Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Der VielPfälzer nähert sich in seiner Kolumne „Geschmacksverstärker“ mit leichter Ironie der „Generation Genuss“. Dieses Mal geht es um den Trend hin zu längeren Weinflaschen sowie um die tragischen Folgen für die Logistik durch diese Verlanghalsung.
Manche kriegen einfach den Hals nicht voll. Anderen schwillt er vor Zorn. Und was tut der marktkonforme Winzer? Er macht seiner Kundschaft einen langen Hals. Buchstäblich! Es kommt mir vor wie ein Rückfall in die 1980er-Jahre, als in der Weinbranche „das Marketing“ entdeckt wurde. Eine wilde Zeit war das, und die amtlich bestellten Weinkontrolleure hatten alle Hände voll zu tun, um den Fortschritt zu bremsen. Kunterbunte Etiketten mit abenteuerlicher Beschriftung kamen in Mode. Statt „Spätlese“ stand schon mal „Spätzünder“ drauf. Designerflaschen tauchten auf, deren Einkaufspreis mitunter den Wert ihres Inhalts deutlich übertraf. Ein Südpfälzer profilierte sich – mit nachhaltigem Erfolg – als Pionier des Schraubverschlusses. Und der Trend, so vernahm man aus selbst berufenen Mündern, ging zur längeren Flasche.
Waghalsig und absturzbereit
Verächtlich blickte man herab auf den untersetzten Bocksbeutel der Franken und die standardgrüne, bauchige Liter-Keule urdeutscher Schöpfung geriet langsam, aber sicher in Misskredit. Heute zählt sie zu den vom Aussterben bedrohten Arten. Tragische Folgen hatte die Verlanghalsung aber für die Logistik. Manchem Gastronomen blieb der Freudenschrei über die praktischen Schraubverschlüsse im Halse stecken beim Versuch, den Wein zu kühlen. Denn er passte einfach nicht mehr in die Kühlgeräte: Flasche zu lang. Hausfrauen und -männer verfluchten die schlanken Gefäße: Sie ließen sich nicht mehr in die Kühlschranktür stellen und wenn man die Longliner hineinlegte, kriegte man die Tür nicht zu. Nicht mal am Weinregal gängiger Machart war der treue Trinker sicher vor Ungemach: Die Stretch-Flaschen streckten ihre Hälse so weit nach vorne, dass sie (sich) waghalsig und absturzbereit nach vorne neigten.
Schleichendes Wachstum
Genusswillige hatten vom langen Hals die Nase voll; bald war die Ära der gläsernen Giraffen vorbei. Und jetzt das: Meine aktuelle Lieblingswinzergenossenschaft verlängert erneut und mit System ihre Spitzenprodukte – nicht deren Inhalt, sondern die Form: Schleichend wachsen die verwendeten Gefäße über sich selbst hinaus, um schon wieder in der Gefahrenzone anzukommen. Jetzt muss ich mit dem Weißweintrinken auf den Winter warten, weil ich ihn erst dann zur Kühlung vor die Tür stellen kann. Auch mein heiß geliebter Rosé lässt mich bis dahin kalt. Und aus dem Kühlschrank grüßen die bunten Kronkorken perfekt temperierter, handlicher Bierflaschen. Was für ein Glück, dass es auch in der Pfalz qualifizierte Brauereien gibt, die nicht dem Größen-Wahn verfallen sind.
Rebensaft in Bierflaschen
Auf lange Sicht kann das so nicht weitergehen. Und bevor der Brüsseler Ökokraten-Apparat der Weinwirtschaft ein Mehrwegsystem verordnet, hat sich jetzt ein Pfälzer Biowinzer der Misslichkeit angenommen: Er füllt seinen Rebensaft tatsächlich in Bierflaschen ab. Die sind genormt und fassen nicht nur einen halben Liter Gerstengebräu, sondern alternativ zwei Viertel Wein. Das ist immerhin eine Möglichkeit, sich das Problem vom Hals zu schaffen. Elegantere Vorschläge werden gerne entgegengenommen.
Es grüßt Sie herzlich Ihr VielPfälzer
Der Geschmacksverstärker…
… ist eine Kolumne zum Nachdenken und Schmunzeln: Genussthemen müssen nicht immer bierernst sein. Schon gar nicht in der Weinregion Pfalz. Aber auch unsere wunderschöne Genussregion bietet durchaus Anlass zum Kopfschütteln. Unser VielPfälzer setzt dabei auf mehr oder weniger zarte Ironie. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen ist absolut nicht zufällig. Und auch die Themen sind nie frei erfunden.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Die Pfalz ist ein lebenswertes Fleckchen Erde. Das wussten schon die Kelten und Römer zu schätzen. Spuren antiker Kulturen sind verloren oder noch im Boden verborgen. Archäologen und begeisterte Geschichtsfreunde machen jedoch vielerorts interessante Zeitreisen möglich – nicht nur in Museen oder an Ausgrabungsstätten. Auf historischen Wanderwegen, bei der römischen Weinlese oder dem Anfertigen keltischer Pfeilspitzen ist man mittendrin. Und manchmal wird Geschichte ganz ungeplant sichtbar.
Frühjahr 2022. Das Team der Landesarchäologie in Speyer sitzt in einer Besprechung. Das Telefon klingelt – normalerweise nichts Ungewöhnliches, doch an diesem Tag schon. Ein Bauarbeiter ist am anderen Ende der Leitung. „Ich glaube, wir haben hier etwas“, sagt er aufgeregt zu Bettina Hünerfauth. Sie ist stellvertretenden Leiterin der Außenstelle. Die Archäologin erinnert sich: „Er berichtete weiter, dass ein Bruchstück einer steinernen Figur auf ihn zu gepurzelt sei, als er eine Böschung an der B10-Baustelle bei Landau anlegte.“ Danach ging es Schlag auf Schlag. „Wir sind losgefahren, haben uns die Fundstelle angeschaut und versucht, einen Kontext herzustellen“, so Hünerfauth, „schnell war uns klar, dass sich dort mehr verbirgt.“
Kastell an der Bundesstraße
Tatsächlich finden die Archäologen in der Böschung, die für die neue Ausfahrt bei Godramstein angelegt wird, auch gemörteltes Mauerwerk. Das Objekt ist eindeutig römisch und durch die Straßenbauarbeiten – ohne Absicht – bereits „angegraben“. Bei den nachfolgenden Grabungen im Sommer 2022 stellt sich dann heraus, dass das Mauerwerk vom Steinfundament eines Kastells stammt. Die Lage an der Queich war perfekt für einen Militärposten gewesen. Die Bruchstücke, die dem Bauarbeiter aufgefallen waren, konnten übrigens als Teile eines Jupiter-Gigantenreiters identifiziert werden. Mit solchen Skulpturen ehrte die römische Bevölkerung in den weit entlegenen Provinzen ihren höchsten Gott.
Ein Fund aus der Spätantike
Insgesamt, so schätzen die Archäologen anhand freigelegter Gebäudestrukturen, ist das schmale rechteckige Gebäude vermutlich insgesamt 44 Meter lang und 28 Meter breit gewesen. Die Außenmauern der militärischen Anlage maßen solide 2,2 Meter. Außerdem fand das Team, angeschlossen an die Außenmauer, Spuren von acht Räumen. Ebenso wurden ein langgezogener Hof und eine Toranlage nachgewiesen. Bauweise, Abdrücke von mit Nägeln beschlagenen Schuhsohlen im Mauermörtel sowie lose Fundstücke erlauben die Einordnung in die Spätantike. Damit handelt es sich um einen besonderen Fund, denn bislang sind nur vereinzelte Objekte aus der Spätantike bekannt bzw. wissenschaftlich erforscht. Am Tag des offenen Denkmals im September 2022 hatten Interessierte die einmalige Gelegenheit, an der Grabungsstelle einen Blick in die spätantike Vergangenheit zu werfen.
Zerstörerisches Ausgraben
Bettina Hühnerfauth. Foto: GDKE
Erste Priorität der Landesarchäologie, angesiedelt unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), ist es, Denkmäler zu schützen – und zwar dort, wo sie sind. Ausgraben zerstöre die Spuren der Vergangenheit, heißt die Devise. Deswegen legten die Archäologen nicht das gesamte Kastell frei. Nachdem die Teile, die im Bereich der geplanten Böschung lagen, vermessen und dokumentiert waren, verwahrten die Fachleute die antike Anlage wieder im Erdreich. Zuvor wurden die Flächen mit Geoflies als Trennschicht abgedeckt und die Mauerkronen mit einer Schutzschicht versehen. Dann konnten die Straßenbauarbeiten weitergehen.
Denkmäler im Boden
„Der Fund in Godramstein war für uns ein Glücksfall, weil wir an dieser Stelle ein solches Bauwerk nicht vermutet haben“, ergänzt Hünerfauth. Optimal ist es, wenn die Landesarchäologie als Träger öffentlicher Belange eingeschaltet wird, bevor Baumaßnahmen starten. Ihre Aufgabe ist es nämlich, dafür zu sorgen, dass niemand ein bereits im Boden dokumentiertes Denkmal in Gefahr bringt. Wenn, wie in Godramstein, überraschende Funde auftauchen, gilt es sie zu dokumentieren und vor einer Zerstörung zu schützen. Alles aus dem Boden zu holen, ist eine Notlösung, die nur in Kauf genommen wird, wenn nicht umgeplant werden kann. Im Fall der B10 ließ sich die erforderliche Böschung versetzen.
Foto: Stadt Bad Dürkheim
Römer-Alltag live erleben
Händler, Handwerker und Legionäre hatten im Oktober 2022 ihr Lager auf dem Weilberg bei Ungstein aufgeschlagen. Beim großen Römerfest, das die Arbeitsgemeinschaft Römisches Weingut Weilberg und die Stadt Bad Dürkheim initiierten, war „living history“ im Fokus. Bei der authentischen Darstellung des Römerlebens wirkte die erste Römerkohorte Opladen mit. Auch Ungsteiner Vereine, deren Mitglieder in historische Kostüme schlüpften, unterstützten die Stadt. Einige der Fotos unserer Titelstory, auch das Titelbild, sind dabei entstanden. Termin zum Vormerken: Das nächste „Römerfest“ im großen Stil am Römischen Weingut Weilberg ist im Jahr 2024 am Samstag und Sonntag, 5. und 6. Oktober, terminiert. [dot]
Verkehrswege der Römer
Die erste Präsenz der Römer in den damals keltisch besiedelten Gebieten links des Rheins war eine militärische, die mit dem Eroberungsfeldzug Caesars 57 vor Christus begann. Dabei haben sich die Römer auch in der heutigen Pfalz umgeschaut und ihre Strukturen aufgebaut, die zum Teil immer noch vorzufinden sind. Um ihre Militärposten miteinander verbinden zu können und so die Grenzen ihres neuen Herrschaftsgebiets zu sichern, benötigten sie Straßen. So bauten sie unter anderem die Achse von Köln über Mainz nach Straßburg aus, die heute noch als Verkehrsweg dient. Einen ihrer Militärposten errichteten sie dort, wo sich heute die Domstadt Speyer erhebt. Der antike Vorläufer von Speyer entwickelt sich später, in der Phase ziviler Besiedelung, zu einem der Hauptorte der Römer in der Pfalz. Nicht zuletzt, weil er an einer für den Handel mit Waren günstigen Position lag – an einer Fernstraße und zugleich direkt am Rhein. Ein weiterer Hauptort war Worms.
