibt es in allen Bundesländern. Sie vernetzen die Mitglieder zu einer Interessenvertretung für den Fuß- und Radverkehr, sorgen für Erfahrungsaustausch und Weiterbildung. Bei uns in der Pfalz zählen bereits sechs von acht Landkreisen, sieben von acht kreisfreien Städten sowie jeweils fünf kreisangehörige Städte und Verbandsgemeinden zu den Mitgliedern. Gemeinsam haben wir eine stärkere Stimme“, betont Bingeser. All diese Entwicklungen – einmal quer durchs „Radland Pfalz“ – zeigen: Radfahren und die Pfalz, das passt gut zusammen. Alltagsradler, Radtouristen oder Breitensportler: Alle können auf ihre Kosten kommen.
Auf ihrer Website hat die Pfalz.Touristik (Foto: CC-BY-SA Pfalz Touristik, Dominik Ketz) zahlreiche Informationen rund ums Radfahren zusammengestellt. Die Bandbreite reicht von geführten Radtouren bis zum Radurlaub. Tourentipps – sortiert nach Kategorien von Familie bis Sportlich – gibt es im Bereich Radwege, der auch zum Tourenplaner Rheinland-Pfalz führt.
Das VielPfalz Extra Radfahren
Es geht durch die Rheinebene, entlang der Deutschen Weinstraße, durch Pfälzerwald und Pfälzer Bergland sowie zum Donnersberg: 25 ausgewählte Tourenvorschläge präsentiert die VielPfalz-Extra-Ausgabe Radfahren. Zu jeder Tour gibt es die wichtigsten Eckdaten zur Route, An- und Abreise, Empfehlungen zu Einkehr und Sehenswürdigkeiten. Informative Beiträge liefern noch dazu Tipps und Tricks, damit die Ausfahrten für alle genussreich werden. Nicht zuletzt wird erklärt, warum es mit Rücksicht besser rollt. 132 Seiten, 14,90 Euro, erhältlich in unserem Online-Shop.
Ab 10. Mai erhältlich: Neue Extra-Ausgabe von VielPfalz rund um „Pfälzer Höhepunkte“. Im Mittelpunkt unserer Extra-Ausgabe 2025 stehen 25 Aussichtstürme.
Der Pfälzerwald. Er verbindet Vorder-, West- und Nordpfalz. Er steht für Heimatliebe. Er sorgt für eine Symbiose von Wald, Wissenschaft und Wohlbefinden. Eine Expedition der …
Neustadt an der Weinstraße ist vom 23. bis 25. Mai Gastgeber des 38. Rheinland-Pfalz Tages und feiert zugleich 750-jähriges Jubiläum zur Verleihung der Stadtrechte.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Trailparks erweitern das Mountainbike-Angebot in der Pfalz. Hier kommen die Downhill-Liebhaber auf ihre Kosten. Ein Beispiel aus Spirkelbach.
André Rehm. Foto: Julia Reichelt
Besucherlenkung ist nicht nur bei Mountainbike-Touren, sondern auch bei Downhill-Trails gefragt. Offizielle Trailparks entstehen derzeit an vielen Stellen im Pfälzerwald. Ein Beispiel: Im April 2024 sind in Spirkelbach (Landkreis Südwestpfalz) die ersten beiden „Höllenberg Trails“ eingeweiht worden.
Angebot wird erweitert
Betreiber ist der SV Spirkelbach. Nachdem der Verein vor zwei Jahren mit den „Trailkids“ ein Mountainbike-Trainingsangebot speziell für Kinder und Heranwachsende gestartet hatte, wurde das Angebot bald erweitert. „Wir brauchen offizielle Trails mit direktem Zugang vom Sportplatz, die wir zum Üben von Fahrtechnik und Geschicklichkeit nutzen können. Also macht es Sinn, dass wir dort etwas bauen“, erklärt André Rehm, der die mittlerweile rund 20 Trailkids betreut. Rehm stieß die nötigen Genehmigungsverfahren an, trieb den Austausch mit allen Anspruchsgruppen voran, trieb Fördermittel sowie Spenden ein und kümmerte sich um die Beschilderung.
Trails werden begeistert aufgenommen
Im Februar war dann Muskelkraft gefragt: Der Verein hatte unter fachlicher Anleitung eines professionellen Trailbauers den ersten Bauabschnitt erschlossen. Beim Formen der Trails kamen dabei nur Materialien zum Einsatz, die der Wald beziehungsweise der Waldboden hergaben. Die Höllenberg Trails wurden von Anfang an begeistert angenommen. „Die Trailskids lieben die Strecken und haben selbst schon kleine Verbesserungen vorgenommen“, freut sich Rehm.
Fotos: SV Spirkelbach/Stefan Hinnersmään
Mountainbikepark Pfälzerwald profitiert
Zusätzlich nutzt der Verein die Downhill-Pfade, um MTB-Rennen und den MTB-Marathon, die er jährlich mit der Höllenberg Trail-Trophy anbietet, noch attraktiver zu machen. Auch der Mountainbikepark Pfälzerwald profitiert vom neuen Angebot: Die Höllenberg Trails schließen an die MTB-Park-Touren 8 und 11 an, die an Spirkelbach vorbeiführen.
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Der Pfälzerwald. Er verbindet Vorder-, West- und Nordpfalz. Er steht für Heimatliebe. Er sorgt für eine Symbiose von Wald, Wissenschaft und Wohlbefinden. Eine Expedition der …
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