TONGESCHIRR Im Terra-Sigillata-Museum in Rheinzabern kann Keramik aus römischer Produktion bewundert werden. Foto: Norman Krauß
Roter Ton aus Rheinzabern
Im Hinterland entstanden kleine Ansiedlungen, Vicus oder Vici genannt, die mit heutigen Dörfern vergleichbar sind. Wissenschaftlich erforscht ist heute beispielsweise die antike Vergangenheit von Rheinzabern, dass sich unter den Römern zu einem „Top Spot“ für die Keramikproduktion entwickelte. Davon können sich Interessierte im ehemaligen Vicus Rheinzabern bis heute überzeugen. Schon vor Jahrhunderten tauchten dort regelmäßig „Römerscherben“ auf, die von der Herstellung von feinstem Tafelgeschirr, bezeichnet als „Terra Sigillata“, zeugten. „Die hochwertige Keramik wurde unter sehr hohen Temperaturen gebrannt“, weiß David Hissnauer, der ebenfalls zum Team der Speyerer Landesarchäologie gehört. Eine der antiken Terra-Sigillata-Werkstätten in Rheinzabern stand im Mittelpunkt seiner Doktorarbeit. „Die Oberfläche des rot-orange glänzenden Geschirrs war glatt und geschlossen und dadurch auch haptisch sehr angenehm“, erklärt er. Der Rohstoff stammte aus Tonlagerstätten, die es noch heute zwischen Jockgrim und Rheinzabern gibt.
Manufaktur mit steilem Aufstieg
David Hissnauer. Foto: GDKE
Der steile Aufstieg von Rheinzabern zur größten römischen Keramikmanufaktur begann mit der Herstellung von Tonziegeln. Als die Römer noch Militärposten benötigten, waren die Ziegel nicht nur zum Decken von Dächern, sondern auch für den Innenausbau gefragt. Etwa um 80 nach Christus war die Region jedoch versorgt. Zeitgleich drangen die Römer immer weiter nach Norden vor. Zu jener Zeit gab es vor Ort bereits eine Kleinsiedlung, in der Gebrauchskeramik in einer sehr guten Qualität hergestellt und Handel damit betrieben wurde. Brennholz war ebenso reichlich vorhanden. „Rheinzabern bot also beste Bedingungen für die hochspezialisierten Terra-Sigillata-Töpfer aus dem römischen Gallien, die etwa um 140 nach Christus einwanderten und auf die vorhandene Keramiktradition aufbauten“, erläutert Hissnauer.
Museum mit Terra-Sigillata-Ofen
Schnell etablierte sich die Produktionsstätte in der heutigen Pfalz als globaler Marktführer. Die feine Keramik wurde von Großbritannien bis ans Schwarze Meer gehandelt. Erleben kann man die Terra-Sigillata-Kultur im gleichnamigen Museum in Rheinzabern. Die Ausstellung profitiert von den Funden und Erkenntnissen, die dort bei einer großflächigen Ausgrabung gemacht worden sind. Die Ausgrabung erfolgte ab 1974, weil damals ein neues Wohngebiet erschlossen werden sollte und dafür zunächst der Boden „archäologiefrei“ gemacht werden musste. „Es handelte sich um die größte Flächenausgrabung einer römischen Großmanufaktur. Die Auswertungen laufen bis heute“, sagt Hissnauer. Nur wenige Meter entfernt vom Museum, in einem Raum des heutigen Kindergartens, kann ein originaler Terra-Sigillata-Ofen besichtigt werden, der sich an einem Ursprungsort befindet. Direkt daneben steht ein Ziegelbrennofen. Möglich wurde dies, weil der Kindergarten um den Raum erweitert wurde, der nun dem Museum als Außenstelle angegliedert ist.
TÖPFERWARE Keramikgefäße, wie sie in der Antike verwendet wurden, waren beim Römerfest in Ungstein zu sehen. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Neue Formen des Genusses
Die Römer etablierten in der Pfalz nicht nur das Keramikhandwerk, sondern auch neue Formen des Genusses. So brachten sie wohl die Esskastanien mit. Für das Würzen ihrer Speisen sollen sie auch Kräuter wie Liebstöckel, Majoran, Kerbel und Dill hier heimisch gemacht haben. Dass die Römer den Wein in die Pfalz brachten, ist dagegen nach heutigen Erkenntnissen ein Trugschluss. Wein getrunken haben in unseren Breiten schon die Kelten. Die ersten Spuren der Weinproduktion in der Pfalz gehen allerdings auf die Römer zurück, die den Weinbau intensivierten. Dies lässt sich heute noch am römischen Weingut bzw. der Römervilla Weilberg bei Ungstein nachvollziehen. Die Außenanlage mit Überresten der freigelegten Gebäude ist frei zugänglich und lädt zu einem Spaziergang in die Vergangenheit ein. Die Innenbereiche können ausschließlich mit Gästeführern besichtigt werden.
Der Retter der Römervilla
Einer, der sich am Weilberg bestens auskennt, ist Fritz Schumann. Der promovierte Önologe war lange Jahre am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Neustadt an der Weinstraße tätig, zuletzt als stellvertretender Leiter und Fachbereichsleiter Weinbau. Darüber hinaus interessiert er sich für Archäologie und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Römervilla, ein antiker Gutshof, teilrekonstruiert werden konnte. Sein Wissen darüber hat er in der Publikation „Römervilla Weilberg“ niedergeschrieben. „Der ganz Hang war ein römisches Landgut. Im Freilichtmuseum zu besichtigen sind heute das repräsentative Herrenhaus sowie das Kelterhaus im Südwesten. Um das zu realisieren, haben die ansässigen Winzer dankenswerterweise die erforderlichen Flächen kostenlos bereitgestellt“, erzählt er.
RÖMERVILLA Der antike Gutshof am Weilberg in Ungstein ist ein für Besucher offen zugängliches Freilichtmuseum. Fotos: Julia Reichelt
Kelterhaus fast übersehen
Zum Wohl. Die Pfalz. Hieß es auch schon in der Antike. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Ausgrabungen nach heutigen Maßstäben gab es erst Anfang der 1980-Jahre, als am Weilberg ein Flurbereinigungsverfahren lief. Dabei legten die Archäologen aus Speyer zunächst das Hauptgebäude des Herrenhauses frei. Weitere Arbeiten folgten Schritt für Schritt, sobald wieder Geld zur Verfügung stand. Damals war Schumann als freiwilliger Helfer im Einsatz und hat so manchen Urlaub auf dem Weilberg verbracht. „Während die Raupenfahrzeuge Erde schoben, schlugen wir Alarm, wenn Spuren von Gebäuden auftauchten“, berichtet er. „Eines Tages war der Baggerfahrer wieder am Arbeiten. Da entdeckte ich einen Mauerstreifen und eine angeschnittene Brandfläche mit Getreide. Ich wollte das Getreide bergen und bemerkte, dass weiter oben römische Dachziegel lagen. Ziegel, wie sie seinerzeit auch zum Innenausbau verwendet wurden. Dann haben mein Kollege und ich dort auch noch Estrich entdeckt“, erzählt Schumann. Als am nächsten Tage der Bagger alles wieder mit Erde zugedeckt hatte, hatte Schumann darauf bestanden, noch einmal sorgfältig nachzuschauen. Ohne Schumanns Beharrlichkeit wäre das Kelterhaus verborgen geblieben.
Mit Kräutern gewürzter Wein
WEINLESE Beim Römerfest wurden Trauben wie in der Antike mit Füßen zerquetscht, um danach auf der Kelter ausgepresst zu werden. Foto: Stadt Bad Dürkheim
„Rebsamen, die in Bleigefäßen gefunden wurden, zeigten, dass die Römer auf dem Weilberg fruchtbare Wildreben aus dem Bruch der Isenach und andere heimische Kulturreben anbauten, die heutigem Traminer, Riesling oder Burgunder entsprechen“, erklärt der Weinexperte. Der Wein der Römer habe sich jedoch von heutigem Wein maßgeblich dadurch unterschieden, dass er mit Honig oder Traubensaftkonzentrat gesüßt und mit Kräutern gewürzt worden sei. Also tranken die Römer quasi so etwas wie Glühwein. „Im Kelterhaus wurden die Trauben mit Füßen getreten. Die dabei zerquetschen Beeren wurden anschließend auf der Kelter ausgepresst“, beschreibt Schumann die damalige Weinherstellung. Heute tragen die möglicherweise zu einer sogenannten Baumkelter gehörenden Steinsäulen das Vordach des Schutzbaus. Die Gutsherren, so schätzt Schumann, hätten, wenn man von einer Weinlesezeit von vier Wochen und mit ausreichend Arbeitskräften ausgeht, jährlich gut 100.000 Liter Wein produzieren können. Das entspreche einer Anbaufläche von etwa 20 Hektar. Die Menge lasse darauf schließen, dass der Wein nicht allein für den Hausgebrauch bestimmt war, sondern auch wirtschaftlichen Erlös bringen sollte. Daneben wurden auf dem Gutshof Getreide angebaut und Vieh gehalten.
Im Römerpark Eisenberg wird antike Geschichte zum informativen Erlebnis. Dieser Beitrag gehört zur Titelgeschichte über die Antike Pfalz „Geschichte zum Greifen nah“.
Auch in Wachenheim an der Weinstraße ist bei der Flurbereinigung eine römische Villa entdeckt worden. Die teilrekonstruierten Villa Rustica mit antikem Backofen kann ebenfalls besichtigt werden. Von einer dritten Anlage am Annaberg bei Bad Dürkheim ist heute nur noch die antike Wasserleitung übriggeblieben. Alle drei Zeuginnen römischer Vergangenheit sind Stationen des Römer-Rundwanderweges „Villen, Wein, gebrochener Stein“, der von Bad Dürkheim über Ungstein nach Wachenheim und zurück führt. Er streift dabei noch zahlreiche andere geschichtliche Stationen wie etwa den Kriemhildenstuhl oberhalb von Bad Dürkheim, den größten römische Steinbruch nördlich der Alpen. Der Wanderweg auf historischem Boden führt auch zur Heidenmauer, den Resten eines um 500 vor Christus errichteten keltischen Ringwalls. Er schützte einmal die vielleicht älteste Stadt der Pfalz.
MATERIALDEPOT Der Kriemhildenstuhl diente den Römern als Steinbruch, um neue Bauwerke errichten zu können. Foto: Julia Reichelt
Militäranlage am Ackerrand
Dass der Rhein in antiken Zeiten eine wichtige Grenzlinie war, beweisen unter anderem römische Spuren bei Rheingönheim. Am Rande eines Ackers, zwischen ehemaliger Bauschuttdeponie und Rheindamm, weisen zwei Schilder auf die antike Militäranlage hin. Zu sehen ist ansonsten nichts. Doch unter dem Acker und auch unter dem angeschlossenen Areal liegen historische Schätze. Bernd Neumann, Vorsitzender des Fördervereins Archäologiepark Rheingönheim, erklärt schmunzelnd: „Hier stehen Besucher quasi direkt vor dem Tor eines einstigen großen Römerlagers.“ Zunächst habe es ein Legionslager für rund 5000 Mann gegeben. Später sei ein kleineres Kastell, ein sogenanntes Auxiliarlager, hinzugekommen. Diesem hätten etwa 1000 Soldaten angehört, die vor Ort rekrutiert worden seien. „Sinn und Zweck beider Anlagen war es, die Reichsgrenze zu schützen“, sagt Neumann.
Fenster für die Archäologie
MILITÄRANLAGE Der Vorsitzender des Fördervereins Archäologiepark Rheingönheim, Bernd Neumann, steht am Tor des einstigen großen Römerlagers. Foto: Julia Reichelt
Als 2009 der Rhein-Hauptdeich mit schwerem Gerät saniert werden musste, öffnete sich ein Fenster für die Archäologie. Bis ins Jahr 2013 wurde, finanziert durch das Land, ein Streifen neben dem Acker wissenschaftlich untersucht und die Befunde dokumentiert. Damals nahm auch der Förderverein seine Arbeit auf, der bis heute ein wachsames Auge auf die Anlage hat. „Wir setzen uns für den Schutz des Auxiliarlagers ein, damit die römischen Schätze im Boden unversehrt bleiben“, betont Neumann. So konnte der Verein mit Hilfe der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt Ludwigshafen sowie der GDKE, die die Ausgrabungen koordinierte, erreichen, dass das Gelände unter Schutz gestellt wird. Dies bedeutet unter anderem, dass ein Landwirt, der den Acker bearbeitet, bei der Bodenbearbeitung eine Pflugtiefe von maximal 30 Zentimetern einhalten muss. Zudem möchte der Verein, der rund 50 Mitglieder zählt, durch Öffentlichkeitsarbeit in Form von Führungen oder Schulbesuchen für die römische Geschichte von Rheingönheim sensibilisieren. Doch diese Aktivitäten laufen nach der Zwangspause durch die Corona-Pandemie erst langsam wieder an, erklärt der erste Vorsitzende.
RÖMERLEBEN Bernd Neumann als typischer Soldat an der Rheingönheimer Ausgrabungsstätte. Foto: Privat .
Lebendige römische Szenen
Neumanns Begeisterung für die Römer trägt den Verein. Schon als junger Familienvater schloss sich der heutige Rentner der „Ersten Römercohorte Opladen“ an. Der historische Verein macht römische Geschichte unter anderem durch Schauveranstaltungen lebendig. „Ich hatte zuvor von den Rüstungen der Römer nur gelesen und versucht, sie mir vorzustellen“, blickt Neumann zurück. Wie sie wirklich aussahen, habe er erst als Mitglied der „Cohorte“ erfahren. Gemeinsam seien sie viele Wochenende in ganz Deutschland und darüber hinaus unterwegs. „Wir haben Zelte aufgeschlagen, am Lagerfeuer beisammengesessen und Schaukämpfe veranstaltet“, erzählt er. Aus dieser Zeit stammen auch Schienenpanzer, Umhang und Helm, größtenteils aus eigener Handarbeit, die Neumann auch bei Führungen am Römerlager trägt. Daher rührt sein Beiname „letzter Römer von Rheingönheim“.
Im Stadtmuseum Bad Dürkheim spielen auch die Kelten und Römer eine wichtige Rolle. Dieser Beitrag gehört zur Titelgeschichte über die Antike Pfalz „Geschichte zum Greifen …
Geschichte, die in der Pfalz zum Greifen nah ist, geht jedoch noch weiter zurück: Vor den Römern „gehörte“ die Pfalz den Kelten. Da sie keine Schrift hatten und somit kaum Aufzeichnungen hinterließen, liegt vieles über ihre Geschichte im Dunkeln. Zu den vereinzelten Spuren zählt insbesondere das Oppidum auf dem Donnersberg, das als eine der größten spätantiken keltischen Siedlungen gilt. Oppidum bezeichnet eine befestigte Stadt. Heute sind davon auf dem Donnersberg nur noch die Stadtmauer bzw. ein Wall aus aufgeschütteten Rhyolith-Steinen zu sehen. Das harte vulkanische Gestein, das schieferartig bricht, bildet den Gesteinskörper des Donnersbergs, der bereits dicht unter der dünnen Erdkrume liegt. Dadurch sind keltische Spuren nicht im Boden konserviert bzw. die zurückgebliebenen, leicht zugänglichen Fundstücke längst eingesammelt.
VILLAVERTEIDIGUNG Szene vom Römerfest in Ungstein. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Weg auf dem steinernen Wall
Der sogenannte Keltenweg führt Wanderfreudige auf dem Rücken des steinernen Walls entlang. An einer Stelle zeigt ein Querschnitt, wie die Befestigungsmauer ursprünglich aufgebaut war. Infotafeln und eine Reihe von Skulpturen vermitteln Hintergrundwissen. Eine davon, die sogenannte Epona, steht gegenüber vom Ludwigsturm auf einer Freifläche. Die Figur verdeutlicht, dass die keltische Kultur mit Einmarsch der Römer nicht verschwunden, sondern vielmehr in der gallorömischen Kultur aufgegangen ist. Bei den Kelten insbesondere als Fruchtbarkeitsgöttin geehrt, wurde Epona von den Römern weiterhin verehrt – und zwar als Schutzgöttin der Pferde bzw. Reiterei. Entsprechend hat der Künstler bei seiner modernen Interpretation weibliche Fruchtbarkeitsmerkmale mit einem Pferdekopf vereint.
SCHUTZ Am Donnersberg verdeutlichen Überreste des steinernen Walls am Keltenweg wie die Kelten ein Oppidum schützten. Fotos: Julia Reichelt
Ein Achsnagel als Wahrzeichen
Dr. Ullrich Brand. Foto: Privat
Nach zwei im 20. Jahrhundert durchgeführten Forschungsprojekten waren Archäologen zuletzt 2004 am Donnersberg präsent. Die leitende Wissenschaftlerin Andrea Zeeb-Lanz hat darüber das Buch „Der Donnersberg“ verfasst, das Interessierten den heutigen Wissensstand über die keltische Vergangenheit des höchsten Bergs der Pfalz vermittelt. Obwohl es als unwahrscheinlich galt, auf dem Gelände noch bedeutende Funde zu machen, entdeckte das Grabungsteam unter anderem einen Achsnagel aus Bronze, der seitdem als Wahrzeichen für den keltischen Donnersberg dient. Viele Fundstücke aus dem Oppidum sind als originalgetreue Repliken im 2022 wiedereröffneten Donnersberghaus in Dannenfels ausgestellt. Der Donnersbergverein vermittelt dort einen Eindruck vom handwerklichen Kunstschaffen der antiken Bewohner.
Mitmach-Workshops im Keltendorf
Ebenso auf Tuchfühlung mit der Geschichte geht das Keltendorf in Steinbach, das in direkter Nachbarschaft zu Dannenfels am Fuß des Donnersbergs liegt. Bei der 2004 errichteten Anlage handelt es sich um ein archäologisches Modell. Archäologe und Museumspädagoge Dr. Ullrich Brand, der sich ehrenamtlich und freiberuflich für das Keltendorf engagiert, erläutert: „Vom Donnersberg selbst sind, unter anderem aufgrund der speziellen Geologie, bislang keine eindeutigen keltischen Baubefunde gemacht worden, die das Nachbilden von Häusern ermöglichen würden. Daher orientieren sich Umriss und Höhe der Häuser an Grabungsbefunden, die in der Nähe von Germersheim gemacht wurden.“ Auf den Innenausbau, der in der typischer Holz-Lehm-Bauweise errichteten Häuser verzichtete man, da hierzu keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse vorlägen. Stattdessen dienen die Bauten als Schau- und Erlebnisräume. „Die Kelten waren exzellente Handwerker und sowohl in der Metall- als auch in der Holzbearbeitung ebenso wie in der Textilherstellung sehr versiert“, so Brand. Damit Besucher ein Gefühl dafür bekommen können, gibt es Mitmach-Workshops im Keltendorf. Beim Herstellen von Pfeilspitzen oder Lederbeuteln in Handarbeit macht das „Reinschnuppern“ in die Keltenzeit nicht nur Kindern Spaß. Übrigens: Ein „Keltische Skulpturenweg“ verbindet das Keltendorf mit dem Keltenwall auf dem Donnersberg.
Rätselhafte Zeitzeichen
SYMBOLE Der Heidenfelsen bei Landstuhl war eine gallorömische Weihestätte. Der Stein mit Gottheiten stammt aus einem Tempel. Foto: Julia Reichelt
Wer den Spuren der Kelten am Donnersberg nachgeht, könnte vielleicht denken, dass sich die Kelten bevorzugt auf kargen Höhen niederließen. Doch das stimmt nicht. Längst ist bekannt, dass sie eine Agrarkultur waren, also von Ackerbau und Viehzucht lebten. Mögliche Nachweise hierfür sind in den fruchtbaren Ebenen unserer Region jedoch durch die intensive Landwirtschaft verloren gegangen. So manch zufälliger Münzfund belegt dann aber doch, dass sich die Kelten offenbar überall in der Pfalz „dehäm“ gefühlt haben. Zudem finden sich über die Westpfalz verteilt keltische Hügelgräber. Ein besonderes ist das Wagengrab zwischen Rodenbach und Weilerbach im Landkreis Kaiserslautern. Eine Stahlkonstruktion verdeutlicht die Dimensionen. Fundstücke der Ausgrabungen sind im Weilerbacher Museum zu sehen. Interessant ist auch der Heidenfelsen bei Landstuhl, der als gallorömisches Heiligtum gilt. Dem Wasser der dortigen Quelle sagten schon die Kelten heilende Wirkung bei Augenkrankheiten nach. Die Römer haben dies übernommen. Geschichte zum Greifen nah bringt nicht zuletzt das Wanderwegenetz „Rätselhafte Zeitzeichen“. Auf mehreren Routen von insgesamt rund 60 Kilometern Länge kann man hier nach Lust und Laune den Spuren von Kelten und Römern folgen.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Im Stadtmuseum Bad Dürkheim spielen auch die Kelten und Römer eine wichtige Rolle. Dieser Beitrag gehört zur Titelgeschichte über die Antike Pfalz „Geschichte zum Greifen nah“.
Keltische Spuren 1: Das Stadtmuseum Bad Dürkheim zeigt in einer Nachbildung ein Fürstinnengrab. Foto: Stadt Bad DürkheimKeltische Spuren 2: Das Signalhorn ist ein bisher einzigartiger Fund. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Wissenswertes rund um Weinbau findet sich im Bad Dürkheimer Stadtmuseum im Kulturzentrum Haus Catoir vieles. Angesichts einer über 2000-jährigen Tradition ist dies nicht überraschend. Stolz ist man jedoch auch auf die archäologische Sammlung im zweiten Obergeschoss. Hier kann man vor oder nach dem Besuch der Heidenmauer auf dem Kästenberg, des römischen Steinbruchs Kriemhildenstuhl oder des Römischen Weinguts in Ungstein tief in die antike Geschichte eintauchen. „Ich beschreibe das Museum immer als begehbaren Reiseführer“, erklärt Museumsleiterin Dr. Britta Hallmann-Preuß die Konzeption.
Einblicke in den antiken Alltag
Leiterin des Stadtmuseums Dr. Britta Hallmann-Preuß. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Herausragend ist die Darstellung eines keltischen Fürstinnengrabes, das reich ausgestattet war. Auch ein bisher einzigartiger Fund eines verzierten Signalhorns aus Metall belegt, welche Bedeutung die Region in keltischer Zeit hatte. Vom römischen Leben erzählen Funde von den Gutshöfen am Annaberg und am Weilberg. Anhand von 3-D-Animationen kann man sich ein anschauliches Bild davon machen, wie sich das Haupthaus dort einmal präsentiert hat. Es soll eine Frontlänge von mehr als 100 Metern gehabt haben. Interessant sind auch die Inschriften und Felszeichnungen aus dem römischen Steinbruch am Kriemhildenstuhl, in dem Baumaterial für neue Städte gewonnen wurde. Ergänzt werden die ausgestellten Fundstücke durch Informationstafeln. Sie erläutern einerseits historische Zusammenhänge und ermöglichen andererseits interessante Einblicke in das Leben der Menschen in der Antike.
Im Römerpark Eisenberg wird antike Geschichte zum informativen Erlebnis. Dieser Beitrag gehört zur Titelgeschichte über die Antike Pfalz „Geschichte zum Greifen nah“.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Im Römerpark Eisenberg wird antike Geschichte zum informativen Erlebnis. Dieser Beitrag gehört zur Titelgeschichte über die Antike Pfalz „Geschichte zum Greifen nah“.
Fotos: Julia Reichelt (2)
Wer Asterix-Comics mag, bekommt viele Einblicke ins Leben von Römern und Galliern, den Kelten zwischen Pyrenäen und Rhein. Aber entsprechen die Erzählungen den harten Fakten der Wissenschaft? Hiermit hat sich unter anderem Dr. Ulrich Karl beschäftigt, Mitglied im Förderverein Römischer Vicus Eisenberg. Einzelne Figuren hätten historische Bezüge. „Vercingetorix, der die Gallier in der Schlacht bei Alesia gegen die Römer anführte, diente als Vorbild für Asterix – allerdings nicht in der Körpergröße“, nennt er ein Beispiel.
Eisen aus Eisenberg
Auch in puncto Mode stecke ein wahres Detail in den Comics: „Die Gallier trugen tatsächlich Hosen, die in der römischen Welt damals weitestgehend unbekannt waren.“ Ebenso haben die Fertigkeiten der Comic-Helden historische Bezüge. Schmied Automatix spiele in den Asterix-Geschichten leider nur eine Nebenrolle, bedauert Karl. Er ergänzt: „Leider deswegen, weil die Kelten sehr versiert in der Metallbearbeitung waren. Die Römer schauten sich bei ihnen beispielsweise das Kurzschwert ab.“ Wie bedeutend Metall in der Antike war, belegt nicht zuletzt der Vicus in Eisenberg, wo die Römer Eisen erzeugten und so zu Wohlstand kamen.
Die dunklen Seiten der Kelten, so Karl, würden die Comics verschweigen, Andeutungen gebe es aber. „Wir sehen in jeder Folge, wie Obelix nach einem Kampf Römerhelme stapelt und heimträgt. Heute wissen wir, dass Kelten die Angewohnheit hatten, die Köpfe ihrer besiegten Feinde abzuschneiden und mitzunehmen. Daher gehe ich stark davon aus, dass das Einsammeln der Helme eine auch für Kinder geeignete Version ist“, erläutert Karl.
Im Römerpark Eisenberg sind zahlreiche Funde und rekonstruierte Bauwerke zu sehen.Dr. Ulrich Karl. Foto: Privat
Die Sprache der Römer findet sich nicht nur in den Comics. „Der Steuereintreiber, der bei Asterix und Obelix zu sehen ist, sitzt auf einer Geldtruhe. Damals sammelte man jedoch Münzen in Körben“, erklärt Karl. Korb heiße im Lateinischen ‘fiscus’, wovon sich der umgangssprachliche Ausdruck „Fiskus“ ableite. Zudem stammten viele Begriffe im Bau, etwa Keller (cella), aus dem Lateinischen, weil es gemauerte Bauten bei den Römern nicht gab. Mit diesem Fakt gehen die Asterix-Comics allerdings nicht wahrheitsgetreu um. Dort ist im gallischen Dorf solides Mauerwerk zu sehen.
Spuren originalgetreuer römischer Bauweise können Interessierte heute im Römerpark in Eisenberg sehen. Führungen oder Veranstaltungen, beispielsweise zur antiken Eisenverhüttung, machen dort die Antike lebendig.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Open-Air zu spielen ist für Kammermusiker spannend, unmittelbarer, bisweilen herausfordernd und generell einfach anders, als drinnen zu konzertieren. Für die Ensembles und das Publikum sind die Konzerte unter freiem Himmel ein oft unvergessliches, nahes Erlebnis. Die Organisation dahinter ist jedoch nicht immer einfach. Beispiele, wo in der Pfalz draußen virtuose Musik erklingt.
Foto: Uli Neumann-Cosel
Sie haben sich gesucht und gefunden. Ilse und Christoph Berner aus Birkweiler. Zwei klassische Künstler. Sie Sopranistin und Pfälzerin. Er Konzertpianist aus Wien. Beide lieben und leben die Musik. Regelmäßig gehen andere Künstler zum Proben, für CD-Aufnahmen oder einfach zum Musizieren bei ihnen zuhause ein und aus. Und immer wieder kam dabei die Frage auf: Warum macht ihr kein Open-Air-Konzert in eurem wundervollen Ort? Warum bringen wir nicht zusammen mehr klassische Musik in die Pfalz? So reifte Schritt für Schritt der Gedanke eines Open-Air-Festivals. „2018 stand die Idee fest, dass wir hier zuhause in Birkweiler etwas auf die Beine stellen wollen. 2019 haben wir dann tatsächlich unser erstes Fermate-Festival gestartet“, erzählt Ilse Berner.
Ein Ort hält zusammen
Die Begeisterung in ihrem Heimatort ist groß. Ebenso die der Musiker. Inzwischen ist der Termin fest im Veranstaltungskalender eingeplant und so soll im Spätsommer bereits zum fünften Mal das Fermate-Festival in Birkweiler stattfinden. Selbst während der Corona-Pandemie spielten sie Konzerte aus den Fenstern. Mit Zuhörern. Der Zusammenhalt im beschaulichen südpfälzischen Ort ist groß. „Jeder der kann, hilft mit, um Fermate möglich zu machen. Und wir tun alles für unseren Ort“, schwärmt Ilse Berner.
So wird mit angepackt, im Ortsmittelpunkt die Bühne aufzubauen. Die Winzer transportieren wie selbstverständlich einen wertvollen Steinway-Flügel an Ort und Stelle. Es wird geschaut, dass genügend Gästezimmer und kulinarische Genüsse zur Verfügung stehen. Wenn alle Stricke reißen, wird eben spontan gehandelt. „Ein Cellist hat sich einmal kurz vor dem Konzert geweigert, auf die Bühne zu gehen und zu spielen, weil die Sonne extrem vom Himmel brannte. Sein Cello war ein kleines Vermögen wert, zu hitzeempfindlich“, berichtet die Pfälzerin. Das Verständnis war groß und so saßen kurze Zeit später alle unter Sonnenschirmen und Sonnensegeln, die die Birkweiler Einwohner in Windeseile zusammengesucht hatten, und lauschten zufrieden den Klängen der Musik.
KULTUR-LANDSCHAFT Besonderer Musikgenuss an außergewöhnlichen Orten zeichnen das Festival Fermate aus. So gab es schon Konzerte im Weinberg, in Gärten und Kelterhallen, wenn das Wetter nicht mitspielte. Foto: Südliche Weinstraße e.V.
Finanzielle Unterstützung
Überhaupt ist der zeitliche und organisatorische Aufwand des Klassikfestivals groß. Ilse und Christoph Berner engagieren sich ehrenamtlich – neben ihren Berufen, für die sie viel unterwegs sind. „Alles unter einen Hut zu bekommen, ist gar nicht so einfach“, gesteht Ilse Berner. „Aber wir tun das aus voller Überzeugung für unseren Ort, für die Pfalz, für die klassische Musik, für die Kultur.“ Und das auf eine professionelle und individuelle Art und Weise, weiß Nina Ziegler, Geschäftsführerin des Büros für Tourismus Landau-Land. Sie unterstützt die Künstler mit ihrem Team unter anderem bei der Organisation, dem Marketing und den Finanzen. Letztere sind ein besonders heikler Punkt. Denn am Ende decken die Einnahmen meist gerade mal die Hälfte der Kosten. Der Rest muss durch Fördergelder und ein Sponsorenkonzert finanziert werden.
Hierbei hilft das Tourismus-Büro gerne. „Mit Fermate hat es das Ehepaar Berner geschafft, klassische Musik auf unterhaltsame Weise für die Bevölkerung zugänglich zu machen“, sagt Nina Ziegler. „Sie leisten so einen wertvollen Beitrag für die Kultur, den wir unterstützen. Auch wenn dies mit viel Aufwand verbunden ist.“ Ilse Berner bekräftigt: „Wir sind hochdankbar für die Zusammenarbeit.“ Ihrer Meinung nach sei Kultur essenziell für die Gesellschaft. Geistige Nahrung, für die es gilt, die Fahnen hochzuhalten, sich zu engagieren und den Leuten ihren Wert spürbar zu machen. Deshalb versuchen sie bei ihren Konzerten, auch immer den Kontakt zum Publikum auszubauen, Stücke zu erklären und diese greifbarer und verständlicher zu präsentieren.
Foto: Uli Neumann-Cosel
Vier Tage Fermate
Sowohl Fans zeitgenössischer Musik als auch Klassikliebhaber werden ab Ende August auf ihre Kosten kommen, wenn Fermate in diesem Jahr erstmals mit vier Festivaltagen und sechs Konzerten beginnt. Darunter ein Abend- und Nachtkonzert sowie eine Matinee. Neun international gefeierte Musiker in wechselnden Besetzungen vom Solo bis zum Sextett werden ein kammermusikalisches Feuerwerk zünden, versprechen Ilse und Christoph Berner. Neben alten Bekannten gibt es auch einige neue Gesichter zu entdecken. „Der Charme und die Atmosphäre sind einfach ganz besonders hier draußen“, schwärmt die Sopranistin. Der historische Birkweiler Ortsmittelpunkt sei eine außergewöhnliche Spielstätte für klassische Musik. Oft reagieren Vögel und rufen zurück. Schwalben ziehen ihre Kreise am Himmel. Das hebt die Stimmung und Musik nochmal auf ein anderes Niveau. Die ganze Atmosphäre schafft mehr Nähe zwischen Publikum und Künstlern. Für die beiden engagierten Organisatoren ist Fermate Jahr für Jahr ein Experiment. Und gleichzeitig eine Chance, die Pfalz auch einmal anders erlebbar und klassische Musik nahbar zu machen. Daran wollen sie möglichst noch lange festhalten.
Einzigartig: der Limburg Sommer
KULTURDENKMAL Die Klosterruine oberhalb von Bad Dürkheim verleiht dem Limburg Sommer eine besondere Atmosphäre. Foto: Stadt Bad Dürkheim
Schöne, spannende und bereichernde Projekte umzusetzen, war jedoch im kulturellen Bereich noch nie einfach. Tatsächlich werde es immer schwieriger, Konzerte und Veranstaltungen auf die Beine zu stellen. Besonders unter freiem Himmel, bestätigt Marcus Brill, der den Fachbereich Kultur und Tourismus bei der Stadt Bad Dürkheim leitet. Er organisiert mit seinem Team den Limburg Sommer – ein Kulturereignis mittlerweile mit Alleinstellungsmerkmal in der Region. Denn seit diesem Jahr gibt es auch die Schlossfestspiele in Edesheim nicht mehr. Die Verantwortlichen mussten völlig überraschend das Ende nach 20 erfolgreichen Jahren verkünden. Für viele Kulturliebhaber ist es daher umso wichtiger, am Limburg Sommer festzuhalten, der in diesem Jahr zum 23. Mal von Mitte Juni bis Ende August mit einem weitreichenden Programm stattfindet. Marcus Brill weiß um die Einzigartigkeit der Veranstaltung. Ob klassische Klänge, Kinderoper, Kindertheater, eine Kinowoche, Kabarett oder Jazz: Beim Bad Dürkheimer Festival kommen viele Genres zusammen. Aber auch viele Herausforderungen, die von Jahr zu Jahr zunehmen.
Frage der Rentabilität
ABENDKONZERT Das kulturelle Programm beim Limburg Sommer ist breitgefächert. Foto: Stadt Bad Dürkheim
So steigen nicht nur die Produktionskosten für beispielsweise Techniker oder Ausrüstung. Auch die Organisation ist aufgrund neuer Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen deutlich komplizierter geworden. Außerdem bietet die Lage der Limburg zwar eine umwerfende Kulisse, logistisch gesehen ist sie allerdings herausfordernd. Allein aufgrund fehlender Parkplätze muss für jede einzelne Veranstaltung ein Buspendelverkehr hin und zurück organisiert werden und reibungslos funktionieren. Immer wieder stellt sich zudem die große Frage nach der Rentabilität. Ohne Zuschuss der Stadt wäre die Veranstaltung jedenfalls nicht möglich.
„Doch all der Aufwand lohnt sich“, sagt Marcus Brill. Die Vielfalt des Programms an einem wunderschönen, einzigartigen Platz sei außergewöhnlich. Ein wesentlicher Grund ist sicherlich die bereits erwähnte exponierte Lage der Klosterruine Limburg am Übergang zwischen Pfälzerwald und Weinberge. Allein wenn man zur Limburg hochfährt, macht das etwas her. Hinzu kommt der Kulturgenuss unter freiem Himmel mit unterschiedlicher, durch Sonne und Wolken beeinflusster Lichtstimmung. Plus die fantastische Akustik, die die Spielstätte im Mittelschiff ermöglicht. Weil dort die Restaurationsarbeiten noch nicht abgeschlossen sind, sitzen die Zuschauer in diesem Jahr allerdings nicht in der gewohnten Richtung. Die Plätze werden dieses Mal nach hinten ausgerichtet. Laut Brill werde nicht für 1000 Besucher bestuhlt, sondern nur für 200 bis 300 Kulturinteressierte.
Gänsehautmomente für Twiolins
Die einzigartige Atmosphäre und Akustik der Klosterruine konnte Violinistin Marie-Luise Dingler ebenfalls bereits für sich nutzen. Auch in diesem Jahr tritt sie gemeinsam mit ihrem Bruder Christoph beim Limburg Sommer auf. Als The Twiolins touren die Geschwister weltweit und bringen frischen Wind in die Klassikszene. Meist in Konzertsälen, aber eben ab und an auch unter freiem Himmel. Die Open-Air-Konzerte empfindet die Violinistin als zwangloser. „Ein Sonnenuntergang, die unterschiedlichen Farben des Lichts, Blätterrauschen oder Vogelzwitschern im Einklang mit der klassischen Musik können schon für Gänsehautmomente sowohl bei uns Künstlern als auch dem Publikum sorgen“, sagt die 38-Jährige.
KULTURBOTSCHAFTER Als The Twiolins sorgen Marie-Luise und Christoph Dingler für frischen Wind in der Klassikszene. Marie-Luise Dingler engagiert sich auch im Kulturverein Grünstadt. Foto: Robert Just
Engagement im Kulturverein
Für einen gelungenen Auftritt müssten viele Faktoren beachtet werden. Neben der örtlichen Akustik und einem Mehraufwand beim Soundcheck, bringt das Wetter immer eine ungewisse Komponente mit sich. Denn nicht nur Regen, auch Sonne oder Kälte können den oft empfindlichen Instrumenten schaden. Deshalb sei die Organisation oft mit einem größeren Aufwand und höherer Flexibilität als bei Konzerten im Innenbereich verbunden, um für optimale Begebenheiten für alle zu sorgen. Diese Erfahrung macht Marie-Luise Dingler gerade. Denn um ihre Heimat – die Geschwister stammen aus Bockenheim – etwas zurückzugeben, hat sie neben ihrer Musikerkarriere als Violinistin den Vorsitz des Kulturvereins in Grünstadt übernommen. Sie organisiert nun unter anderem ein Outdoor-Konzert des Tuba-Trios „Trio 21meter60“ in der Sommerhalle in Grünstadt. „Wir wollen die Sommerhalle gerne durch die Musik neu entdecken und in gewisser Weise wieder zum Leben erwecken,“ sagt Marie-Luise Dingler. Die Spannung sei jetzt schon groß, wie die Reaktion des Publikums sein werde.
Tubisten machen Kammermusik
Für zwei Tubisten vom „Trio 21meter60” wird es das erste Konzert vor heimischem Publikum sein. Die gebürtigen Pfälzer Constantin Hartwig und Steffen Schmid gründeten das Ensemble 2016 gemeinsam mit dem Unterfranken Fabian Neckermann bei der Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler, einem Förderprogramm des Deutschen Musikrats. Vergangenes Jahr wurden die Musiker mit dem Opus Klassik ausgezeichnet. Ein Preis, der die außergewöhnliche musikalische Leistung im Bereich der klassischen Musik würdigt. Das Trio hat sich zur Aufgabe gemacht, Vorurteile über ihr Instrument aus dem Weg zu räumen und zu beweisen, dass man mit drei Tuben kammermusikalisch musizieren kann. Sie spielen Werke von Monteverdi, Piazzolla oder Morricone und überraschen dabei ihr Publikum immer wieder aufs Neue.
KULTURTRÄGER I Ein Tuba-Trio macht Kammermusik, auch im Freien: das Trio21meter60. Foto: Trio21meter60
Draußen ist einfach anders
Im Juni spielen die jungen Musiker nun ihr erstes Pfalz-Open-Air-Konzert in der Sommerhalle in Grünstadt. Die Vorfreude ist jetzt schon groß. „Mal aus unserem gewohnten Umfeld der Konzertsäle herauszukommen und in ganz anderer Atmosphäre zu spielen, dazu noch das erste Mal in der Heimat, wird mit Sicherheit besonders“, ist sich Constantin Hartwig gewiss. Die Drei spielen hauptberuflich alle in verschiedenen Orchestern. Mit dem Tuba-Trio sind sie zusätzlich mindestens einmal pro Monat unterwegs. Auch Draußen-Konzerte waren schon dabei.
„Outdoor spielen ist spannend und gleichzeitig ungewisser. Ohne Wand im Rücken oder noch extremer, wenn die Bühne zu allen Richtungen offen ist, macht es für uns Bläser schwierig“, erzählt der 30-Jährige und fügt hinzu: „Dann kann man gar nicht laut genug spielen und spielt sich quasi tot, wie die Bläser sagen. Da der Klang in alle Richtungen weggeht.“ Akustisch fehle dann das Feedback. Deshalb ist es für die Tubisten entscheidend, dass zumindest ein bis zwei Wände um sie herum auf der Bühne vorhanden sind – auch wenn sie draußen spielen. Da sie eigentlich immer unverstärkt spielen, sind sie indoor, also in Konzertsälen, definitiv akustisch auf der sicheren Seite.
Von-Busch-Hof Konzertant
Zum Schwingen und Klingen wurde in den vergangenen Jahren immer wieder aufs Neue der historische Von-Busch-Hof in Freinsheim gebracht. Im kopfsteingepflasterten Hof finden sich Jahr für Jahr zum Abschluss der Kammermusikreihe „Von-Busch-Hof Konzertant“ namhafte Musiker von internationalem Rang ein, um unter freiem Himmel dem Publikum ein Meisterwerk zu bieten. In diesem Jahr werden am 9. Juli neben dem Busch-Hof Consort die Solistinnen Hanna Mangold an der Flöte und Nora von Marschall an der Harfe konzertieren. Gespielt werden Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart und Franz Schubert.
KULTURHÖHEPUNKT Ein Open-Air-Konzert beschließt traditionell die Kammermusikreihe Von-Busch-Hof Konzertant. Foto: melhubach photography/Von-Busch-Hof Konzertant
„Das Open-Air-Konzert ist der Höhepunkt unserer Konzerte und bildet den krönenden Abschluss einer erfolgreichen Saison im Von-Busch-Hof“, schwärmt Walter Schunter, Vorsitzender des Vereins Von-Busch-Hof Konzertant. Für gewöhnlich finden alle Konzerte in den Innenräumen des über 300 Jahre alten Gebäudes statt. Das Konzert unter freiem Himmel ist dementsprechend für Organisatoren, Musiker sowie Publikum ein Glanzpunkt. „Jedes Jahr bangen wir immer etwas um das Wetter. Aber bislang ist es tatsächlich jedes Mal stabil geblieben“, erzählt Walter Schunter. Für das Konzert wird eine Bühne im Hof aufgebaut, vor der rund 350 Zuhörer Platz finden. Für lukullischen Genuss sorgen im Anschluss im benachbarten Restaurant die Kreationen von Küchenchef Volker Gilcher bei einem geselligen Beisammensein.
Speyerer Picknickkonzerte
Wer es noch ungezwungener mag, kann sich für Juli und August die Picknickkonzerte in Speyer vormerken. An vier Sonntagen lädt die Stadt Speyer in unterschiedlichen Parks zur grünen und musikalischen Entdeckungsreise ein. Die bei Jung und Alt gleichermaßen beliebte Konzertreihe ist kostenfrei. Jeder der Lust hat, kann sich mit oder ohne mitgebrachtem Picknick ein Plätzchen im Grünen suchen und entspannt der Musik zuhören. Während sonst meist die Kulturangebote in Speyer sehr zentrumsorientiert sind, werden mit den Picknickkonzerten bewusst eher die zahlreich vorhandenen Grünflächen wieder in den Fokus gerückt und sollen so kulturell gestärkt werden.
PLATZ IM GRÜNEN Bei den Speyerern Picknick-Konzerten herrscht freie Platzwahl im wörtlichen Sinne. Einfach eine Decke ausbreiten und genießen. Foto: Pixabay
Zu den Konzertorten zählten unter anderem bereits der Adenauerpark, der Garten am Weidenberg, die Landzunge am Alten Hafen, der Platz der französischen Garnison, das Rheinufer oder das Woogbachtal. Thematisch passend zu den jeweiligen Veranstaltungsorten sind Bands unterschiedlicher musikalischer Stilrichtungen eingeladen. In diesem Jahr wird es mit verschiedenen Sängern und Liedermachern sowie einem Saxophonquartett eher jazzig als klassisch zugehen. Für alle, die spontan und ohne Picknick zu den Konzerten stoßen, halten Vereine und Caterer ein kleines Speise- und Getränkeangebot bereit.
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Die Kulturpflanzen in unseren Gärten sind auf unsere artgerechte Pflege angewiesen. Jetzt im Sommer ist die Bewässerung das große Thema. Schnell gibt man zu viel oder zu wenig Wasser. Oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Oder das „falsche“ Wasser. Worauf Gärtner beim Gießen achten sollten und wie effizientes Wassermanagement aussehen kann, verrät Andreas Gläßgen, Meister im Garten-Landschaftsbau, im Gespräch mit Redakteurin Kathrin Engeroff.
Herr Gläßgen, so banal es klingt: Wo nehme ich am besten das Wasser her, um meinen Garten bzw. meine Kulturpflanzen zu bewässern?
Wasser ist gerade hier bei uns in der Südpfalz eine ganz heikle Ressource. Am besten ist es, Regenwasser über Regenfallrohre, zum Beispiel am Gewächshausdach, in Tonnen oder Containern zu sammeln. Mit verschiedenen Systemen lässt sich das Wasser von Fass zu Fass leiten, sobald eines voll ist. Wenn ich über den Winter Wasser sammele und es schaffe, es mit ins Frühjahr zu bekommen, dann habe ich schon viel erreicht. Bei einem blauen Fass, das zu drei Vierteln leer ist, kann ich im Winter unter eine Seite einen Backstein legen. Falls es friert, schiebt sich das Eis dann schräg hoch, sodass das Fass durch gefrorenes Wasser nicht bricht. Das funktioniert bis etwa minus zehn Grad. Dieses Frühjahr hatten wir Glück mit der Regenmenge, und man bekommt die Fässer auch noch nach dem Winter voll.
Welche Vorteile hat gesammeltes Regenwasser denn noch, außer dem wichtigen ressourcenschonenden Aspekt?
Je natürlicher das Wasser ist, umso besser können die Pflanzen damit umgehen. Regenwasser hat einfach eine ganz andere Wirkung auf die die Pflanzen. Wenn ich sechs Wochen mit Leitungswasser gieße und es dann einmal draufregnet, bemerke ich ein ganz anderes Wachstum bei den Pflanzen. Ich kann mir einen Garten ohne Wasserfässer nicht vorstellen. Natürlich haben kleinere Gärten oft ein Platzproblem oder die Optik der Fässer gefällt nicht. Aber für die Umwelt und auch die Pflanzen lohnt es sich, selbst in kleineren Mengen Regenwasser zu sammeln. Den Ansatz, nur Wasser aus der Leitung zu verwenden, finde ich außerdem schwierig, weil es jedes Jahr wahrscheinlicher wird, dass das Wasserwerk sagt, Trinkwasser wird für nicht wichtige Bereiche abgestellt oder zum Bewässern in Gärten verboten, weil es einfach knapp ist.
Was gilt es zu beachten, wenn ich doch auf Leitungswasser zum Bewässern angewiesen bin?
Dann das Wasser auf jeden Fall vor dem Gießen im Fass ablagern und warm werden lassen. Ich will auch nicht von jemandem acht Grad kaltes Wasser übergeschüttet bekommen. Die Pflanze kann nicht wegrennen, sie ist darauf angewiesen, dass wir es gut mit ihr meinen.
Welche Gießmethoden eignen sich, um eine glückliche und gesunde Pflanze zu haben?
Es gibt verschiedene Darreichungsformen. Von der Tröpfchenbewässerung im privaten Bereich halte ich nicht viel. Das System kommt aus der kommerziellen Landwirtschaft in trockenen Gebieten wie Israel oder den USA, wo es um die existenzielle Produktion geht und das Wasser punktuell an die Pflanze ausgegeben wird. Im Hobbybereich gebe ich für das Bewässerungssystem viel Geld aus und muss es ungefähr nach acht Jahren ersetzen, weil es nicht ewig hält. Es löst sich Mikroplastik, das sich dann wieder im Boden ablagert. Wenn ich im privaten Bereich nicht fähig bin, anders zu bewässern, sollte ich mir überlegen, ob ich nicht auf andere Kulturen setze. Zucchini zum Beispiel besteht zu 98 Prozent aus Wasser, das muss irgendwie in die Frucht rein und die Pflanze somit täglich bewässert werden. Oder Aubergine zählt auch zu den wenigen Kulturpflanzen, die ganz viel Wasser brauchen. Tomaten, gut gemulcht und tief gepflanzt, muss man wiederum quasi nie gießen.
Was halten Sie von Wassersprengern?
Wenn ich einen Beregner benutze, komme ich an dem kalten Wasser aus der Leitung nicht vorbei. Das möchte ich ja vermeiden und versuche, auch nur mein Kulturland zu gießen. Vor zwei Jahren bin ich während des extrem heißen, trockenen Sommers an meine Grenzen gekommen und habe meine Kulturpflanzen mit dem Beregner über Stunden abgekühlt. Das mache ich in der Saison aber nur einmal. Denn dann habe ich erst mal einen Wachstumsstopp bei den Pflanzen. Wer einen grünen Rasen haben möchte, der muss ihn natürlich regelmäßig mit Wassersprengern bewässern.
Welche Bewässerungssysteme gibt es noch?
Eine weitere Möglichkeit bei Platz im Beet ist, verschlossene Tontöpfe neben die Pflanzen einzubuddeln, mit Wasser zu füllen und abzudecken. Die Pflanzen wurzeln an den Tontopf und ziehen sich so das Wasser raus. Die Gießkanne zur Bewässerung zu nehmen, ist natürlich die einfachste und gängigste Methode. Schwieriger wird es damit, je älter man wird. Hier können Gärtner sich helfen, indem sie die Tonnen hochstellen und mit dem natürlichen Druck arbeiten. Sich ein einzelnes Bewässerungssystem für den kompletten Garten rauszupicken, wird auf Dauer nicht funktionieren. Wie und wie viel ich bewässere, hängt von ganz vielen Faktoren ab. Ich muss das Ganze sehen, mich mit meinem Boden beschäftigen und daran arbeiten: Wie bewässere ich zum Beispiel in Kombination mit Mulch oder Kompostgabe? Spannend wird es 2026, wenn für Privatgärten Torf verboten ist. Viele müssen lernen, wie der neue Industriekompost das Wasser hält.
STRUKTUREN SCHAFFEN Das Wassermanagement darf nicht als isolierte Maßnahme angegangen werden, sondern steht im Kontext des gesamten Gartens. Mulchen (oben rechts) ist dabei ein wichtiger Aspekt. Fotos: Norman Krauß
Können Sie noch näher auf das Zusammenspiel zwischen Boden und Wasser eingehen?
Lehmböden halten das Wasser besser als Sandböden, brauchen im Frühjahr aber länger, um sich aufzuwärmen. Sandböden nehmen es mir weniger übel, wenn ich darin „rumstochere“. Generell sollte man das Umspaten vermeiden, nur ganz oberflächlich hacken und bei Böden, die verkrusten, hilft auch mulchen. Bodenlebewesen und Würmer lockern den Boden ganz bequem und umsonst für mich. Die bekomme ich, wenn ich sie mit Grün- oder Totmaterial füttere. Unkraut – im gärtnerischen Bereich darf man davon offiziell sprechen, wenn es keinen kulturtechnischen Zweck hat – reiße ich raus und gebe es dem Boden direkt als Mulch zurück. Mit Mulch muss man experimentieren. Er verhindert, dass Wasser von unten verdunstet, von oben lässt er aber auch weniger durch. Wurzelunkräuter, die ich nicht im Beet haben möchte, vergäre ich und bringe sie im Verhältnis 1:10 als Dünger aus. Es hat meist einen Sinn, warum das Unkraut an dieser Stelle aufgeht. Im Frühjahr lasse ich die Unkräuter auflaufen und wühle in meinem lehmigen Boden noch nicht rum, denn sonst würde ich die Kapillarwirkung von unten aufbrechen. Durch Bodenverbesserung und Humusaufbau kann der Boden jedes Jahr besser das Wasser halten. Wie gesagt, im Garten muss man alles im Gesamtkontext sehen – auch das Wassermanagement.
Gibt es dennoch ein paar Grundsätze, die nur beim Gießen beachtet werden sollten?
Bei den meisten Kulturpflanzen gilt, lieber zweimal pro Woche intensiv an der Pflanze gründlich gießen, als jeden Abend drüber tröpfeln. Damit ernähre ich sie künstlich an der Oberfläche. Bei weichen, wässrigen Kulturen wie Salat ist tägliches Gießen okay, da sie die Kühle brauchen. Generell aber versuchen, das Gießintervall auf zwei bis drei Tage zu strecken und dann einen guten Schwall Wasser an die Pflanze, nicht über die Blätter, geben und eindringen lassen. Wenn ich jeden Tag ein bisschen gieße, verbrauche ich mehr Wasser, habe eine höhere Verdunstung, ernähre die Beikräuter mit und fördere die Pilzbildung. Pilzgefahr droht auch, wenn abends gegossen wird, da nasse Blätter gepaart mit warmen Nächten Pilze begünstigen. Also, besser morgens gießen, abends kontrollieren.
Wann weiß ich, dass es wirklich an der Zeit ist, mal wieder zu gießen?
Finger nehmen, in den Boden stecken. Wenn es nach fünf Zentimetern noch feucht ist, muss ich nichts machen. Das ist natürlich nur eine Faustregel und bei Lehmboden schon mal schwierig umzusetzen. Auch hängt es von der Jahreszeit und vielen anderen Dingen ab. Erfahrungen im eigenen Garten sammeln, das ist das Wichtigste. Wenn ich Anfänger bin, helfen klare Strukturen und erst mal jede Kultur für sich kennenzulernen. Wenn ich Kohlrabi und Erbsen einzeln anbauen kann, dann kann ich sie in Mischkultur versuchen. Wenn ich frisch anfange und keine Ahnung habe, kann Gärtnern frustrierend sein. Wer den Aufwand betreibt, möchte auch Ergebnisse sehen. Deshalb klare Strukturen schaffen. In dem Moment, wo es Spaß macht, mache ich auch weiter.
Der Gesprächspartner
Andreas Gläßgen aus Landau ist leidenschaftlich Gärtner – beruflich und privat. Er ist Meister im Garten-Landschaftsbau, staatlich geprüfter Wirtschafter im Gartenbau, Mitglied im Prüfungsausschuss der Landwirtschaftskammer (RLP), ist bei der Diakonie für die Außenanlagen zuständig und engagiert sich in zwei Vereinen. So beim Kleingartenverein am Ebenberg, im südlichen Landau gelegen. Dort, auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau, bewirtschaftet Andreas Gläßgen gemeinsam mit zwei weiteren Garten-Mitstreitern zwei Parzellen, auf denen er auch neue Dinge ausprobiert. Er sieht den Garten als Ganzes und versucht, mit ihm zu arbeiten. Eines seiner Ziele ist es, keine Ressourcen im Garten zu verschwenden und Schnittgut nicht zur Deponie zu fahren, sondern zu verwerten. Ein Thema, auf das er sich spezialisiert hat, ist die Verkokung. Beim Verein URSAM Natur- und Lebenspfade ist er der Gartentrainer, der Wege aufzeigt, die auch in Zukunft gangbar sind. Wichtig ist ihm, Workshopteilnehmer dort abzuholen, wo sie gärtnerisch stehen, um ihnen viel Frustration zu ersparen, und lieber den Spaß am natürlichen Umgang mit Pflanzen zu vermitteln. [ayß]
„Natürlich gärtnern“ heißt die VielPfalz-Serie. Experten aus der Pfalz geben Tipps, wie der Ein- oder Umstieg zum naturnahen Gärtnern gelingt. Bereits erschienen: Gemüseanbau (Ausgabe 2/2022), Schädlinge und Krankheiten (3/2022), eigenes Saatgut vermehren (4/2022), Bäume und Gehölze pflanzen (5/2022), der Garten im Winter (6/2022), Hühner & Co. halten (1/2023) sowie um die Permakultur (2/2023). Kleiner Ausblick: Im nächsten Teil von Natürlich gärtnern geht es um das Anlegen von Staudenbeeten.
Weihnachtsbäume aus dem Pfälzerwald sorgen in immer mehr Wohnzimmern für festliche Stimmung. Ganze Familien machen sich im Dezember mit Beil und Säge auf den Weg, …
Sie sind eine gezeichnete Kolumne. Sie sind ein optisches Ausrufezeichen in Sachen Genuss. Sie halten besondere Augenblicke in einer besonderen Form fest. Karin Mihm präsentiert …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Sommerzeit ist Beerenzeit. Zu den aromatischsten Früchten zählen dabei die Johannisbeeren, weshalb Johannisbeersträucher auch bei Pfälzer Hobby-Gärtnern so beliebt sind. Im Jahr 2022 betrug die kommerzielle Anbaufläche für Johannisbeeren deutschlandweit rund 2163 Hektar. Etwa ab dem Johannistag am 24. Juni – daher auch der Name für die Beeren – sind die ersten Früchte reif.
Frau Prof. Schlich, schwarz, rot, weiß, wie unterscheiden sich die Johannisbeersorten im Geschmack?
Johannisbeeren gehören zur Familie der Stachelbeergewächse und sind die Beerenfrüchte mit dem höchsten Gehalt an verschiedenen Genusssäuren wie zum Beispiel Zitronensäure. Daher schmecken Johannisbeeren grundsätzlich säuerlich-herb bis adstringierend. Die roten Beeren schmecken säuerlich, die schwarzen eher säuerlich mit einer bitteren, adstringierenden Note und weiße Johannisbeeren sind milder.
Sind alle drei sogenannte Vitamin-C-Bomben?
Schwarze Johannisbeeren enthalten 177 mg Ascorbinsäure auf 100 g Rohware und sind damit echte Vitamin-C-Bomben. Die roten Beeren liefern 36 mg pro 100 g. Allerdings sind höhere Mengen an Johannisbeeren aufgrund des sehr hohen Säuregehalts sensorisch etwas problematisch. Deshalb finden wir im Handel eher sogenannten Muttersaft zum Verdünnen und weniger trinkfertige Säfte.
In der VielPfalz-Serie Landfrauen-Küche stellen wir zusammen mit dem Landfrauenverband Pfalz saisonale und regionale Rezepte vor. Silke Pletsch bereitet für diese Ausgabe eine „Johannisbeer-Sahnerolle“ zu.
Johannisbeeren, vor allem den schwarzen, werden heilende Kräfte nachgesagt. Was ist an der Aussage dran?
Schwarze Johannisbeeren sind sehr reich an sekundären Pflanzenstoffen wie Delphinidin, Pelargonin und Petunidin. Dies sind blau-rote Pflanzenfarbstoffe und Antioxidantien. Diesen Pflanzenstoffen werden gesundheitsförderliche und präventive Wirkungen zugesprochen.
Zurück in die Küche bzw. Backstube: Welche Speisen lassen sich aus welchen Johannisbeeren gut herstellen oder aufpeppen?
Schwarze Johannisbeeren passen aufgrund des sauer-herben Geschmacks gut zu herzhaften Gerichten. So können sie Zutaten für pikante Saucen oder auch Chutneys sein und auch Fleischgerichte bereichern. Ansonsten sind sie beliebte Zutaten für Kuchen, Süßspeisen, Shakes und Konfitüren.
Einfrieren, einkochen, einmachen: Was empfiehlt sich für Johannisbeeren zur längeren Aufbewahrung?
Das kommt letztlich darauf an, was später mit den Beeren zubereitet werden soll. Beim Einkochen/Einmachen werden durch die hohen Temperaturen auch wichtige Inhaltsstoffe abgebaut. Einfrieren ist eine sehr schonende Konservierungsmethode, insbesondere für das wertvolle Vitamin C. Langfristig haltbar sind natürlich auch Gelee und Konfitüre als Produkte aus Johannisbeeren.
Das Interview führte Kathrin Engeroff.
Zur Person
(apl.) Prof. Dr. Michaela Schlich ist Ernährungswissenschaftlerin und arbeitet als Akademische Direktorin an der Universität Koblenz. Dort vertritt sie professoral das Fachgebiet Ernährungs- und Verbraucherbildung.
Veranstaltungstipps
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Wir haben die besten Comics zum Thema Wein zusammengestellt und sind fasziniert von der Vielfalt gezeichneter Literatur, die gleichermaßen Spaß macht und Weinwissen kompetent vermittelt. Die Comic-Reise führt vom Rheingau über die Pfalz bis nach Frankreich an die Loire.
Bilder sagen mehr als tausend Worte, heißt es. Für Comics gilt das offenbar nicht überall, denn im Unterschied zu unserem Nachbarland Frankreich gehören gezeichnete Bücher hierzulande zur Nische und nicht zur Hochkultur. Dass es sich lohnt, in diese literarische Nische hineinzuschnuppern, zeigen wir hier mit Comics, in denen Wein und Weinbau die Hauptrolle spielen. Auch Cartoons sind dabei. Zum Begriff: Comics erzählen eine Geschichte über mehrere Seiten, Cartoons bestehen meist nur aus einem Bild.
Karl – ein Comic schreibt Weingeschichte
Bei Mainz gleich über dem Rhein, genauer bei Walluf, entstand „Karl“. Zumindest was die Weincomics angeht, haben die Rheingauer den Pfälzern damit einiges voraus. Zeichner Michael Apitz und Texter Patrick Kunkel legten von 1988 bis 2004 eine der erfolgreichsten deutschen Comicserien mit insgesamt zwölf Bänden hin. Seit Kurzem sind alle in vier hervorragend editierten Sammelbänden wieder zu haben.
Jeder Band erzählt auf rund 40 Seiten eine Geschichte über die Entstehung des Weins, gefolgt von einem Text, der dies historisch einordnet, und zeigt, was Apitz und Kunkel erfunden haben und was belegt ist. Band 1 schildert die weinhistorisch wichtige Entdeckung der Spätlese. Weil der „Spätlesereiter“, also der Kurier, zu spät mit der Genehmigung für die Lese ankommt, hat die Edelfäule bereits eingesetzt und das führte zur Spätlese. In einem anderen Band geht es um die zufällig entdeckte zweite Gärung zum Sekt. Die Comics spielen zwar meist im Rheingau, Ortskenntnis braucht man dafür aber nicht, sondern nur Interesse am Weinbau und seiner Geschichte. Einige der zwölf Bände gehen sogar thematisch weit über den Rheingau hinaus.
In „Karl“ steckt ein bisschen Asterix, ein bisschen Lucky Luke und ein wenig Tim und Struppi – und doch hat die Serie ihren eigenen Stil. Karl ist der wissbegierige Weinexperte und seine Frau Maria steht ihm zur Seite, wenn Bösewicht Ferdinand mit seinen Kumpanen wieder einmal etwas ausheckt. Immer mit dabei sind Pater Anselm und der französische Hund Grandpatte („Die gut Riesling“) und unzählige Nebenfiguren als Karikaturen von Prominenten der 1980er und 1990er Jahre. So spielen Kohl, Genscher, Hans-Jochen Vogel und Strauss gemeinsam in einem Orchester und Karl wundert sich über die Disharmonien. Sylvester Stallone, Steffi Graf, Herbert von Karajan und viele andere kommen ebenfalls vor.
„Karl“ ist lehrreich, „Karl“ ist witzig, ohne in den Klamauk abzudriften, „Karl“ macht einfach Spaß. Die Bände eignen sich wunderbar für Menschen, die noch nie einen Comic gelesen haben oder bei dem Wort nur an Micky Maus denken. Die vier im Finix-Verlag erschienenen Sammelbände sind liebevoll gestaltet und mit ausführlichen Vorworten zur Entstehung der Serie versehen. Im Vergleich zu den bis 2004 erschienenen Einzelbänden sind sie die bessere Wahl.
Ausschnitt aus einem Karl-Comic
Bösewicht Ferdinand heckt mal wieder was aus, aber am Ende gewinnt Karl. Die Entwicklung des Weinbaus spielt in den Bänden eine große Rolle und wird mit viel Humor und vielen karikierten Prominenten dargestellt (erkennen Sie den Herrn in Rot?).
100% Pälzer!
Vom Rheingau in die Pfalz nach Neustadt: Dort wohnt Steffen Boiselle, dessen Cartoons seit 2007 regelmäßig in der Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ erscheinen. Der Name „100% Pälzer!“ ist Programm, Boiselle schaut den Pfälzern genau aufs Maul. Ein Besuch auf dem Weinfest genügt, und der Zeichner kommt mit einem Sack voller Ideen zurück, die nur darauf warten, in einen Cartoon umgesetzt zu werden. Dementsprechend hoch ist der Output: Von „100% Pälzer!“ gibt es mehrere Bände, darunter das vor einiger Zeit erschienene „Des Beschde aus 12 Johr“. Steffen Boiselle setzt ein möglichst in der ganzen Pfalz kompatibles Pfälzisch ein. Denn da sind die Pfälzer eigen, von Ort zu Ort ändert sich der Dialekt.
Im Bändchen „Wein-Cartoons“ hat Boiselle seine lustigen Bilder rund ums Thema Rebensaft zusammengestellt. Auch mal mit Schenkelklopferhumor müssen die Pfälzer zeichnerisch einiges über sich ergehen lassen. Boiselle schaut eben genau hin und macht auch vor Klischees nicht halt. Als Pfälzer fühlt man sich durchaus ertappt und einige Cartoons sind herrlich politisch und gesellschaftlich unkorrekt. Im Unterschied zu den meisten anderen Zeichnern vergräbt sich Steffen Boiselle nicht am Zeichentisch, sondern sucht die Gesellschaft. Man findet ihn bei Veranstaltungen als Live-Zeichner und – Achtung, Tipp! – man kann ihn auch privat buchen, zum Beispiel für runde Geburtstage.
Pfälzer verstehen die Cartoons von 100% Pälzer! sofort, andere müssen nachdenken oder eben Einheimische fragen. Abbildung: Agiro-Verlag
Steffen Boiselle schaut in seinen Cartoons 100% Pälzer! dem Volk aufs Maul, wie man sieht auch vor dem Weintrinken. Abbildung: Agiro Verlag
Das Meisterwerk von der Loire
Comiczeichner und Winzer haben wenig gemeinsam – oder doch? Im Meisterwerk „Die Ignoranten“ hospitiert Zeichner und Texter Étienne Davodeau ein Jahr lang bei Winzer Richard Leroy. Im Gegenzug muss Richard ihn zu Zeichnern und Comicmessen begleiten und bekommt von Étienne ausgewählte Comics vorgesetzt. Da zunächst keiner von beiden etwas vom Beruf und von der Berufung des anderen versteht, heißt der Comic treffend „Die Ignoranten“. Am Ende des Weinjahres ist die Liste der Weine auf 42 angewachsen, die der Comics auf 39 (zum Nach-trinken und Nachlesen aufgelistet im Nachspann des Comics).
Comic-Künstler Davodeau begleitet den Winzer Richard Leroy durch ein Weinjahr. Das autobiograosche Meisterwerk fasziniert durch seine Zeichenkunst und die gekonnt erzählte Geschichte. Cover: etienne Davodeau/Carlsen Verlag 2020
Das 270 Seiten starke Buch zeigt, wo im Comic-Olymp der Hammer hängt beziehungsweise die Trauben gelesen werden. Davodeau beherrscht den Werkzeugkasten einer Comic-Erzählung perfekt, und bringt dem Leser die Philosophie von Richard Leroy näher als es jeder Text könnte. Augenzwinkernd und mit hintergründigem Humor in Szene gesetzt, muss man die beiden mit ihren Eigenheiten einfach mögen, ob sie nun im Weinberg schnippeln oder französische Comicstars besuchen. Wobei der überwiegende Teil des Buches vom Weinbau handelt, die Comicwelt kommt im Vergleich etwas zu kurz. Allein die Zeichnungen faszinieren mit ihren Grauschattierungen und dem scheinbar flüchtigen Strich. Mein Tipp: Lesen Sie erst die Geschichte ganz durch, dann schauen Sie sich nur die Bilder nochmal an.
Richard Leroy keltert nur 25 Fässer und hat sich mit Weinen aus historischen Spitzenlagen einen Namen gemacht. Er baut biodynamisch an und verzichtet weitgehend auf Schwefel. Der Comic beginnt mit dem Rebschnitt, in einem der folgenden Kapitel schildert Davodeau den Besuch des weltbekannten Weinkritikers Robert Parker. Leroy lebt Wein und ist vom perfekten Gewächs besessen. Der Zeichner arbeitet wunderbar heraus, dass es trotz der Unterschiede zwischen den beiden erstaunliche Parallelen gibt. „Die Ignoranten“ ist einer der herausragenden autobiografischen Comics und zeigt, wozu ein Comic künstlerisch in der Lage ist.
Auszug aus den Ignoranten
Winzer Leroy baut an der Loire biodynamisch an und erzählt von seiner Weinphilosophie. Zeichner Davodeau muss einiges aushalten, hier den Rebschnitt im eiskalten Weinberg.
Zum Schluss
Unsere kleine Sammlung zeigt, dass Comics und Wein wunderbar zusammenpassen, wenn Könner am Werk sind. Ob „Karl“, „100% Pälzer!“ oder „Die Ignoranten“ – wer sich auf die Welt aus Zeichnung und Text einlässt, wird mit neuen Erkenntnissen belohnt.
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir noch Peter Gaymann. Der produktive Cartoonist hat im Buch „Peter Gaymanns Weinlese“ etliche Cartoons zum Thema zusammengestellt. Einer der besten davon: Zwei Männer stehen im Weinkeller, der eine sagt zum anderen: „Jede dieser Flaschen ist ein Vermögen wert.“ Der andere antwortet: „Wie in der Bundesliga.“
Gerne hätten wir noch den Comic „Die unglaubliche Geschichte des Weins“, eine Übersetzung aus Frankreich, vorgestellt. Aber das Buch erscheint erst im September. Aus der Verlagsankündigung: Das neue Comic-Sachbuch von Daniel Casanave und Benoist Simmat erzählt die Geschichte der Menschheit anhand der Weinkultur.
Weck, Worscht, Woi
Ein Trio erklärt die Pfälzer Lebensart
Genuss ist ein wichtiger Teil der Pfälzer Lebensart. Seit 2007 vermitteln dies, immer mit einer Prise Humor und Ironie, die Figuren Weck, Worscht und Woi. Die Cartoons von Uwe Herrmann erscheinen im Freizeitmagazin Leo, das der Tageszeitung Die Rheinpfalz beiliegt. Das Trio erlebt, mittlerweile nur noch im 14-Tage-Rhythmus, ständig Abenteuer, die sich häufig ums Essen, Trinken und Genießen drehen.
Die beiden Bücher, in denen eine Auswahl der Zeichnungen thematisch zusammengefasst waren, sind leider vergriffen. Der Weck aus der Nordpfalz, die Worscht aus der Westpfalz und der Woi aus der Vorderpfalz inspirieren Herrmann immer wiederzu detailliert ausgearbeiteten Cartoons. Das Trio bringt dabei den Zeichner, der auch Karikaturen und Auftragsarbeiten anfertigt, nach wie vor selbst zum schmunzeln. [dot] Info: karikaturist.de
INFO
Karl Patrick Kunkel, Michael Apitz, Eberhard Kunkel, vier Bände, Finix Comics, je rund 190 Seiten, 29,80 Euro
100% Pälzer! Steffen Boiselle, Wein-Cartoons, Agiro-Verlag, 38 Seiten, 4,99 Euro, und 100% Pälzer! Des Beschde aus 12 Johr, von Steffen Boiselle, Agiro-Verlag, 144 Seiten, 10 Euro
Die Ignoranten Étienne Davodeau, Carlsen Comics, 272 Seiten, 18 Euro
Peter Gaymanns Weinlese Peter Gaymann, Mosaik, 88 Seiten, 16 Euro
Die unglaubliche Geschichte des Weins Daniel Casanave und Benoist Simmat, Bahoe Books, 292 Seiten, 29 Euro (voraussichtlich September 2023)
Termintipp
Keine Inhalte gefunden
Veranstaltungstipps
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
In unserer Rubrik zum Thema Weinwissen erläutert Rudolf Litty dieses Mal, wie man Wein fachlich verkostet. Wein wird immer in der gleichen Reihenfolge verkostet und anschließend bewertet: sehen, schwenken, riechen, schmecken, beurteilen, spucken.
Ein paar Hinweise vorab zum Glas: Es sollte ein fachgerechtes Weinglas mit Stiel, das sich nach oben verjüngt, benutzt werden. Keine farbigen Gläser verwenden. Ein Glas, das länger nicht benutzt wurde, grundsätzlich vorher spülen, da es schnell Gerüche aufnimmt. Werden verschiedene Weine probiert, das Glas mit einem Schluck des nächsten Weines ausspülen. Das Glas sollte für die Verkostung nicht mehr als zu einem Viertel gefüllt werden.
Die Weinbewertung im Detail
Als Erstes erfolgt die optische Prüfung. Dazu das Weinglas am Stiel anfassen, damit die Sicht auf den Inhalt ungetrübt ist. Das Glas dann etwas drehen und leicht kippen, damit Farbe, Klarheit und besonders beim Rotwein, je nach Rebsorte und Ausbauart, die Farbunterschiede besser erkennbar sind. Hier hilft, eine weiße Tischdecke oder ein weißes Blatt hinter das Weinglas zu halten.
Rotweine immer schwenken
Anschließend den Wein im Glas schwenken und dabei atmen lassen. Durch leichtes Schwenken vergrößert sich die Oberfläche des Weines und mehr Aromen gelangen in die Nase. Als Experiment kann man vor und nach dem Schwenken ins Weinglas riechen, um den Unterschied zu erkennen. Schwenken ist vor allem bei Rotweinen wichtig, denn dabei oxidieren die grünen Tannine, die es oft bei jungen Weinen gibt, durch den Sauerstoffeinfluss und werden in mildere, angenehme Tannine umgewandelt. Die Schlieren an der Glaswand, der Weinkenner spricht von „Kirchenfenstern“, verraten etwas über seinen Extrakt. Wenn man in das Glas nach leichtem Schwenken hineinriecht, kann man die Aromen und das Geruchsbild des Weines aufnehmen. Wichtig dabei ist: Die Nase gewöhnt sich rasch an Gerüche, sodass der erste Eindruck wichtig ist. Gute und Bukettweine können sehr reichhaltige Geruchsnuancen und verschiedene Aromen aufweisen. Das können milde Gerüche nach Vanille, Erdbeeren und Himbeeren bis hin zu würzigen Holznoten und Tanninen sein.
Den Wein kauen
Nach dem Riechen folgt der erste Schluck. Hier schließt sich der Kreis, die Geruchsaromen ergeben mit dem, was man schmeckt, ein Gesamtbild. Zuerst den Wein im Mund und auf der Zunge verteilen, das heißt „kauen“. An der Zungenspitze schmeckt man süß und an den Zungenrändern salzig und sauer. Beim Abgang kommen die bitteren Noten zum Tragen. Zu den Aromen bzw. Düften in der Nase kommen nun Säure, Süße und je nach Ausbaustil Tannine oder Mineralien sowie die Ecken und Kanten des Weins hinzu.
Geschmackssache
Jetzt kann man den Wein beurteilen. Recht schnell entscheidet sich, ob der Wein für den Tester ein harmonisches Bild abgibt, ob er einem zu trocken oder zu lieblich ist, das Verhältnis von Süße und Säure passt, die Tannine beim Rotwein stören, sich die Sortenaromen zeigen – kurz: Schmeckt er mir oder schmeckt er mir nicht? Das ist eine sehr individuelle Entscheidung, weshalb es bei professionellen Verkostungen immer mehrere Juroren gibt, die den Wein rein technisch beurteilen. Sollen mehrere Weine hintereinander probiert werden, empfiehlt es sich, den Probierschluck auszuspucken, da sonst der Alkoholspiegel rasch ansteigt und das Beurteilungsvermögen darunter leidet. Um die Weinqualität im Abgang dennoch testen zu können, sollte bei einem weniger geübten Weinverkoster eine geringe Weinmenge den Gaumen berühren. Lang und nachhaltig im Abgang deutet auf einen guten Wein hin.
Der Experte
Rudolf Litty ist ehemaliger Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Beim Weinbauamt Neustadt/Weinstraße war er für die amtliche Qualitätsweinprüfung verantwortlich. Litty, geboren 1951, lebt in Klingenmünster und organisiert Weinseminare.
Die Pfalz, Wein und gutes Essen – das gehört einfach zusammen. Es muss aber nicht immer typisch pfälzische Küche sein. Denn Menschen, deren Wurzeln in …
Marco Fraleoni lehrt Achtsamkeit, Tina Mermer ist für den Betrieb des einzigen Sesselliftes der Pfalz verantwortlich und Stefanie Schnitzler begleitet Trauernde. Sie sind drei der …
Tipps für Genuss-Events in der Pfalz: Das VielPfalz-Team recherchiert für Sie empfehlenswerte Veranstaltungen in der Pfalz, die vielfältigen Genuss versprechen – von der Weinprobe über die Städteführung bis zum Fest, Markt oder Konzert. Welches Event Sie auch immer anspricht, wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei!
Roséweine sind derzeit in aller Munde. Im südpfälzischen Göcklingen kreiert Vera Keller einen sommerlichen Roséwein aus Muskattrollinger und bringt damit einen für die Pfalz untypischen Exoten ins Glas.
Pink ist das Synonym für Lebensfreude. Unsere Weinwelt ist ebenfalls im Drink-Pink-Fieber. In Göcklingen bringt Vera Keller einen ganz besonderen Rosé auf die Flasche. Die Önologin führt gemeinsam mit ihren Eltern Hedda und Hartmut Keller in vierter Generation das Familienweingut. Vera studierte Weinbau und Önologie am Weincampus in Neustadt und schloss als Jahrgangsbeste ab. Im Familienweingut Keller vereinigen sich hohe Ansprüche an die Weinqualität mit Pfälzer Bodenständigkeit.
Ein Exot in der Pfalz
Familie Keller baut auf 23 Hektar Rebfläche neben den typischen Pfälzer Rebsorten auch einen Muskattrollinger an. Die Herkunft der hauptsächlich in Württemberg angebauten Rotweinrebe ist nicht ganz geklärt. Erstmalig wurde Muskattrollinger 1836 erwähnt. Auch wenn der Name auf eine Verwandtschaft mit dem Trollinger schließen lässt, stehen sie nicht miteinander in Verbindung. Eine DNA-Analyse ergab, dass es sich um eine natürliche Kreuzung der Schiava Grossa und dem Muscat d´Alexandria handelt. Die Trauben der spät reifenden Rebsorte sind groß und aromatisch. Als Tafeltrauben sind sie unter dem Namen Muscat of Hamburg bekannt. Außerhalb Württembergs wird die Rebe auch in Frankreich, Griechenland und in geringen Mengen in Australien kultiviert. In der Pfalz zählt der Muskattrollinger zu den absoluten Exoten.
Ein Erfolg: der Feinherber Rosé
Zu Beginn baute die Winzerfamilie den Muskattrollinger zu einem Rotwein aus. Auch wenn der fruchtig-würzige Rotwein nicht zu verkennen war, fand er nicht allzu großen Anklang. Als Vera die Verantwortung im Weinkeller übernahm, beschloss sie, aus dem Muskattrollinger einen feinherben Roséwein zu kreieren. Der kam so gut an, dass weitere Weinberge mit Muskattrollinger angelegt wurden.
Dolce Vita im Glas
Im Glas zeigt sich der 2022er Muskattrollinger Rosé in einer rosa-roten Farbe. Der Sommerwein versprüht Aromen von Litschi, Veilchen und die typische Muskatnote. Am Gaumen zeigt er eine wunderbare klare Beerenfrucht mit einer ausbalancierten Süße, die bis in den Nachhall erhalten bleibt. Ganz gleich, ob der Wettergott uns einen sonnenverwöhnten Sommer beschert, mit diesem Pfälzer Exoten haben wir die Dolce Vita im Glas.
2022er Muskattrollinger Rosé feinherb | 0,75 l | 5,90 Euro | Weingut Keller, Göcklingen | verakellerweine.de
Inga Klohr. Foto: Adlumina/Ralf Ziegler
Die VielPfalz-Weinstöberei
Besondere Cuvées oder ein spontan vergorener Literriesling – unter Pfälzer Weinen gibt es immer Spannendes zu entdecken. Weinstöberei heißt die Rubrik, in der Inga Klohr (geb. Storck) empfehlenswerte Weine vorstellt. Die Pfälzische Weinkönigin 2017/2018 und Deutsche Weinprinzessin 2018/2019 macht sich für VielPfalz auf die Suche nach besonderen Tropfen. Sie absolvierte den Dualen Studiengang Weinbau und Önologie am Weincampus in Neustadt an der Weinstraße und arbeitet als Winzerin.